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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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Gähnen. Mick beobachtete seinen Partner aus dem Augenwinkel. »Was biste denn so gereizt?«
    »Ich bin nicht gereizt«, erwiderte Andreas in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, wie gereizt er tatsächlich war. Es war halb fünf, und sie waren erst jetzt auf dem Weg zu Akuma. Konkret hieß das, dass nicht nur das komplette Wochenende für die Tonne gewesen war, sondern sich damit auch der Zeitpunkt, an dem Andreas mit seinem Zweitjob, dem Digitalisieren der Akten, anfangen konnte, immer weiter verschob. Die Aussicht, nach einem ohnehin schon langen Tag auch noch eine Nachtschicht einlegen zu müssen, besserte Andreas’ Laune nicht gerade. Das entging auch Micks Antennen nicht.
    »Andreas, ich find’s echt toll, wie du dich reinhängst. Das verdient Respekt. Aber irgendwann musst du auch mal ausspannen und vor allem schlafen.«
    Andreas schüttelte den Kopf. »Ich bin top…«, ein weiteres Gähnen kam ihm dazwischen, »…fit.«
    Mick nickte. Alles klar. Verarschen konnte er sich allein.
    Um jede weitere Diskussion zu vermeiden, wechselte Andreas das Thema und tippte auf die Akte.
    »Auf jeden Fall betreibt dieser Akuma eine chinesische Agentur, die die Botschaft und die Konsulate mit Personal versorgt. CPSA. Chinese Personal Service Agency. Vermitteln Fahrer, Putzkräfte, alles, was so gebraucht wird.«
    Mick bog ab. »Verstehe, aber warum sitzt Akuma mit seiner Agentur dann in Essen? Sein Vater ist in Frankfurt, und die Botschaft wird ja wohl in Berlin sein.«
    Andreas zuckte mit den Schultern. Hatte er Löcher in den Händen? Nicht die Reaktion, die sich Mick von seinem Partner erhofft hatte. Er brachte den Wagen vor dem Ruhr Tower, dem Prestigeprojekt der Stadt Essen, zum Stehen. Hier war der Sitz der CPSA. »Na ja. Kann ich die Peking-Ente auch gleich selber fragen.«
    »Mick!« Andreas’ Ton hatte etwas Mahnendes. »Chinesisches Speisekartenvokabular ist bei der Befragung tabu, verstanden? Wir gehen rein, fragen nett, was er in Altenessen getrieben hat, und verschwinden wieder.«
    »Klar, was sonst?« Mick gab die personifizierte Unschuld, doch Andreas traute dem Frieden nicht. Zu oft hatte er den Blick schon gesehen.
    »Ich mein’s ernst«, sagte er noch mal und stieg aus dem Wagen.
    Im obersten Stockwerk des Ruhr Towers empfing man sie in formvollendeter Freundlichkeit.
    Während sie der Empfangsdame durch die verwaisten Gänge folgten, war Mick doch etwas überrascht. Er war davon ausgegangen, dass ihn in der Agentur das Ambiente eines gehobenen Chinaimbisses erwartete. Stattdessen war die Gestaltung der Büroetage von kühlem Glas und Stahl geprägt, die sich auch in den Möbeln fortsetzte. Lediglich einzelne traditionelle chinesische Elemente fanden sich hier. Selbst das obligatorische Aquarium nebst Koi-Karpfen war in einen modernen Rahmen aus gebürstetem Aluminium eingefasst. Keine Frage, hier präsentierte sich das neue China, oder besser gesagt, hier präsentierte sich China so, wie es in der Welt wahrgenommen werden wollte.
    Zaho Akuma erwartete sie bereits mit einem freundlichen Lächeln in seinem Büro. Mick schüttelte ihm die Hand. Er war vielleicht um die vierzig. Sicher war sich Mick da aber nicht. Bei Asiaten tat er sich schwer mit seiner Einschätzung, und hätte er die Beschreibung für ein Phantombild liefern sollen, der Zeichner hätte seine wahre Freude gehabt. Dunkle Haare, dunkle Augen, flache Nase, halt ein Asiat. Wirklich auffällig waren in Micks Augen nur zwei Dinge. Der Anzug westlichen Standards stammte garantiert nicht vom Grabbeltisch bei C&A, sondern war maßgeschneidert. Musste er auch sein, da Akuma bei einem Kauf von der Stange höchstens in der Kinderabteilung fündig geworden wäre. Selbst für einen Asiaten war Akuma nämlich auffällig klein. So klein, dass Andreas, der bei der Begrüßung auch formell alles richtig machen wollte und eine Verbeugung andeutete, Akuma fast eine Kopfnuss verpasste. Andreas überspielte den peinlichen Moment, indem er sogleich den fulminanten Ausblick bewunderte, den die bodentiefen Fenster auf die Essener Skyline boten. Leider wurde der Ausblick durch den Fensterputzer gestört, der seinen Gummiwischer quietschend über die Glasfassade zog.
    Mick beschäftigte unterdes der Stilbruch zwischen Akumas Arbeitszimmer und dem Rest der Büroetage. Zwar war das Möbeldesign auch in Akumas Büro eher kühl, an Kitsch mangelte es aber trotzdem nicht.
    Ein großes Ölgemälde hinter Akumas Schreibtisch weckte vor allem Micks Interesse.

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