Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boardwalk Empire

Boardwalk Empire

Titel: Boardwalk Empire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Johnson
Vom Netzwerk:
früh auf die Glücksspiel-Problematik angesprochen. Nach Byrnes Wahl zum Gouverneur besuchte Perskie ihn regelmäßig und knüpfte enge Kontakte zu seinem Stab. Eine bessere Vertretung als McGahn und Perskie hätte sich Atlantic City nicht wünschen können.
    Um den Bürgerentscheid zu realisieren, musste, wie gesagt, erst ein Antrag auf Verfassungsänderung eingereicht werden und man gab sich alle Mühe, diesen nicht zu auffällig anzupreisen, denn es herrschte eine verhaltene Stimmung gegenüber dem Glücksspiel.
    Damals ärgerte sich New Jersey gerade mit einer Steuerreform herum. Eine Entscheidung des Bundesstaates zur Bezuschussung staatlicher Schulen hatte eine Einkommenssteuer unvermeidbar gemacht. Einige Befürworter des Glücksspiels argumentierten, dass eine Legalisierung hohe Einnahmen mit sich bringen und damit die Einkommenssteuer überflüssig machen würde. Diese Behauptung veranlasste die Atlantic City Press zu einer schulmeisterlichen Rüge:
    Der Bundesstaat wird wenn überhaupt nur in sehr geringem Maß vom Glücksspiel profitieren, das wissen sowohl Gegner als auch Befürworter. Man sollte das Glücksspiel nicht im selben Atemzug wie die Einkommenssteuer nennen. Das Argument für die Legalisierung sollte der Anreiz sein, neues Kapital in Atlantic City zu investieren und die Stadt wieder zu dem zu machen, was sie einmal war. 101
    Ein weiteres Schreckgespenst war das Bild vom »Las Vegas des Ostens« mit Kasinos an jeder Straßenecke und Spielautomaten in Supermärkten, Drogerien und Tankstellen. Atlantic City sollte edler werden als Las Vegas. Dessen Verbindungen zur Mafia und seine protzige Art wollte man unbedingt vermeiden. Die Stadtvertreter setzten auf Seriosität. Wenn vom Glücksspiel die Rede war, dann sprach man von Eleganz und Klasse, es klang wie eine Märchenlandschaft im Gegensatz zu »minderwertigen Resorts« wie Monte Carlo oder den Bahamas. Atlantic City hat einen Ausverkauf wie Las Vegas nicht nötig, man braucht weder den übertriebenen Glanz noch seelenlose Spelunken mit Einarmigen Banditen, hieß es. Sollte das Glücksspiel legalisiert werden, würde alles ruhig und stilvoll ablaufen – es sollte zivilisiertes Glücksspiel für anständige Bürger geben.
    Eine Sorge blieb. Wenn man Atlantic City als einziger Stadt in New Jersey das Glücksspiel gestattete, würden dann nicht die anderen den Antrag aus Prinzip sabotieren? Man wandte sich daraufhin an die übrigen Städte und Provinzen, in der Hoffnung, dass keine davon an einer eigenen Legalisierung interessiert war. Mit der Aussicht, so ihre Opposition zu entkräften, schlugen McGahn und Perskie einen Antrag vor, der die Legalisierung im gesamten Bundesstaat ermöglichte. Sobald eine Verfassungsänderung in Kraft getreten war, würden die Bürger in den Städten und Landkreisen selbst darüber abstimmen können.
    Um eine Einmischung der Mafia zu verhindern, sollten die Kasinos vom Bundesstaat selbst verwaltet werden, obwohl natürlich keiner in der Regierung wusste, wie man ein Kasino betrieb. Man würde sich strikt an die Vorschriften halten, dann könnte nichts schiefgehen. Neue Bauvorhaben seien nicht nötig, die Kasinos sollten in den bestehenden Hotels oder in staatlichen Gebäuden untergebracht werden. Zusätzlich würde man die Werbung für Glücksspiel verbieten und nur gutgekleidete Gäste in die Kasinos lassen. Mit solchen Rahmenbedingungen versuchten die Vertreter von Atlantic City ihren Gegnern von Anfang an den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Aus einer Studie des Senats vom Mai 1974 geht hervor, wie sich die Byrne-Administration das Glücksspiel unter staatlicher Leitung vorstellte. Das erste Kasino sollte mit staatlichen Geldern auf dem Boardwalk gebaut werden. Daraufhin würden zwei weitere Kasinos in angemieteten Räumlichkeiten der großen Hotels entstehen. Sie sollten von 20:00 Uhr bis 4:00 Uhr geöffnet und der Ausschank von Alkohol verboten werden, genau wie Kredite der Kasinos an ihre Besucher. Es war Glücksspiel durch die rosafarbene staatliche Brille gesehen, und wahrscheinlich stellte man sich vor, dass nur Beamte in den Kasinos arbeiteten. Es war alles nur eine Frage der Bürokratie. Doch Gouverneur Byrne wollte das Glücksspiel nicht fördern, was er deutlich machte, als das Referendum auf den Weg gebracht wurde.
    Er verlangte, das Glücksspiel auf Atlantic City zu beschränken, und wandte sich gegen alle, die eine Legalisierung in allen Provinzen vorschlugen. Beobachter glauben, damit wollte Byrne

Weitere Kostenlose Bücher