Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
ist meine Notreserve, falls es zur Katastrophe kommt.«
    »Zu welcher Katastrophe?«
    »Zu irgendeiner.«
    »Meinst du etwa, das Jüngste Gericht steht vor der Tür?«
    »Irgendwie ist diese Katastrophe doch jetzt eingetreten, oder nicht?«
    »Eigentlich schon«, gab er zu.
    Sie runzelte grimmig die Stirn. »Ich werde nie wieder hilflos sein«, sagte sie.
    »Wir stecken zwar in der Klemme, aber hilflos sind wir nicht«, sagte er beruhigend.
    »Ich spreche nicht von jetzt.« Sie steckte das Geld in ihre Handtasche zurück.
    »Du meinst, dass du damals hilflos warst … als das mit Molly geschehen ist. Und das war offenbar nicht das Einzige. «
    »Genau.«
    »Willst du darüber sprechen, was noch passiert ist?«
    »Nein.«
    »Von Molly hast du mir aber erzählt.«
    »Das hat schon weh genug getan.«
    Tim lenkte den Wagen auf die Autobahnauffahrt. Oben herrschte starker, aber flüssiger Berufsverkehr. Ein Wagen
nach dem anderen raste in rücksichtslosem Tempo durch eine Wohngegend, die ein Immobilienmakler wohl als »paradiesisch« bezeichnet hätte.
    »Am Ende«, sagte er, »sind wir alle hilflos, wenn wir der nackten Wahrheit ins Gesicht sehen.«
    »Ich mag die nackte Wahrheit. Aber, verdammt noch mal, am Ende will ich wirklich noch nicht sein.«
    Daraufhin fuhren sie schweigend bis zu der Ausfahrt, über die man zu dem von Tim angepeilten Großmarkt gelangte.
    Das Schweigen war angenehm. Egal, wie weit ihre gemeinsame Reise sie noch führen würde, über jene Art von Schweigen, die sie als peinlich empfunden hätten, waren sie offenbar schon hinweg.
    Einmal würden sie aber doch noch verlegen werden – wenn sie endlich bereit wären, sich gegenseitig das zu erzählen, was vorläufig noch ein Geheimnis auf Gegenseitigkeit war.

40
    Als Krait vor Brittanys und Jims Haus in seinem Wagen saß, verschickte er erst einmal eine kodierte Textnachricht, um das Team, das ihn unterstützte, über die drei Leichen im Haus zu informieren.
    Er machte keinen Vorschlag, was man diesbezüglich unternehmen sollte. Derartige Entscheidungen fielen nicht in seine Zuständigkeit. Ihm ging es nur darum, dass man Bescheid wusste.
    Er tippte: BEDAURE DIE BESCHERUNG, WAR JEDOCH UNVERMEIDLICH. Zum Abschluss zitierte er T.S. Eliot: DEM LEBEN KANN MAN SICH ENTZIEHEN, DEM TOD NICHT.
    Obgleich er nie jemanden von den Männern und Frauen seines Teams kennengelernt hatte, stellte er sich vor, dass sie ihn als legendäre Gestalt empfanden, überlebensgroß und mächtig wie der Tod. Von Zeit zu Zeit sandte er ihnen gern literarische Zitate wie das von Eliot, um ihnen unter die Nase zu reiben, dass er nicht nur ein äußerst fähiger Vollstrecker, sondern auch sehr gebildet war. Dadurch waren sie sicher noch motivierter, ihm die nötigen Dienste zu leisten.
    Falls er jemals zur Schule gegangen war, hatte er das in seiner Kindheit und Jugend getan, aber er hatte keine Erinnerung daran. Überhaupt erinnerte er sich an nichts, was vor seinem neunzehnten Lebensjahr geschehen war. Er war jedoch ein ausgezeichneter Autodidakt und hatte sich viel selbst beigebracht.

    T.S. Eliot war zwar kein Autor, den Krait schätzte, doch selbst jemand, der so hartnäckig das Falsche dachte, konnte gelegentlich eine gelungene Zeile zustande bringen. Wäre der Kerl noch am Leben gewesen, hätte Krait ihn umgebracht.
    Wahrscheinlich war es dem Team ohnehin am liebsten, wenn Brittany und Jim die Leichen entdeckten. Im Verlauf der polizeilichen Ermittlungen konnte man dann alle forensischen Spuren, die Krait belasteten, zerstören oder verfälschen. Außerdem konnte man DNA-Spuren, Haare und Gewebefasern einschmuggeln, um die Polizei so zu verwirren, dass sie schließlich in einer Sackgasse landete.
    Den Namen der Organisation, zu der das Team gehörte, kannte Krait nicht, weshalb er sie im Stillen als Gentlemen’s Club oder einfach als Club bezeichnete. Er hatte keine Ahnung, was dieser Club darstellte, was das eigentliche Ziel seiner Mitglieder sein mochte und weshalb sie bestimmte Leute umbringen lassen wollten. Das brauchte er auch nicht zu wissen.
    Zu Anfang seiner Laufbahn hatte Krait über ein Jahrzehnt lang im Auftrag der Mafia getötet. Tätig geworden war er ferner für Bittsteller, denen er von dankbaren Leuten empfohlen worden war, für die er streitsüchtige Ehepartner, reiche Eltern oder andere Hindernisse für ein gutes Leben aus dem Weg geräumt hatte. Dann hatte ihn vor sieben Jahren ein Mitglied des Clubs kontaktiert und der Hoffnung Ausdruck gegeben, er

Weitere Kostenlose Bücher