Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
hat’s dir natürlich schwer angetan.«
»Ja, war schon ziemlich heiß «, erwiderte Mick, schaltete dann aber den Projektor seines Kopfkinos aus und wurde sachlich. »Außerdem wissen wir jetzt, dass unser Taubenopa in China echt ’ne große Nummer ist. Wobei mich schon wundert, dass er seine Tauben ausgerechnet jetzt verkaufen will.«
»Können wir ihn ja noch mal nach fragen. Mit Schlag ins Wasser meinte ich aber auch eher Akuma. So umsichtig und sanftmütig wie der ist, so viel Sand kannst du in deinem Leben gar nicht mehr harken.«
Andreas hatte den Satz gerade beendet, da polterte es irgendwo im hinteren Bereich des Bürotrakts, und gleichzeitig war etwas zu hören, das man als quietschende Tür, aber auch als weiblichen Schrei interpretieren konnte. Mick und Andreas blickten sich um. Im selben Moment öffnete sich der Aufzug vor ihnen.
»Komm, das war sicher nur die Terrassentür.« Andreas trat in den Aufzug, doch als er sich umdrehte, marschierte Mick bereits den Gang runter. Andreas reckte die Hände zum Himmel. »Warum?«
Während Andreas noch mit dem Schicksal haderte, war Mick bereits auf der Suche nach dem Ursprung des Geräuschs. Die transparente Gestaltung der Büroetage kam ihm dabei zugute. Micks Blick wanderte durch die gläsernen und verwaisten Büros. Ein zweites Geräusch, diesmal dem Vernehmen nach jedoch eher ein Klatschen, gab ihm eine neue Richtung vor und führte ihn schließlich direkt zu Akumas Büro.
»Mick!« Andreas hatte Mick fast eingeholt, aber der schenkte ihm keine Beachtung. Zu sehr war er auf das fixiert, was sich vor ihm abspielte. Ein zweites Klatschen ertönte, und diesmal konnte Mick den Ursprung des Geräuschs einwandfrei identifizieren.
Akuma hatte der jungen Frau, die sie eben noch so zuvorkommend mit Tee bewirtet hatte, eine schallende Ohrfeige verpasst und holte schon zu einer weiteren aus. Er wollte gerade zuschlagen, als er einen unerwarteten Widerstand an seinem Arm spürte. Micks Pranke hatte ihn am Handgelenk gepackt.
»Jetzt mal ganz ruhig, du Bonsaibäumchen. Ich glaub, die kleine Lotusblüte hat erst mal genug.« Mick sprach langsam und leise. Wer ihn kannte, wusste, dass das kein gutes Zeichen war, und Andreas kannte seinen Partner nur zu gut. Beruhigend sprach er auf Mick ein.
»Mick, halt den Puls unten, okay? Ich bin sicher, das wird sich alles aufklären.«
»Besser wär’s«, erwiderte Mick. Er drehte Akuma den Arm auf den Rücken und nahm ihn in den Polizeigriff. Die junge Frau flüchtete sich derweil in eine Ecke des Raums.
»Was wollen Sie noch? Das hier hat nichts mit Ihren Ermittlungen zu tun.« Die Stimme des eben noch so sanftmütigen Chinesen klang ziemlich gereizt. »Das geht Sie nichts an, also verschwinden Sie.«
Andreas verzog die Mundwinkel, das war definitiv nicht die Antwort, die Mick hatte hören wollen. Prompt fixierte Mick den Griff noch etwas fester.
»Irrtum, ich bin Polizist, und wenn irgend so ein zu kurz geratenes Essstäbchen meint, er kann hier Frauen verdreschen, geht mich das immer was an.«
Akuma ließ sich nicht einschüchtern. »Sie haben keine Ahnung von unserer Kultur, von unseren Verhaltensregeln. Also lassen Sie mich los.«
Mick ließ ihn nicht los, schon weil ihm der drohende Unterton des Fliegengewichts nicht gefiel. »Du bist hier aber in Deutschland, und hier gelten meine Regeln, verstand…«
Mick brachte den Satz nicht zu Ende, denn Akuma setzte plötzlich aus dem Stand zu einem Salto an. Als er wieder auf den Füßen landete, hatte er sich aus dem Haltegriff befreit. Mick war baff. Aus seinen Pranken entkam sonst so schnell niemand.
»Sie gehen jetzt besser«, stellte Akuma nüchtern fest und rückte sich den Anzug zurecht. »Es handelt sich hier um eine rein chinesische Angelegenheit und …«
Mick schob Akuma einfach beiseite und ging auf die verängstigte Frau zu, die noch immer in der Zimmerecke kauerte. Sie zuckte ein wenig zurück, als Mick sich neben sie kniete und sie etwas genauer in Augenschein nahm.
»Ganz ruhig.« Vorsichtig schob Mick den Ärmel ihres seidenen Kleides ein Stück weit hoch.
»Mick!« Andreas versuchte zu deeskalieren. »Ich glaube, die Gemüter haben sich jetzt alle wieder beruhigt, und wir können fahren.«
»Das seh ich auch so, aber sie kommt mit!«, erklärte Mick und deutete auf die zahlreichen blauen Flecken, die er unter dem weiten Ärmel der Frau entdeckt hatte. Sie mussten von früheren Misshandlungen herrühren. Dieser Anblick ließ auch Andreas
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