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Blutwahn - Der Schrecken am See

Blutwahn - Der Schrecken am See

Titel: Blutwahn - Der Schrecken am See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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etwas differenzierter betrachten. Mein Vater und andere hochrangige Mediziner versuchten mit viel Eifer, Heilmittel und Impfstoffe gegen Tuberkulose und Fleckenfieber zu finden. Und bei den Senfgas-Experimenten ging es darum, die Soldaten unseres Landes bei Kriegseinsätzen besser gegen diesen Kampfstoff schützen zu können. Es wurden also wenige für das Wohl vieler geopfert. Außerdem waren die Versuchspersonen Russen, Zigeuner und Juden aus dem KZ Dachau – sie waren sowieso dem Tode geweiht.“
„Ich fasse es nicht.“ Jana beugte sich aufgeregt vor. „Sie verharmlosen und rechtfertigen diese widerlichen Morde auch noch?“
Adrian Goldbach wich ihrem Blick aus.

Jana war entsetzt. Sie griff nach der Zigarettenschachtel, die auf dem Tisch lag, und zündete sich eine Kippe an. Das war eh höchste Zeit, nach dem Horror heute Nacht brauchte sie dringend etwas Nikotin.
„Dürfte ich bitte auch eine haben?“
Jana schaute den alten Mann entgeistert an. Egal, dachte sie, stand auf und knallte Feuerzeug und Zigaretten so auf den Tisch, dass Adrian drankam. Widerwillig schob Jana ihm auch noch den Aschenbecher entgegen. Der Professor fingerte an der Zigaretten-Schachtel herum und schließlich zündete er sich eine an.
Unglaublich, nun sitzen wir hier und paffen auch noch eine. Das wird immer skurriler.
„Erzählen Sie weiter“, sagte Jana.
Plötzlich schoss der Affe aus dem Uhrenhäuschen hervor und verkündete seinen lautstarken Ruf. Adrian fuhr erschrocken mit dem Kopf herum und ließ dabei beinahe seine Zigarette fallen.
„Los jetzt“, drängte Jana.
Der alte Mann räusperte sich. „Also, im Jahre 1944 kam ich, auf Drängen meines Vaters, zur Station am Alatsee. Ich muss dazu sagen, ich war ein junger Mann und finanziell abhängig von meinem Vater. Er war eine dominante Persönlichkeit und es war von Anfang an klar, dass ich auch eine medizinische Laufbahn absolvieren sollte. Mein Medizinstudium ruhte gerade und ich sollte ihm assistieren. Nun ja, im Vergleich zum Vorjahr hatte sich aber einiges geändert. Die Versuche, von denen ich erzählt habe, die wurden damals auch andernorts auf ähnliche Weise durchgeführt. Inzwischen hatte die Station am Alatsee allerdings, auf Befehl von ganz oben, einen exklusiven Auftrag. Mit Hilfe von halluzinogenen Substanzen, Bakterien, Chemikalien und Nervengiften sollten wir an einer Art menschlicher Kampfmaschine experimentieren. Mit anderen Worten, wir sollten einen Stoff produzieren, der Menschen willenlos, aggressiv und mordlustig macht. Das Ziel war die Erschaffung einer unbesiegbaren, elitären Armee. Orientiert haben wir uns bei der Versuchsreihe an der Zombifikation aus dem haitianischen Voodoo, bei der Menschen durch das Nervengift eines Kugelfisches, das zur Blockierung der Nervenbahnen führt, in einen Scheintod versetzt werden. Durch die Verabreichung einer weiteren Substanz, die eine Absenkung der Lebensfunktionen zur Folge hat, wird das Opfer zu einem willenlosen Sklaven – einem Zombie cadavres -, der alles tut, was man ihm aufträgt. Im Endeffekt war das Ziel schmerzunempfindliche, höchst aggressive Soldaten zu schaffen, die nicht eher ruhen würden, bis der Feind tot ist. Außerdem hätte die Möglichkeit bestanden, einen ähnlichen Stoff als eine Art Kampfgas einzusetzen, der dazu führen sollte, dass sich eine Bewusstseinsveränderung bei Feinden vollzieht und diese sich anschließend gegenseitig zerfleischen. Das war unsere Mission.“
„Ich fasse es wirklich nicht. Grausame Menschenversuche und Massenmorde. Und Sie reden darüber so emotionslos als ginge es um ganz normale Alltagsereignisse.“
Jana schüttelte den Kopf, als plötzlich ein Fauchen die Stille durchbrach. Dann klang es, als ob jemand gegen eine Tür schlug. 

 
    30
     
    Der Professor blickte angsterfüllt in Richtung des Flurs. Ein kehliges Stöhnen ertönte, begleitet von Kratzgeräuschen.  
„Gott gütiger, was ist das?“, fragte Adrian Goldbach, bei dem sich Angstschweiß auf der Stirn gebildet hatte.
„Eines ihrer Geschöpfe, nehme ich an. Darauf läuft es doch hinaus, nicht wahr? Und Gott hat damit wenig zu tun, dann doch eher der Teufel. Aber keine Angst, das Ding ist eingesperrt.“
„Diese Bestien sind unberechenbar, erschießen Sie sie“, forderte Adrian mit erhobener Stimme.
„Sie erzählen mir jetzt erst mal Ihre Geschichte weiter.“
Adrian schaute immer wieder voller Furcht zur Seite, dann fuhr er fort:
„Wir arbeiteten mit zwei Toxikologen zusammen und

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