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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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»Ich hole eine Ärztin. Zwei Sekunden.« Kurz darauf kam Christine Fogh.
    Sie nickte Lars zu, lächelte Maria und Caroline an.
    »Hej. Ich heiße Christine. Ich bin Ärztin. Kommt ihr hier mit herein?« Ihre Stimme war sanft und ruhig. Gedämpft. Sie half Maria mit Caroline, stützte sie von der anderen Seite. Sie gingen durch die erste Tür links in den fensterlosen Raum, in dem er am Dienstagvormittag Louise Jørgensen verhört hatte. Christine führte Caroline zu einer Liege, die mit Papier bezogen war, das man vom Kopfende abrollen konnte. Am Fußende steckten zwei Beinstützen.
    Eine jüngere Krankenschwester kam mit einem Rollwagen.
    »Ich muss dich jetzt untersuchen«, sagte Christine. »Und Line wird ein paar Proben nehmen. Wir werden vorsichtig sein. Bist du im Bad gewesen?«
    »Ich habe geschrubbt und geschrubbt und geschrubbt«, flüsterte Caroline, »aber es ging nicht weg.«
    »Es wird alles gut.« Sie strich Caroline übers Haar und sah Lars über den Rand ihrer Brille an. Sein Blick flackerte, was wollte sie?
    »Mann, Papa. Geh schon raus.« Maria stieß ihn an.
    Natürlich. Er murmelte eine Entschuldigung und beeilte sich, das Zimmer zu verlassen.
    Im Aufnahmeraum auf der anderen Seite des Flurs setzte er sich in einen der niedrigen, hellgrün bezogenen Kiefernholzstühle. Das Licht der Neonröhren an der Decke hatte einen kalten, gelblichen Ton, der es erschwerte, Details zu unterscheiden. Auf dem Weg hierher hatte er sich auf Caroline konzentriert, auf das, was getan werden musste. Nun stürzten die Gedanken auf ihn ein. Caroline hatte nie einen Fuß ins Penthouse gesetzt. Sie wäre dem Kerl nie begegnet, wenn sie nicht diese Idee mit Lene gehabt und genau diesen Weg durch die Stadt gewählt hätten.
    Er schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. Ließ es über sich ergehen.
    Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als Maria vorsichtig die Tür öffnete.
    »Hast du Fragen, Papa? Sie würde gern mit dir reden.«
    Er stand auf und konnte Maria dabei nicht in die Augen sehen.
    »Nicht mehr als ein paar Minuten.« Christine Fogh stellte sich an die Wand.
    Lars zog sich einen Stuhl heran, setzte sich ans Kopfende. Caroline drehte ihm den Kopf zu. Sie versuchte zu lächeln.
    »Ich habe ihr etwas zur Beruhigung gegeben«, sagte Christine Fogh. Maria ging auf die andere Seite des Betts und nahm Carolines Hand.
    »Caroline, ich weiß, es ist schwer«, begann er. »Aber ich muss dir ein paar Fragen stellen über … heute Nacht. Glaubst du, du schaffst das?«
    Caroline nickte. Die Bewegung war kaum zu erkennen.
    »Gut.« Er versuchte zu lächeln. »Wo ist es passiert?«
    »Im Nørrebropark.« Ihre Stimme klang heiser nach den vielen Stunden, in denen sie geweint hatte. »Ich wollte Zigaretten holen …«
    Marias Gesicht hing aschgrau am Rand seines Blickfelds.
    »Im Nørrebropark … wo genau?«
    »Hinter … hinter dem Spielplatz. Dem mit dem Flugzeug, an der Bjelkes Allé. Er zog mich am Basketballplatz zwischen die Bäume.«
    Lars nickte. Er kannte die Stelle.
    »Ich schicke jemanden raus und lasse es untersuchen.« Nach einem ganzen Tag mit spielenden Kindern, Joggern und Hundehaltern, die ihre Hunde ausführten, war dort sicher nicht mehr allzu viel zu finden. Der Tatort war kontaminiert. Aber natürlich musste er untersucht werden.
    »Wie sah er aus? Konntest du sein Gesicht sehen?«
    Caroline schüttelte den Kopf.
    »Er trug eine Kapuze. Und schwarze Sachen. Es sah aus wie Trainingszeug.«
    »Kannst …« Er räusperte sich, brachte es kaum heraus. »Kannst du dich erinnern, wie spät es gewesen ist?«
    »Zwanzig nach drei?« Sie sah Maria an. »Vielleicht halb vier?« Ihre Stimme war jetzt kaum noch zu hören, ständig fielen ihr die Augen zu. Lars schnappte nach Luft. Gut und gern fünf Minuten, nachdem er ihnen am Jagtvej entwischt war.
    »So.« Christine meldete sich zu Wort. »Ich glaube, wir lassen Caroline jetzt ein bisschen schlafen. Ich sage Bescheid, wenn Sie wieder mit ihr reden können.« Sie nickte Lars zu.
    Es war Zeit zu gehen. Er wusste nur nicht, ob er in der Lage war, sich zu erheben.
    Caroline zwang sich, noch einmal die Augen aufzuschlagen, griff nach seinem Arm. Hielt ihn fest.
    »Er summte … währenddessen. So.« Sie versuchte halb falsch und abgehackt einen Shuffle wiederzugeben. Mit ihren blutigen Lippen und der Lücke zwischen den Vorderzähnen ging das Ganze in Spucke und Luft unter. Sie fing an zu weinen. Auf der anderen Seite des Betts drückte Maria

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