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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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hatten. Seine Hand suchte ihre Jeans, knöpfte einen Knopf auf, dann noch einen. Sie setzte sich auf. Ihr Haar war zerzaust. Sie lächelte.
    »Ich muss nur mal aufs Klo.«
    Dann verschwand sie im Badezimmer. Er schlug die Tagesdecke zurück, warf sie auf den Boden. Das Bettzeug rollte er an der Wand zusammen und lehnte sich zurück. Irgendwo draußen tanzte der Mond und leuchtete durchs Fenster. In der Nacht lebten die Schatten.
    Aus dem Badezimmer kam das Geräusch von Jeansstoff an Haut. Sie zog sich aus. In seinen Fingern fing es an zu schnurren, sie waren so dick. Das Bettzeug – eine Explosion an seiner Haut. Der Fensterrahmen verzog sich zu einer Acht, zerbrach, zerschmolz in großen Tropfen, die auf den Boden flossen. Zweige fuhren durchs Glas, griffen nach ihm. Der Geruch von Erde und verfaulten Blättern erfüllte das Zimmer. Es war sehr heiß, trotzdem konnte er seinen Atem sehen, eine bleiche Wolke, die mitten im Raum hing.
    Sie kam aus dem Badezimmer, flüsternd. Kroch zu ihm ins Bett.
    »Ich verstehe nicht, was du an ihr findest. Ihr Vater ist Polizist …«
    Er zog sie an sich, unterbrach ihren Satz mit einem Kuss. Maria gehörte ihm. Gleichzeitig bebte sein ganzer Körper. Er war ein großer Mund, die Lippen waren so heiß. Ihre Zunge zwischen seinen Zähnen. Sie fing an, seine Hose zu öffnen.
    Flammen leckten die Tapete hinauf, ließen sie zu braunen Fetzen zusammenschnurren. Verbranntes Konfetti und Glut rieselten aufs Bett, setzten sich in ihren Haaren fest. Er musste kurz weggetreten sein, denn nun hatte sie ihre Bluse ausgezogen und glitt über seine Brust. Er war nackt und lag auf dem Rücken. Starrte an die Decke, folgte den Linien zwischen Licht und Schatten.
    Über dem Bett schwebte ein Gesicht und füllte die Decke aus, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Leere Augenhöhlen glotzten ihn an.
    Ruckartig setzte er sich auf, glitt aus ihr heraus.
    »Schh«, beruhigte sie ihn und drückte ihn zurück ins Bett. Versuchte, ihn wieder in sich aufzunehmen.
    Unvermittelt heftig stieß er sie zurück. Sie fiel hintenüber, schlug mit dem Gesicht an die Bettkante. Sie wand sich vor Schmerzen, sah ihn vom Fußboden aus an. Die Augen zwei weiße Scheiben. Ein dunkler Streifen lief von der Nase zum Amorbogen der Oberlippe. Seine ausgestreckte Hand zitterte vor Erregung. Er wischte das Blut ab, das im Mondlicht schwarz zu sein schien, und steckte den Finger in den Mund. Der salzige Geschmack nach Eisen auf der Zunge und im Gaumen. Nach ihm.
    Unsicher kam sie auf die Beine, während er mit hastigen Bewegungen ihre Kleider zusammensuchte und auf den Treppenabsatz warf. Er schob ihren nackten Körper aus dem Zimmer und schloss die Tür. Sie kratzte noch ein paarmal am Türrahmen und flüsterte seinen Namen. Aber er wusste, was er zu tun hatte, er suchte bereits seine Sachen heraus. Ein leises Schluchzen sickerte durch den Spalt unter der Tür. Dann schlich sie die Treppe hinunter.
    Erst als es wieder still und er wirklich sicher war, dass sie das Haus verlassen hatte, öffnete er die Tür und rannte die Treppe hinunter.
    Er wollte jetzt in die Stadt.

28
    Die harten, stampfenden Beats kneteten seine Organe zu einem klebrigen, zähen Brei und hämmerten seinen Körper in eine Masse aus kollektiver Bewegung; ein obszönes Bacchanal herumwirbelnder Körper, hungriger Lippen und gieriger Blicke. Ein Fleischmarkt.
    Er ließ den Blick über die Tanzfläche schweifen, wo Mädchen, die eigentlich viel zu jung waren, um überhaupt hereingelassen zu werden, ihre Hände hoch über die Köpfe hoben und im Takt der Musik auf- und abhüpften. Tanzte man heutzutage wirklich so? Er selbst hatte als junger Mann bei Punkkonzerten Pogo getanzt, aber das hier? Er schüttelte den Kopf, wandte sich an das Mädchen an der Bar und hob einen Finger. Noch ein Wasser. Im Halbdunklen beugte sich das Mädchen über die Reihen von Bier- und Wasserflaschen und ließ Lars tief in ihren Ausschnitt gucken. Sie schrie ihm irgendetwas ins Ohr. Er nickte, obwohl er nicht eine Silbe verstanden hatte. Das Mädchen ging die Bar entlang, griff nach einer Cola, öffnete sie und stellte ein Glas und die Flasche vor ihn. Er reichte ihr zwei Zwanziger, aber sie schüttelte den Kopf. Man konnte ja viel sagen, aber das Personal war auf jeden Fall hilfsbereit. Und wenn es kein Mineralwasser mehr gab, musste er sich eben an Cola halten.
    Toke glitt neben ihn.
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Keine Ahnung.«
    Toke sah auf die Uhr. Es war fast 01:30

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