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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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blickte aus dem Fenster.
    »Und wenn ihr etwas passiert?«
    »Sie bekommt Manndeckung. Wir heften uns an ihre Fersen. Legen ihre Route von vornherein fest, postieren auf dem ganzen Weg unsere Leute.«
    »Tja, du bist dafür jedenfalls nicht geeignet, Lisa.« Kim A . lachte dröhnend. »Du bist nicht ganz sein Typ.«
    Lisa streckte ihm die Zunge raus. Dann grinste sie.
    »Und du wirst nie meiner.«
    Kim A . setzte eine verletzte Miene auf. Der ganze Raum brach in erlösendes Gelächter aus.
    »Ich finde, das ist kein Job für eine Anfängerin.« Lisa saß umgekehrt auf ihrem Stuhl. Das Kinn auf den gekreuzten Armen, die auf der Lehne lagen. Lars schaute in seine Unterlagen.
    »Kim A ., könntest du der Rechtsmedizin mal auf die Füße treten, wo der Bericht über Stine Bang bleibt?«
    Alle im Raum starrten ihn an.
    »Was?«
    Lisa antwortete als Erste.
    »Den hat Kim doch schon vor zwei Tagen erhalten.«
    Vor zwei Tagen? Und in der Zwischenzeit hatten zumindest Lisa und Frank Gelegenheit gehabt, ihn durchzusehen. Ein Muster begann sich abzuzeichnen. Oder wurde er nur allmählich paranoid?
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Toke schob ein großes blondes Mädchen mit einer imponierenden Oberweite herein.
    »Das ist Lene. Sie hat versprochen, uns zu helfen.«
    Kim A . und Frank nickten. Lars versuchte zu lächeln. Lene hatte blaue Augen und war braun gebrannt, als wäre sie bereits im Urlaub gewesen. Kein Zweifel, dass sie im Penthouse auffallen würde – und auch überall sonst.
    »Also, es ist nicht ganz ungefährlich«, begann Lisa.
    »Toke hat mir erzählt, worum es geht und was ich machen soll. Ich habe keine Angst.«
    »Sie ist perfekt«, murmelte Frank. Laut sagte er: »Entweder sie, oder wir lassen es ganz.«
    Lars ging im Kopf Lenes Personalakte durch: Sie hatte den 3. Dan im Judo, war eine ausgezeichnete Läuferin, psychisch stabil und hatte bei den Demonstrationen während der UN -Klimakonferenz gezeigt, dass sie Druck aushalten konnte. Wer weiß, was sie dort gemacht hatte? Lars schaute hinüber zu Kim A . Frank hatte Recht. Sie oder keine.
    »Okay, wenn du sicher bist.« Sie lächelte. »Gut«, fuhr er fort. »Abgemacht. Schauen wir uns die Operation mal an.«
    Eine Stunde später hatten sie sämtliche Details besprochen. Toke war mit Lene gegangen. Lisa und Frank verschwanden zum Mittagessen. Kim A . stand auf und wollte ihnen folgen, als Lars sich räusperte.
    »Was war mit dem Bericht der Rechtsmedizin?«
    »Was?« Kim A . zog die Augenbrauen hoch.
    »Du weißt, wovon ich rede.«
    »Was soll ich sagen?« Kim A . zuckte die Achseln. »Ich muss es vergessen haben.« Er wich Lars’ Blick aus. Darüber hinaus schien ihm die Situation aber nicht unangenehm zu sein.
    Was konnte Lars tun? Mit Ulrik reden? Er konnte sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen.
    »Wo ist das Problem?«, fragte Kim A . »Da steht sowieso nichts drin, was wir nicht schon wussten.«
    Lars machte eine müde Handbewegung. Kim A . verließ das Büro.
    Vielleicht sah er bloß Gespenster? Vielleicht hatte Kim A . die alte Geschichte längst vergessen? Er lehnte sich zurück, öffnete das Fenster und zündete sich eine verbotene King’s an. Und wenn nicht? Der Bürostuhl knarrte unter ihm, als er die Füße aufs Fensterbrett knallte. Wenn er sich zurücklehnte, bekam er gerade noch einen Sonnenstrahl ins Gesicht.

27
    »Spendierst du mir einen Tee?«
    Sie kam ganz dicht an ihn heran. Der alkoholschwere Geruch von Parfüm übertönte den Fliederduft der Hecke. Und dahinter das Gymnasium, sonnendurchströmt und leer. Der Asphalt auf dem Parkplatz dampfte in der Hitze. Niemand sonst war zu sehen.
    Maria wollte eine Freundin besuchen und erst am späten Abend nach Hause kommen. Er hoffte, sie später noch zu sehen. Bis dahin lag der Abend lang und öde vor ihm. Christian sah auf Christina herab. Die blauen Augen, das helle Haar. Irgendetwas musste er ja machen.
    »Ich will erst noch trainieren.« Er schloss die Beifahrertür, als sie eingestiegen war, und ging um den Wagen herum.
    Sie schlug die Augen nieder, kicherte.
    »Ist schon okay. Ich kann ja zugucken.«
    Er langweilte sich bereits jetzt.
    Zuerst drei Sets mit fünfzehn Kniebeugen unter Hanteln, dann Bankdrücken. Achtundzwanzig Kilo auf jeder Seite. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Die Sonne schien durchs Kellerfenster. Sie saß auf einem Plastikstuhl unter dem Fenster und tat, als würde sie lesen. Sie schielte zu ihm hinüber, wenn sie meinte, er sehe es nicht.
    Er sollte die

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