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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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wieder um.
    »Ruf bei den Chemikern an. Die sollen bei der Analyse aufs Gas treten.«
    »Nun beruhig dich doch mal.« Toke schüttelte den Kopf. »Mikkel läuft uns nicht davon. Lass sie in Ruhe arbeiten.«
    Lars’ Telefon klingelte.
    »Hej, Lars, hier ist Simon.«
    »Simon?« Er erkannte die Stimme nicht wieder.
    »Marias Simon. Wissen Sie, wo Maria ist? Sie wohnt doch jetzt bei Ihnen, oder?«
    »Öh …« Wie verhielt man sich in einer derartigen Situation? Er mochte Simon. Aber er wusste, dass er sich nicht in Marias Angelegenheiten einzumischen hatte. »Ja … wahrscheinlich ist sie bei irgendeiner Prüfung. Du, es tut mir leid, aber ich bin gerade sehr beschäftigt. Ich werde ihr sagen, dass du angerufen hast.« Er beendete das Gespräch und atmete durch.
    Toke hatte die Hand bereits auf der Türklinke. Lars legte das Telefon beiseite.
    »Ach ja, und was diese Probe angeht. Zwischen Stines und Louises Vergewaltigung lagen zwei Tage. Wenn es nicht Mikkel ist, schlägt der Täter heute Nacht vielleicht wieder zu.«
    Toke seufzte. Er suchte auf seinem Handy bereits die Telefonnummer heraus.

25
    In der Kabine herrschte infernalischer Lärm. Sanne fasste nach der Armlehne und legte den Kopf zurück. Presste den Nacken fest an die Rückenlehne. Es wird schon gehen, sagte sie sich wieder und wieder. Ihren Körper konnte sie dennoch nicht überzeugen. Kalter Schweiß bildete sich unter den Armen, zwischen den Brüsten und auf der Oberlippe.
    Start und Landung waren immer am schlimmsten.
    Sie selbst hatte Ulrik halb gedroht, halb überzeugt, eine Dienstreise nach Bratislava zu bewilligen, um Miras Leiche zu überführen. Nicht gerade ein Herzenswunsch. Aber sie musste Zoe Vanin, Miras Mutter, treffen, um die Person Mira plastischer werden zu lassen. Nur, wie dumm durfte man sein? Vor allem, wenn man in Betracht zog, dass es keine Direktflüge zwischen Kopenhagen und Bratislava gab? Sie hatte einen LOT -Flug mit Zwischenlandung in Warschau buchen müssen. Zwei Starts und zwei Landungen auf dem Hinflug, zwei Starts und zwei Landungen auf dem Heimweg. Am gleichen Tag. Und dort unten bei der slowakischen Flughafenpolizei wartete eine Mutter auf den Sarg ihrer Tochter. Als Repräsentantin des Landes, in dem ihre Tochter ermordet worden war, hatte Sanne offiziell zu kondolieren. Heute war bestimmt nicht ihr Tag.
    Direkt unter ihr lag das große schwarze Loch von Bratislavas M .- R .-Štefánik-Flughafen und sog sie an.
    Ein nüchterner, fensterloser Raum der Flughafenpolizei. Schmutzig graue Wände, eine einzige Tür. Ein verschrammter Tisch aus fettigem Kunststoff. Sanne stellte ihre Tasche auf den Tisch und sah sich um. Zwei Stühle. Die der Tür gegenüberliegende Wand schmückte ein Kalender mit Fotos slowakischer Touristenziele. Das Juni-Blatt zeigte Schloss Bojnice und die Burg Č achtice.
    Die Tasche auf dem Tisch fing an zu vibrieren. Diana Ross dröhnte durch den Raum. Upside Down . Sanne öffnete die Tasche und nahm ihr Handy heraus. Eine dänische Nummer. Das Präsidium.
    »Hej, hier ist Allan. Bist du gelandet?« Er klang aufgekratzt.
    »Hm. Gibt’s was Neues?«
    »Du hast Recht gehabt.«
    »Womit?«
    Einen Moment war nur raschelndes Papier zu hören.
    »Elvir Seferi. Meriton hat behauptet, Elvir hätte in der Nacht, als Mira verschwand, mit ihm und Ukë im Club Karten gespielt.«
    »Und …?« Sie griff nach der Rückenlehne eines Stuhls.
    »Die Kollegen in Middelfart hatten ihn die ganze Nacht zur Ausnüchterung. Er war besoffen, hat auf den Sitz gepisst und fuhr ohne Fahrkarte im Intercity Århus – Kopenhagen. Abfahrt 20:01, Ankunft im Kopenhagener Hauptbahnhof 23:18 Uhr.«
    »Und wann wurde er in Middelfart festgenommen?«
    »21:16 Uhr. Der Fahrplan wurde exakt eingehalten.«
    Sie setzte sich.
    »Und wieso erfahren wir das erst jetzt?«
    »Die Provinzpolizei.« Allan lachte, dann verstummte er. »Entschuldige, ich wollte nicht …«
    »Egal. Warum?«
    »Der Beamte, der ihn verhaftet hat … sein Computer war kaputt, daher hat er eines dieser alten Formulare mit der Hand ausgefüllt. Eigentlich wollte er es am folgenden Tag ins Zentralregister übertragen, aber am nächsten Morgen war er krank.«
    Es klopfte, die Klinke bewegte sich.
    »Ich muss Schluss machen.« Sanne beendete das Gespräch, als die Tür aufging und eine Frau mit kurzen blondierten Haaren den Raum betrat.
    Zoe Vanin war nicht besonders groß. Zerfurchtes Gesicht, graue Haut, ein harter Zug um den Mund. Die dunklen Haaransätze

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