Boardwalk Empire
zusammenarbeitete, auf die schwarze Liste kam.
Franks Einheit untersuchte schon früh die Korruption bei öffentlichen Bauaufträgen. Es war allgemein bekannt, dass sich das Rathaus schon zu Kuehnles Zeiten seine Zustimmung einiges kosten ließ. In der Regel verlangte der Stadtrat eine Rückzahlung zwischen 5 und 33,3 Prozent, abhängig vom Bauvorhaben und dem jeweiligen Vertragswerk. Die Rückzahlungen wurden bereits bei der Ausschreibung einberechnet, und wer das Spiel nicht mitmachte, sah zu, wie sich andere die Aufträge schnappten. Die Bundesagenten gingen davon aus, dass diese Provisionen nicht versteuert worden waren, die Frage war nur, ob sie den Geldfluss bis hin zu Nucky Johnson nachweisen konnten.
Manche Bauvorhaben waren anfälliger für Korruption als andere, zum Beispiel die Konstruktion eines neuen Highways. John Tomlin, der seit über zwanzig Jahren eine republikanische Führungsfigur darstellte und als Stadtrat und Vorsitzender des Straßenbaukomitees von New Jersey agierte, war wegen seiner Doppelfunktion einer der Hauptverdächtigen.
Auf Anraten seines Vaters hatte Tomlins Sohn Morrell eine eigene Baufirma gegründet, und die übernahm zwischen 1929 und 1936 sämtliche Straßenbaumaßnahmen der Region. Zusätzlich bekam er den Auftrag, ein Teilstück des sogenannten Black Horse Pike , einer neuen staatlichen Autobahn zwischen Atlantic City und Philadelphia, zu bauen. Nucky Johnson hatte dafür Gelder von der Harding-Regierung erhalten – Nucky war einer der Lieblinge von US-Präsident Harding, weil er ihm mit den notwendigen Delegierten aus New Jersey ins Amt geholfen hatte. Um seine Dankbarkeit zu zeigen, lud Harding Johnson sogar ins Weiße Haus ein und ließ ihn im Bett von Abraham Lincoln übernachten. Dafür benannte Nucky den Teil des Highways, der durch Atlantic County führte, nach dem Präsidenten.
Morrell Tomlins Unterlagen und Bücher waren ein einziges Durcheinander. Aber immerhin verfügte er über ein Girokonto, und so konnten die Beamten Auszüge und Überweisungsbelege überprüfen. Es war alles andere als einfach, an die Unterlagen zu kommen, denn Tomlins Bank war der Wirtschaftskrise zum Opfer gefallen. Im Sommer des Jahres 1937 mussten sich die Bundesagenten in einem brütend heißen Warenhaus durch Tausende von Akten wühlen, um die Kontobewegungen halbwegs wiederherzustellen. Am Ende wiesen Morrell Tomlins Bilanzen in den Jahren 1928 bis 1935 Einzahlungen von 1,6 Millionen Dollar auf. Bei John Tomlin wurde eine Gesamtsumme von 50 0 000 Dollar ermittelt. Seine Steuererklärung wies weniger als den versteuerbaren Minimalbetrag aus, während sein Sohn niemals auch nur eine einzige Steuererklärung eingereicht hatte.
Man konnte John Tomlins Geld problemlos zu seinem Sohn zurückverfolgen. Bei ihrer ersten Anhörung vor dem FBI erschienen die Tomlins in abgerissener Kleidung und gaben an, einen Offenbarungseid leisten zu wollen. Einer der Beamten zeigte John Tomlin daraufhin ein aktuelles Foto, auf dem er in feinem Zwirn bei einem Galadinner abgebildet war. Die Behörden wollten die Tomlins unbedingt vor Gericht bringen, und obwohl diese ihr gesamtes Geld für Anwälte ausgaben, wurden Vater und Sohn angeklagt und verurteilt. Doch selbst als man ihnen Straffreiheit anbot, weigerten sie sich, Nucky zu belasten.
Als Nächstes nahmen die FBI-Beamten sich eine Vereinbarung zwischen der städtischen Müllabfuhr und Charles Bader, Bruder von Bürgermeister Edward Bader, dem republikanischem Bezirksleiter James Donahue sowie Edward Graham vor, die von 1933 bis 1935 galt. Alle drei waren Teilhaber der Firma Charles L. Bader & Company . Es war einer von Franks einfachsten Fällen, denn Baders Bilanzen deuteten schon auf den ersten Blick auf Steuerhinterziehung hin. Die Geschäftsbücher, geplatzte Schecks und Bankauskünfte sprachen eine deutliche Sprache und belegten Bestechungsgelder an Nucky Johnson. Die zuständige Buchhalterin, Baders Tochter, hatte jedes Mal fein säuberlich die Initialen E . L . J. auf die Quittungen geschrieben, die Barzahlungen an Johnson von insgesamt 1 0 000 beinhalteten.
Durch Gerichtsprotokolle konnten diese Zahlungen ebenfalls bewiesen werden, denn Bader, Donahue und Graham hatten sich vor Gericht um die Aufteilung der Gelder gestritten. Ihre Auseinandersetzung gelangte bis vor den obersten Gerichtshof von Atlantic County, der die 1 0 000-Dollar-Zahlung an Nucky Johnson protokollierte. Sowohl der Richter als auch die Geschworenen der Verhandlung
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