Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
hatte sich lange Zeit in einer Glaskugel befunden, und zwar absichtlich. Ab und zu hatte er einen Hammer gehoben, um sich zu befreien, aber er hatte dann doch nie zugeschlagen, weil er nicht wusste, was er auf der anderen Seite des Glases sollte.
    Aus einem nahen Canyon war ein Kojote in das Wohnviertel gestreunt, vielleicht angelockt vom Licht des runden, in den Himmel steigenden Mondes. Wenn das Tier durch den Lichtkegel einer Straßenlaterne trottete, leuchteten seine Augen silbern, als wären sie halb blind, doch im Schatten war sein Blick leuchtend und rot, und nichts entging ihm.

6
    Tim hatte den Eindruck, der Fährte des inzwischen verschwundenen Kojoten zu folgen, als er nach Norden fuhr. Am nächsten Stoppschild bog er links ab und fuhr bergab auf die Küstenstraße zu.
    Immer wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel. Niemand folgte ihnen.
    »Wo wollen Sie sich verstecken?«, fragte er.
    »Das überlege ich mir später. Ach, da wir jetzt gemeinsam auf der Flucht sind, könnten wir die Förmlichkeiten eigentlich lassen.«
    »Inwiefern?«
    »Sag einfach du zu mir.«
    Tim nickte nur.
    Sie trug noch immer Jeans und einen mitternachtsblauen Pulli, über den sie eine karamellfarbene Cordjacke gezogen hatte. Im Schoß hielt sie ihre Handtasche, auf dem Rücksitz lag eine große Reisetasche.
    »Und wann willst du es dir überlegen?«, fragte er.
    »Nachdem wir bei dem Typen waren, dem du vertrauen kannst. Der herausbekommen kann, zu wem das Nummernschild gehört.«
    »Eigentlich wollte ich den alleine aufsuchen.«
    »Bin ich etwa nicht vorzeigbar?«
    Sie war nicht so hübsch wie auf dem Foto, doch es kam ihm vor, als würde sie trotzdem irgendwie besser aussehen.
    Als sie vor der Passbildkamera gestanden hatte, war ihr
dunkelbraunes, fast schwarzes Haar kürzer gewesen als jetzt und absichtlich zerzaust.
    »Sehr vorzeigbar sogar«, sagte Tim. »Aber wenn du dabei bist, wird er unruhig werden. Er wird wissen wollen, worum genau es eigentlich geht.«
    »Dann erzählen wir ihm einfach irgendwas, das sich gut anhört.«
    »Das ist niemand, den ich anlüge.«
    »Gibt es so jemand?«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut. Überlass das mir. Ich werde ihm etwas auftischen, was ihm gefällt.«
    »Nein, du wirst das auch nicht tun«, sagte Tim. »Diesem Burschen gegenüber sind wir ehrlich.«
    »Wer ist das denn – dein Dad oder so was?«
    »Ich verdanke ihm eine Menge. Er ist sehr zuverlässig. Pedro Santo heißt er. Pete. Er arbeitet im Raub- und Morddezernat. «
    »Also gehen wir doch zur Polizei?«
    »Inoffiziell.«
    Sie fuhren nordwärts an der Küste entlang. Richtung Süden herrschte kaum Verkehr. Ab und zu kam ihnen ein Wagen entgegen, der sich eindeutig nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt, aber keiner davon hatte ein Blinklicht.
    Im Westen fiel die dicht bebaute Felsküste zum unbesiedelten Strand hin ab. Hinter Gestrüpp und breiten Sandflächen verschmolzen Pazifik und Himmel am schwarzen Horizont.
    Im Licht des Mondes rollten die Wellen mit dekorativen Schaumkronen heran. Tim dachte unwillkürlich an ein schlafendes Wesen, das sich unter seinem Federbett unruhig hin und her wälzt.
    »Es ist nämlich so«, sagte Linda nach längerem Schweigen, »dass ich kein besonders gutes Verhältnis zu den Cops habe.«

    Sie starrte geradeaus auf die Straße, aber im Licht der entgegenkommenden Scheinwerfer schien ihr unverwandter Blick sich auf eine andere Szene zu richten.
    Tim wartete auf mehr, doch als sie wieder schwieg, fragte er: »Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Hattest du mal Scherereien?«
    Sie kniff ein Auge zu. »Ich doch nicht. Ich bin so harmlos und unverbogen wie ein neuer Nagel, der noch nie einen Hammer kennengelernt hat.«
    »Wieso hört sich das so an, als hätte es durchaus einen Hammer gegeben, vielleicht sogar eine Menge Hämmer, aber du hast dich trotzdem nicht verbogen?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wieso sich das in deinen Ohren so anhört. Vielleicht neigst du dazu, ständig eine verborgene Bedeutung zu vermuten, selbst wenn keine da ist.«
    »Ich bin ein einfacher Maurer.«
    »Die meisten Automechaniker, die ich kenne, denken tiefgründiger als jeder Collegeprofessor, dem ich je begegnet bin. Das müssen sie auch, denn schließlich leben sie in der realen Welt. Mit Maurern muss sich das ähnlich verhalten. «
    »Ach, bei uns gibt’s aus naheliegenden Gründen auch mehr als genug Betonköpfe.«
    Sie lächelte. »Über dich hast du damit aber nichts gesagt.«
    An der Newport

Weitere Kostenlose Bücher