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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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Hörner.
    Nun seh’ ich wohl, warum so dunkle Flammen
    Ihr sprühtet mir in manchem Augenblicke.
    O Augen, gleichsam, um in einem Blicke
    Zu drängen eure ganze Macht zusammen.
    Doch ahnt’ ich nicht, weil Nebel mich umschwammen.
    Dann geht er zum Tisch und fängt an zu schlagen.
    Ursuppe …
    Blutwind …
    O Augen!

Samstag, 21. Juni

35
    Sanne richtete sich auf ihrem Stuhl auf. Allan kam hereingestürmt. Sie versuchte, den Tagtraum abzuschütteln. Hoffte, dass ihre Wangen nicht allzu rot waren. Einzelne Seiten des Berichts über die Vernehmung von Abeiuwa lagen über den Schreibtisch verstreut. Allan schwitzte in der stillstehenden Luft. Große Flecken breiteten sich unter den Ärmeln seines weißen Polo-Shirts aus.
    »Ich habe gerade die Abhörprotokolle der letzten Tage gelesen.« Allan schwieg. Sie kannte ihn für die kurze Zeit, die sie zusammengearbeitet hatten, bereits ziemlich gut und wusste, dass er gebeten werden wollte.
    »Ja, und?«
    »Na ja, also …«, Allan war viel zu aufgeregt, um ihren gespielten Enthusiasmus wahrzunehmen, »… da ist was im Busch. Sie haben mehrfach mit jemandem aus Deutschland telefoniert. Am Samstag kommt eine neue Lieferung.«
    Der Tagtraum verschwand augenblicklich.
    »Eine neue Lieferung? Redest du über Mädchen?«
    »Jedenfalls ist das ihr Geschäft.« Ein breites Grinsen breitete sich über Allans Gesicht aus. Er setzte sich auf die Ecke ihres Schreibtischs. Die Tischbeine knackten. »Sieht nach einem größeren Fall von Menschenschmuggel aus. Wenn wir sie damit drankriegen, können wir in aller Ruhe den ganzen Fall klären. Den Mord an Mira, Abeiuwa …« Er legte eine Hand auf die losen Seiten auf dem Schreibtisch.
    Sanne biss sich auf die Lippe. Sie war noch immer nicht davon überzeugt, dass die Brüder Bukoshi etwas mit Miras Tod und Abeiuwa zu tun hatten. Aber Menschenschmuggel, das glaubte sie gern.
    »Wo wollen sie sich treffen?«
    »Na ja, das haben sie natürlich nicht gesagt. Aber wenn wir die Brüder rund um die Uhr überwachen, brauchen wir ihnen nur zu folgen.«
    Ulrik winkte sie herein. Er telefonierte und hatte das besorgte Gesicht aufgesetzt.
    »Nein, ich werde sicherlich …«
    Eine metallisch klingende Frauenstimme unterbrach ihn. Entweder war die Verbindung schlecht oder die Frau sehr aufgebracht. Es war unmöglich, etwas zu verstehen. Ulrik schloss die Augen, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch.
    »Aber Maria ist doch nichts passiert, und Lars …«
    Die Stimme schnitt ihm noch einmal das Wort ab. Ulrik hörte zu, nickte.
    »Ich werde sehen, ob ich ihn finden kann. Aber versprich mir, dich zu beruhigen. Das Letzte, was sie jetzt braucht, ist eine Überreaktion von dir, okay?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung wurde leiser, Ulrik konnte das Gespräch beenden.
    »Setzt euch«, forderte er sie auf, nachdem er aufgelegt hatte, und zeigte auf die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch. »Die Freundin meiner Stieftochter wurde überfallen.«
    Es war nicht ganz so stickig wie in ihrem Büro. Dennoch trug Ulrik ein Hemd mit Schlips, es konnte nicht bequem sein. Was war das für eine Geschichte mit seiner Stieftochter? Ging es um Maria?
    Allan räusperte sich.
    »Die Telefonüberwachung der Bukoshi-Brüder hat ergeben, dass sie übermorgen eine neue Lieferung erwarten. Sanne und ich sind einer Meinung, dass es sich um neue Mädchen handelt.«
    Ulrik stand auf und begann, vor dem Fenster auf und ab zu gehen; ein hagerer, bebender Körper voll zurückgehaltener, nervöser Energie. Hinter ihm drehte sich das Riesenrad im Tivoli mit leeren Gondeln.
    »Und wissen wir, wo die Übergabe stattfindet?«
    »Das kann überall sein«, sagte Sanne. »Ein Rastplatz an der Autobahn, eine Lagerhalle hier in der Stadt … oder sie bringen sie in Personenwagen her und setzen sie am helllichten Tage in der Abel Cathrines Gade ab.«
    »Leider, ja.« Ulrik nickte. »Also, was tun wir?«
    Das Riesenrad hatte seinen Lauf ins Nichts unterbrochen.
    »Wir könnten uns vorstellen, dass der Fahrer aus Deutschland kommt, über Rødby oder Gedser. Und dass sie sich ungefähr in der Mitte zwischen Fähre und Kopenhagen treffen. Vermutlich ist niemand von ihnen sonderlich scharf auf allzu viel Öffentlichkeit.«
    Eine Minute später war Ulriks Computer aus seiner Lethargie erwacht, und eine Karte von Seeland zog sich über den Bildschirm.
    »Es muss eine Stelle innerhalb dieses Dreiecks sein.« Sanne zeichnete ein imaginäres Dreieck, dessen Spitzen Fakse, Næstved

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