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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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ganzes Haus beleuchten. Aber du musst sehr vorsichtig sein. Wenn du dir damit in die Augen leuchtest, erblindest du. Möchtest du ihn mal ausprobieren?«
    »Ja, Sir.« Er reichte mir den Laserpointer.
    »Drück auf den grauen Knopf«, sagte er. »Richte ihn auf meine Hand.«
    Ich drückte den Knopf und zielte auf seine Hand.
    Der langhaarige Mann setzte sich auf die Straße und ließ sich seinen Laserpointer zurückgeben. Dann nahm er ein gelbes Bonbon aus seiner Tasche und steckte es in den Mund. Ich hätte auch gerne eins gehabt, bat aber nicht darum.
    »Wie heißt du?«, wollte er wissen. Jetzt lächelte er.
    »Ben Worthington.«
    »Ben, es war sehr nett von dir, mich darauf hinzuweisen, dass ich den hier verloren habe. Du hättest ihn behalten können. Du bist ein ehrlicher Junge. Wenn ich ihn dir schenken würde, würdest du dann gut aufpassen und ihn nicht in deine Augen leuchten lassen?«
    »Ich würde sehr vorsichtig sein.«
    »Ich kann ihn dir jetzt noch nicht geben. Ich brauche ihn heute Nachmittag, aber – «
    »Warum?«
    »Ich habe etwas in einem Tunnel verloren, und um es wiederzufinden, brauche ich den hier.«
    Ich war traurig, dass ich ihn nicht sofort haben konnte.
    »Aber vielleicht… Nein, das sollte ich nicht tun. Deine Eltern würden dir wahrscheinlich nicht erlauben, so ein – «
    »Doch, das würden sie.«
    »Nein, das glaube ich nicht – «
    »Doch, würden sie.«
    »Ben, wenn ich dir den hier schenke, darfst du ihn nicht deinen Eltern zeigen. Und auch nicht deinem Bruder. Er würde ihn klauen und damit spielen. Deine Eltern würden ihn dir wegnehmen und ihn wegwerfen.«
    »Ich werde es ihnen nicht sagen.«
    »Versprichst du das?«
    »Ja, Sir, ich verspreche es.«
    »Du darfst ihnen auch nichts von mir erzählen.«
    »Das werde ich nicht.« Er stand auf und sah wieder auf mich herab.
    »Später, heute Abend, werde ich an dein Fenster klopfen. Du musst dann zur hinteren Tür kommen und sie öffnen, damit ich dir den hier geben kann. Schaffst du das, Ben?«
    »Ja, Sir.«
    »Du musst sehr leise dabei sein. Wenn irgendjemand aufwacht und mich sieht, muss ich verschwinden und kann dir den Laserpointer nicht schenken. Möchtest du ihn denn haben?«
    »Ja, Sir.«
    »Sag, dass du ihn haben willst.«
    »Ich möchte ihn haben.«
    »Wiederhole es.«
    »Ich möchte ihn haben.«
    »Du bist sehr gehorsam. Guter Junge. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns heute Abend.«
    »Kann ich das mit dem Laser noch einmal machen?« Der langhaarige Mann seufzte.
    Ich rechnete nicht damit, dass er es erlauben würde, aber er sagte: »Also gut, noch ein letztes Mal.«

8. Kapitel
     
    Luther Kite setzt sich rittlings auf den dicksten Pinienast viereinhalb Meter über der Erde. Es ist Abendessenszeit im Shortleaf Drive und ruhig, da die Kinder nach Hause gerufen worden sind. Die Häuser sind erhellt von Lampenschein und lebendig durch die häuslichen Geschehnisse eines Sonntagabends.
    Ihm knurrt der Magen. Er hat nichts gegessen. Er wird danach etwas essen, denn schließlich ist North Carolina der Bundesstaat, in dem die Waffelhäuser niemals schließen. Er wird einen Stapel Pfannkuchen und Rühreier und Würstchen mit Speck und gerösteten Haferflocken essen und obendrein alles in Ahornsirup tunken. Vor allem den Speck.
    Eine Brise fährt durch die Äste und lässt die welken Blätter in Zeitlupe die Straße hinabwehen. Der Himmel ist inzwischen so dunkel, dass er die Silhouette des Wasserturms nicht mehr erkennen kann, der eben noch die Weihrauchkiefern auf der anderen Seeseite überragt hat. Nur das rote Licht über dem Wasserbecken verrät seine Gegenwart.
    Der Oktoberabend kühlt schnell ab.
    In dem Haus, das er ausgewählt hat, wird es warm sein.
    Er lächelt, schließt die Augen und lehnt seinen Kopf wieder gegen die Rinde.
    Nur noch vier Stunden.
    Der Mond wird dann hoch über den kalligrafischen Pinien am Horizont stehen und die leere Straße silberblau färben. Er schläft völlig ruhig auf dem Ast, eingehüllt von dem süßen, durchdringenden Bourbonduft der Kiefern.

9. Kapitel
     
    Horace Boone hatte die Kreditkarteninformationen benutzt, um Andrew Thomas bis zu einer Außenstelle der Post in Haines Junction, Yukon, zu verfolgen.
    Aber er brach nicht sofort auf.
    Er arbeitete von April bis August weiter in Anchorage und sparte seinen Lohn. Im September kündigte er seinen Job bei Murder One Books, lagerte seine wenigen Habseligkeiten ein und begab sich mit seinem Land Cruiser, viertausend Dollar, einem Koffer

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