Blutwahn - Der Schrecken am See
Sex auffrisst.“
Jana hatte Mühe, das lautstarke Jaulen, das sie an einen kastrierten Hund denken ließ, zu übertönen: „Wie seid ihr hierher gekommen und sind noch welche von euch in der Nähe?“
Mark heulte und wimmerte, während er sich ununterbrochen auf der Erde wälzte.
„Antworte mir!“, schrie Jana und verpasste ihm einen Tritt in die Leistengegend.
„Fick dich, du Schlampe“, stieß Mark schließlich hervor.
Jana hielt den Lauf der Maschinenpistole an Marks Hinterkopf. „Ich frag nicht noch einmal!“ „Kleintransporter. Der Professor wartet im Wagen.“
„Wer ist der Professor?!“
Mark antworte aber nicht, stattdessen stützte er sich auf den Armen ab, hob seinen Oberkörper an und schaute zwischen seine Beine. Mit einem vor Schmerz oder plötzlichem Wahnsinn völlig entstellten Gesichtsausdruck blickte er Jana an und machte dann von einem lauten Aufschrei begleitet einen Satz auf sie zu. Jana drückte den Abzug ihrer Waffe und war erstaunt, wie leicht sich die Schüsse lösten. Sie durchsiebten Marks Schultern und seine Stirn. Er fiel in die Blutpfütze zurück, die seine Männlichkeit ergossen hatte.
28
Jana zog sich ihre Klamotten wieder an und dachte an den ganzen Wahnsinn, den sie in dieser Nacht hatte durchmachen müssen. Sie musste gegen Kreaturen kämpfen, deren Existenz sie vorher höchstens in einem Horrorfilm oder Gruselkabinett für möglich gehalten hatte. Mit Abstand das Schlimmste war es Philipp zu töten, der sich in eines der Biester verwandelt hatte. Und als wäre das alles noch nicht genug, bestand ihre einzige Chance zu überleben darin, einem Fremden einen zu blasen und ihm den Schwanz nahezu abzubeißen. Zuletzt sah sie sich dann auch noch gezwungen ihn mit Kugeln aus einer Maschinenpistole vollzupumpen. Sie war entsetzt und überrascht zu was sie alles fähig gewesen war, um zu überleben. Einen Moment lang wollte sie jetzt einfach abhauen, zum nächsten Haus rennen und Hilfe holen. Aber dann schüttelte sie energisch den Kopf. Nein, sie brauchte jetzt Antworten. Sie musste wissen, was das für Wesen waren und wie es zu diesem ganzen Irrsinn kommen konnte. Sie musste zumindest verstehen, warum sie heute Nacht ihren Freund verloren hatte.
Jana ging in die Küche, drehte den Wasserhahn des Spülbeckens auf und spülte sich den Mund aus. Anschließend trank sie begierig zwei Gläser Wasser und aß ein Stück fertig abgepackten Käsekuchen, den sie mitgebracht hatten. Nach wie vor fühlte sie sich unwohl; zu der latenten Übelkeit gesellten sich jetzt auch Kopfschmerzen. Dieser Professor verlieh ihr allerdings neuen Antrieb. Den würde sie sich gleich vorknöpfen. Und er würde ihr Antworten geben, dafür würde sie schon sorgen. Allerdings musste sie vorsichtig sein, sie wusste nicht mit wem sie es zu tun hatte und außerdem lauerten hier vielleicht noch mehr dieser Kreaturen in der Nähe. Mit der Waffe in der Hand ging sie hinaus auf die Terrasse.
Es regnete mittlerweile nicht mehr und der Mond warf mattes silbriges Licht in die Nacht hinaus. Die erfrischende, reine Luft nach dem Gewitter belebte Jana. Sie überlegte: Wenn sie auf direktem Wege vor das Haus zur Einfahrt ginge, würde der Kerl sie vielleicht kommen sehen. Sie atmete tief ein und ging stattdessen rechts über die kleine Rasenfläche um das Haus herum bis zur Hecke, die das Grundstück von der Straße trennte. Plötzlich raschelte es jenseits des Rasens in den dichten Baumreihen. Jana hielt inne und richtete die Waffe auf die Stelle, von wo sie das Geräusch gehört hatte. Der dumpfe Ruf eines Uhus durchbrach die Stille der Nacht, dann flog der Vogel in den dunklen Himmel davon. Wahrscheinlich hatte er das Rascheln verursacht. Zwischen Hecke und Haus befand sich ein schmaler Durchgang, den Jana vorsichtig und mit schussbereiter Waffe entlangging, bis sie auf die Einfahrt schauen konnte. Hinter ihrem Audi sah sie die Umrisse eines größeren Fahrzeugs. Leise und gebückt schlich Jana dicht an der Hecke entlang über den Rasen bis hinter den Wagen, den sie nun als schwarzen Mercedes-Kleintransporter mit getönten Scheiben erkannte. In geduckter Haltung trat sie neben das Fahrzeug und riss dann die hintere rechte Schiebetür auf. Jana zielte mit der Maschinenpistole in den Kleintransporter; zeitgleich ging die Innenbeleuchtung an. Sie vermochte kaum zu sagen, wer mehr erstaunt war: Sie oder der, in seinen Rollstuhl zusammengekauerte Greis mit seiner braunen Strickjacke und dicken Brillengläsern
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