Boardwalk Empire
nur sein Gesicht wahren, weil er hoffte, wenn er das Glücksspiel auf Atlantic City beschränkte, würden die anderen Regionen den Antrag ablehnen. Die Vertreter Atlantic Citys waren außer sich, aber Perskie gab nicht auf und trug Byrne sein Anliegen persönlich vor. Byrne stimmte daraufhin dem Antrag in seiner ursprünglichen Form zu, mit der Auflage, dass in den ersten fünf Jahren das Glücksspiel auf Atlantic City beschränkt blieb. Dieses Zugeständnis hätte ihm niemand außer Perskie abringen können. 102
Mit der Unterstützung des Gouverneurs brachten McGahn und Perskie die Verfassungsänderung auf den Weg. In weniger als fünf Monaten lag der Antrag dem Senat zur Abstimmung vor. Während McGahn und Perskie sich in Trenton für die Legalisierung einsetzten, passierte in Atlantic City herzlich wenig. Die Befürworter wussten, dass sie ab jetzt zehn Monate Zeit hatten, um den Bürgerentscheid vorzubereiten, und dass es Widerstand geben würde, dennoch blieben sie zunächst untätig.
Die New York Times , das Wall Street Journal und Zeitungen aus ganz New Jersey verbündeten sich mit den Fernsehstationen aus New York und Philadelphia gegen die Legalisierung. Der US-Senator Clifford Case, die Bundesstaats-Senatoren Anne Martindell, Raymond Bateman und John Fay, die Abgeordneten James Hurley und Thomas Kean sprachen sich dagegen aus. Kean, ein Sprecher der Opposition im Senat von New Jersey, war ein besonders lautstarker Gegenredner: »Sie wollen den Charakter von New Jersey verändern. Das Glücksspiel wird zu unserem Kerngeschäft werden, man wird uns den Glücksspielstaat nennen, und die Gesetzgebung wird sich nur noch um die Interessen des Glücksspiels drehen.«
Neben den genannten Politikern sprachen sich auch die beiden obersten Gesetzesvertreter des Bundesstaats, Generalstaatsanwalt William Hyland und der US-Staatsanwalt Jonathan Goldstein, gegen die Legalisierung aus. Goldstein war ein einflussreicher Sprecher der Opposition. Zusammen mit geistlichen Vertretern aus dem Kirchenkonzil von New Jersey trat er auf Hunderten von Versammlungen im ganzen Bundesstaat auf, und die Zeitungen und Radiosender verbreiteten seine Botschaft. Eindringlich warnte er davor, dass hauptsächlich das organisierte Verbrechen vom Glücksspiel profitieren würde: »Ich bin besorgt darüber, dass dieselben Kräfte, die schuld am Untergang Atlantic Citys sind, jetzt zu den einzig Begünstigten des Kasino-Glücksspiels werden.« 103
Goldstein war einer der Ankläger der »Atlantic City Seven« gewesen und machte sich das Vorurteil zunutze, dass Glücksspiele immer von der Mafia kontrolliert werden. Für den durchschnittlichen Wähler klang das einleuchtend, und damit war das Projekt stark gefährdet.
Die Angst vor Kriminalität war nicht das einzige Argument der Glücksspielgegner. Nach Meinung von Senatorin Anne Martindell verdiente Atlantic City keine Sonderbehandlung. Die Verfassung sei nicht dazu da, sich um die Belange einer einzigen Stadt zu kümmern, und Verfassungsänderungen und Eingriffe ins Grundgesetz sollten Angelegenheiten von bundesstaatlichem Interesse vorbehalten bleiben. Atlantic City solle sich gefälligst andere Wirtschaftszweige als nur den Tourismus erschließen. Auf einer Pressekonferenz auf dem Boardwalk erklärte sie:
Ich mache mir Sorgen um Atlantic City. Ich will, dass man die Stadt von Grund auf neu entwickelt, auf festem Boden, nicht auf dem Treibsand namens Glücksspiel. Wir brauchen einen Plan, einen echten Plan, um die Stadt wieder für Investoren und Industrie attraktiv zu gestalten, und um neue Jobs zu schaffen. Nur so können wir die tief in der Gesellschaft verwurzelten wirtschaftlichen Probleme von Atlantic City lösen. 104
Für die Vertreter der Stadt klang Martindells Statement völlig utopisch. Sie hatten längst erkannt, dass Atlantic City nur im Tourismus eine Existenzberechtigung hatte. Dennoch sprach Martindell vielen Wählern im Bundesstaat aus dem Herzen, besonders den Einwohnern der kriselnden Ballungsräume. Zudem sahen auch Politiker aus anderen Städten partout nicht ein, wieso man ausgerechnet Atlantic City mit einer Verfassungsänderung auf die Sprünge helfen sollte.
Die Medien waren den Glücksspielgegnern wohlgesinnt, und obwohl die Befürworter zwanzig mal so viel Geld für ihre Öffentlichkeitsarbeit ausgaben, verbreitete sich die Botschaft von Martindell, Goldstein und Co schnell und ohne finanziellen Aufwand. In einem Artikel des Vineland Times Journal , der in
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