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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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rechnete fest damit, dass wir erschienen, und damit hatte sie nicht falsch gelegen. Aber sie würde es nicht so belassen können. Es musste etwas passieren. So lag es an ihr, die Dinge in Bewegung zu bringen.
    Ich rechnete nicht damit, dass sie plötzlich vor dem Haus auftauchte, um ihren Triumph zu genießen, nein, eine wie sie war raffinierter, und möglicherweise wartete sie auch den Anbruch der Dunkelheit ab. Erst dann fühlte sie sich richtig stark und sicher.
    »Ich lasse das Geschenk erst mal im Wagen«, sagte Bill. Er griff zur Flasche, zog den Korken aus der Öffnung und schnupperte.
    »Nimm einen Schluck.«
    »Weißt du, wie das Zeug riecht?«
    »Ja. Aber es schmeckt besser.«
    Bill drückte den Korken wieder in die Öffnung. »Lieber nicht«, kommentierte er und schob die Flasche von sich. Dann legte er sich zurück und schaute ins Leere. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu warten, John.«
    »Bisher schon.«
    »Dann willst du nicht hinein nach Petrila fahren, um den Leuten dort einige Fragen zu stellen.«
    »Das bringt nichts. Ich glaube nicht, dass einer von denen weiß, was mit Marek geschehen ist. Außerdem hatte er zu ihnen nicht eben den intensivsten Kontakt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Ich sah noch immer durch die Scheibe, ohne vor dem Haus eine Veränderung gesehen zu haben. Dann sagte ich: »Die Cavallo wird etwas unternehmen müssen, Bill. Die kann die Lage nicht so lassen, wie sie ist. Es muss einfach vorangehen.«
    »Aber wann?«
    »Das liegt an ihr.«
    »Und bis dahin kann Frantisek schon längst tot sein oder als Vampir durch die Gegend laufen.«
    Natürlich hatte auch ich an die Möglichkeit gedacht, es aber nicht gewagt, es auszusprechen. Mir vorzustellen, dass Freund Marek zu einem Vampir geworden war, das fand ich schrecklicher als den schlimmsten Albtraum. Ich musste daran denken, dass schon seine Frau Marie zu einer Blutsaugerin geworden war und ich sie hatte töten müssen. Das war eine Szene, die ich nie in meinem Leben vergessen würde, aber ich hatte nicht anders handeln können.
    »Warum sagst du nichts, John?«
    »Ich schiebe einiges zurück.«
    »Möchte ich auch gern. Aber so wie du mir die Cavallo beschrieben hast, ist alles möglich. Da mag Frantisek noch so gut sein, er kommt gegen sie nicht an. Der wird zu ihrem Spielball, und sie kann uns durch ihn erpressen. Das darfst du auch nicht vergessen.«
    Er hatte ja so verdammt Recht. Es gab für uns keine Chance, Marek zurückzuholen. Wir wussten einfach zu wenig. Die Gegend um Petrila herum war waldreich und hügelig. Im Hintergrund grüßten die hohen Gipfel der Karpaten, die schon bald eine weiße Haube bekommen würden. Noch war alles grün, und die Blätter der Bäume vor dem Haus wurden durch den leichten Wind bewegt.
    Ich wollte mich schon vom Fenster abwenden, als ich eine Bewegung wahrnahm. Jemand kam vom Ort her und nahm den Weg zum Haus. Obwohl diese Person noch recht weit entfernt war, erkannte ich dass es sich um eine Frau handelte.
    Bill war meine veränderte Haltung nicht entgangen. Er fragte: »Ist da was oder...«
    »Mehr das Erste.«
    Er stand auf. »Wieso?«
    »Da kommt jemand.«
    Ich gab keine weiteren Erklärungen, denn mein Freund trat zu mir und schaute ebenfalls durch das Fenster. Beide sahen wir jetzt die Frau auf dem alten Rad, die mühsam näher an das Haus heranstrampelte. Sie trug eine Jacke, eine Hose und hatte über ihren Kopf eine Mütze oder einen flachen Hut gezogen.
    »Da bin ich aber gespannt«, flüsterte der Reporter. »Wer kann das wohl sein?«
    »Bestimmt nicht Mareks Freundin.«
    »Weiß man das?«
    »Hör auf.«
    »Er hat schließlich heute Geburtstag. Da kann es sein, dass man ihm gratulieren will.«
    Da hatte Bill nicht mal so Unrecht. Aber wir sahen kein Geschenk. Nichts Eingepacktes und auch keine Blumen. Die Unbekannte strampelte näher und trat schließlich in den Rücktritt.
    Wir waren aus der direkten Nähe des Fensters zurückgetreten und schauten von zwei Seiten schräg durch die Scheibe, so dass wir gerade noch sehen konnten, was da passierte.
    Die Frau stieg vom Rad. Sie stellte es auf den Ständer und schaute sich kurz um. Auch über die Hauswand glitt ihr Blick, als suchte sie etwas Bestimmtes.
    Neu war für sie der Fiat, und den betrachtete sie genauer. Sie ging hin, umkreiste ihn und schaute durch die Fenster nach innen.
    »Hast du eine Meinung, John?«
    Ich schob mich etwas nach vorn. »Ja und nein. Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einer Blutsaugerin zu tun

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