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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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die Hand ihrer Freundin.
    »Nun aber.« Christine löste sich von der Wand und legte eine Hand auf Lars’ Schulter. »Sie braucht jetzt Ruhe.«
    Lars stand auf. Alles in ihm zog sich zusammen.
    »Darf … kann Maria noch ein bisschen bleiben?« Caroline schluckte, verkniff sich das Weinen. »Nur bis ich eingeschlafen bin.« Ihre Stimme klang schleppend.
    »Ich komme gleich.« Maria winkte. Lars folgte Christine und schloss die Tür hinter sich. Irgendwo hatte er doch noch Kräfte mobilisieren können.
    »Sie kennen sie?« Christine sah zu ihm auf, die grauen Augen blickten ihn hinter der roten Designerbrille prüfend an.
    »Caroline ist die Freundin meiner Tochter.«
    Sie streckte die Hand aus, biss sich auf die Lippe. Dann ließ sie die Hand sinken.
    »Ich muss gleich den Bericht schreiben, also … wenn Sie noch weitere Fragen haben?«
    Vor dem Fahrstuhl telefonierte er mit dem Wachhabenden und bat darum, dass Frelsén und Bint zum Nørrebropark fuhren. Dann rief er Toke an, um ihn zu unterrichten.
    »Ich hätte ihn schnappen müssen.« Lars massierte beide Schläfen mit Daumen und Mittelfinger der freien Hand. Aus dem Hörer hörte er das Rascheln von Kleidung und einen knarrenden Stuhl. Toke aß offenbar gerade, er setzte sich. Es klang, als würde er sich auf ein längeres Gespräch einrichten.
    »Du schnappst ihn nicht, wenn du dir selbst Vorwürfe machst.«
    Lars räusperte sich. Toke hatte Recht.
    »Du musst zum Nørrebropark fahren. Kim A ., Frank und Lisa haben sich bei Ulrik beschwert.«
    Toke fluchte, schluckte etwas hinunter.
    »Ja, hab ich gehört.«
    »Aber Lisa? Ich hätte nicht gedacht, dass sie so viel für Kim A . übrighat.«
    »Sie haben zusammen an ein paar Fällen gearbeitet, während du im Urlaub warst.«
    Es gab nicht mehr viel zu sagen. Sie legten auf. Lars schaute auf die Tür zu Carolines Zimmer. Stine Bang und Louise Jørgensen. Mit wie vielen musste er hier oben noch reden?
    Die Tür zu Christine Foghs Büro klemmte. Lars drückte, dann sprang sie mit einem Schlag auf. Die Ärztin fuhr hinter ihrem Schreibtisch zusammen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte Lars und sah sich nach einem Stuhl um.
    »Ja, die Tür klemmt. Einen Moment, dann bin ich für Sie da.« Christine Fogh konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm und ergänzte die letzten Informationen in Carolines Krankenbericht.
    »So«, sagte sie, drückte die Enter-Taste und sah zu ihm auf.
    Lars zog seinen kleinen Notizblock und einen Stift heraus, blätterte bis zu einer leeren Seite.
    »Wie …«
    Sie schob den Stuhl zurück, richtete sich auf.
    »Anal vergewaltigt, diverse Schläge an den Kopf und ins Gesicht. Caroline hat eine Gehirnerschütterung, eine gebrochene Nase und mehrere Kratzer an der Kopfhaut. Einige Zähne sind lose, ein Vorderzahn im Oberkiefer ist zerbrochen.«
    »Haben Sie Körperflüssigkeiten finden können? Bissspuren?«
    »Ich konnte dem Enddarm eine sehr kleine Samenprobe entnehmen. Sieht aus, als sei sie mit Seife und Wasser vermischt, aber vielleicht haben wir Glück. Ich habe sie an das Rechtschemische Institut geschickt.«
    »Sieht also so aus, als wäre es derselbe Täter, der auch Stine Bang und Louise Jørgensen vergewaltigt hat?«
    »Die Verletzungen erinnern jedenfalls an die beiden anderen.« Christine schrieb etwas auf einen Block, der neben dem Computer auf dem Schreibtisch lag. »Aber es gibt auch Unterschiede. Die Verletzungen der Kopfhaut. Weniger Schläge, aber fester.«
    Lars wendete den Blick ab, klappte den Block zu.
    »Er war erregt. Kurz vorher hatte er es bei einer anderen versucht.«
    Christine Foghs Augenbrauen zeichneten sich als zwei asymmetrische Bögen über ihren grauen Augen ab.
    »Ich habe die Zeitungen gesehen«, sagte sie nur.
    Maria wartete auf dem Flur.
    »Danke, Papa. Ich wusste nicht, was ich machen sollte.«
    Lars breitete die Arme aus, umarmte sie. Maria drückte sich an ihn. »Sie sagen, sie wird bis morgen Vormittag schlafen.«
    »Komm«, erwiderte er. Selbsthass und Melancholie als Entzugserscheinungen. »Wir nehmen ein Taxi.«
    In der Wohnung stellte Lars Brot und Aufschnitt auf den Tisch, aber beide hatten keinen Hunger. Schweigend aßen sie ein Brot mit Leberpastete, das war alles. Er war unschlüssig, fluchte innerlich.
    Maria brach schließlich das Schweigen.
    »Ich habe im Netz gesehen, dass ihr heute Nacht einen Einsatz hattet?«
    Lars nickte.
    »Er hat eine Polizeianwärterin niedergeschlagen. Ich bin ihm auf dem Assistens Kirkegård

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