Boardwalk Empire

Gefängnis.
    Laut Corio hatte Miller drei Fünftel seines Reingewinns an Nucky gezahlt, nachdem dieser ihm den Bauauftrag verschafft hatte. Corio und Miller, die miteinander verwandt waren, trafen ein eigenes Abkommen über die restliche Summe. Nucky vertraute Miller allerdings nicht und bat ihn, die Vereinbarung schriftlich zu fixieren. Corio hatte das Dokument 1935 vernichtet, nachdem er sich mit Nucky und Miller auf eine andere Aufteilung des Geldes geeinigt hatte. Die FBI-Beamten machten jedoch die Schreibkraft ausfindig, die den Vertrag aufgrund ihrer Notizen komplett rekonstruieren konnte.
    Im September 1935 gestand Corio, dass er Miller vorgeschlagen hatte, eine Zahlung über 6 0 000 Dollar Anwaltsgebühren an ihn zu leisten. So konnte Miller die Summe als Betriebskosten verbuchen und musste keine Steuern dafür zahlen. Tony Miller bezahlte also 6 0 000 Dollar an Corio und instruierte ihn, den Betrag beim Finanzamt anzumelden. Damit Corio die anfallenden Steuern zahlen konnte, wurden 1 3 200 Dollar abezogen. Damit blieben 4 6 800 übrig, die unter den drei Teilhabern aufgeteilt wurden. 9400 an Miller, 9400 an Corio und 2 8 000 an Nucky Johnson. Corio gab zu Protokoll, dass er Zeuge der Geldübergabe zwischen Miller und Johnson gewesen war. Damit hatte Miller circa 2 5 000 Dollar an Steuern gespart.
    Corios Habgier ließ Millers Plan auffliegen. Statt die 6 0 000 Dollar wie geplant in seiner Steuererklärung anzugeben, ließ er sie unerwähnt und behielt die 1 3 200, die er von Miller für Steuerabgaben erhalten hatte. Er habe das getan, weil sich Miller nicht an getroffene Vereinbarungen gehalten habe, sagte Corio im Nachhinein. Damit setzte er den ausgeklügelten Plan ohne Absprache mit Nucky oder Miller außer Kraft. Die FBI-Agenten hielten Corio für glaubwürdig, aber obwohl Nucky laut Zeugenaussagen ein Drittel aus dem Gesamtvolumen des Auftrags von insgesamt 24 0 000 Dollar bekommen hatte, konnte man außer den 2 8 000 keine weiteren Zahlungen an ihn belegen.
    Trotz dieses Durchbruchs konnte William Frank noch nicht mit seinen Ermittlungen gegen Nucky zufrieden sein. Formal gesehen, reichten die 2 8 000 Dollar nicht zur Anklage wegen Steuerhinterziehung, denn auf seiner Steuererklärung von 1935 hatte Nucky Verluste von 5 6 000 Dollar angegeben. Deshalb empfahl Frank eine Anklage wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung von A . P. Miller, Inc.
    Eine Grand Jury auf Bundesebene erhob am 10. Mai 1939 Anklage gegen Miller und Johnson, doch nach zweieinhalb Jahren Arbeit hatte William Frank kaum mehr als die Aussage von Corio. Frank wusste um Nuckys Einfluss bei Gericht und fürchtete, er könne sich herauswinden. Wenn Corio seine Aussage zurückzog, wäre die Anklage hinfällig. Weder Frank noch der Bundesstaatsanwalt konnten garantieren, dass das Verfahren zustande kam, zumal der Hauptzeuge gleichzeitig einer der Mitverschwörer war. Mehr Beweise waren dringend nötig. Deshalb ermittelte Franks Team auch gegen die führenden Racketeers wegen Steuerhinterziehung. Ziel war, genügend Druck auszuüben, um jemanden zu zwingen, unter Eid auszusagen, dass er Bestechungsgelder an Nuckys Organisation gezahlt hatte.
    Die Hauptattraktionen von Atlantic City waren das Glücksspiel und die Prostitution. Bereits im Vorfeld der Ermittlungen stießen die Beamten auf acht große Freudenhäuser (und unzählige kleinere), 25 Büros für Pferdewetten und 25 Glücksspielbetriebe. Dazu kamen neun Lotteriebanken und mehr als 800 Läden, in denen man Zahlenlotto spielen konnte. Atlantic City war ein gutes Pflaster für Steuerfahnder, es war überhaupt kein Problem, potenzielle Delinquenten zu finden. Das Beweismaterial war so umfangreich, dass man in Hunderten Fällen Anklage hätte erheben können. Der Trick war, jemanden zu finden, der unter Druck gegen Nucky Johnson aussagte. Man fing mit den Puffmüttern an.
    Im Sommer des Jahres 1937 nahmen sich die Bundesbeamten das Geschäft mit der Prostitution auf zweierlei Arten vor. Zur gleichen Zeit, als Franks Männer mit ihren Nachforschungen vor Ort begannen, untersuchte ein zweites Ermittlungsteam Berichte, nach denen Frauen in die Stadt gebracht wurden, um als Prostituierte zu arbeiten. Am 30. August 1937 stürmte das FBI die Bordelle und verhaftete Betreiber, Angestellte und Kunden. Es handelte sich um mehr als 200 Verhaftungen, darunter 140 Prostituierte, die man als wichtige Zeugen festhielt und quer über Atlantic County in Gefängnisse verteilte. Die Bordellwirtinnen und