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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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Haus verließ. Sicherheitshalber warf ich einen Katzensnack mit in den Rucksack. Nur für den Fall, dass er mir wieder folgen würde.
    Am frühen Nachmittag zog ich los. Was ich vorhatte, war unschwer zu erkennen, ich hatte Rucksack und Gitarre geschultert. Immer, wenn er keine Lust hatte, die Wohnung mit mir zu verlassen – was allerdings äußerst selten vorkam – verkroch er sich unter dem Sofa. Einen Moment lang sah es aus, als wäre das heute mal wieder der Fall. Als ich die Sicherheitskette unserer Wohnungstür aushakte, lief er Richtung Sofa. Doch als ich die Tür von außen schließen wollte, quetschte er sich noch durch den Türspalt und folgte mir über die Treppen nach unten. Sein erster Weg führte ihn zu seiner Freiluft-Toilette. Obwohl ich auf ihn wartete, trottete er danach zu den Müllcontainern hinter unserem Haus.
    Diese Tonnen hatten es ihm in letzter Zeit immer mehr angetan. Anscheinend war er nur mitgekommen, um sich seiner neuen Lieblingsbeschäftigung rund um den Abfall zu widmen. Begeistert war ich nicht gerade von dieser Leidenschaft für Müll. Wer weiß, was er dort fand – und fraß. Zur Sicherheit ging ich hinüber, um nachzusehen. Aber meine Sorge war unbegründet. Offenbar war die Müllabfuhr am Vormittag da gewesen. Die Container waren leer, und auch auf dem Boden lag keinerlei Abfall herum. Nix zu holen für Bob , dachte ich. Da würde er heute keine Freude haben.
    Nun konnte ich beruhigt ohne ihn losziehen. Er würde einen Weg finden, wieder ins Haus zu gelangen. Inzwischen kannten ihn die meisten Nachbarn. Es gab sogar welche, die ihn betreuten und verwöhnten, wenn ich nicht da war. Die Frau, die genau unter mir wohnte, steckte ihm jedes Mal etwas Besonderes zu, wenn sie ihm begegnete.
    Wahrscheinlich würde er vor meiner Wohnung im fünften Stock auf mich warten, wenn ich abends zurückkam. Ist auch besser so , dachte ich auf meinem Weg zur Tottenham High Road. Bob hatte mir am Tag zuvor einen riesigen Gefallen getan. Auf keinen Fall würde ich unsere Beziehung ausnutzen und ihn zwingen, jeden Tag mitzukommen. Er war mein Freund, nicht mein Angestellter.
    Der Himmel war grau, und es fühlte sich an, als würde es bald regnen. Wenn es in der Innenstadt genauso aussah, war mein Aufwand heute reine Zeitverschwendung. Straßenmusik im Regen kann man vergessen. Man sollte meinen, die Passanten würden einem nassen Straßenmusiker etwas mehr Mitgefühl entgegenbringen, aber das ist leider nicht der Fall. Alle wollen nur rasch ins Trockene, sie hasten, ohne nach links oder rechts zu sehen, noch schneller vorbei als sonst. Ich beschloss, einfach umzukehren, wenn es in der Innenstadt regnen sollte. Dann könnte ich Bob von dem gestern verdienten Geld eine richtige Leine kaufen.
    Ich war noch nicht weit gekommen, als es hinter mir verdächtig raschelte. Als ich mich umdrehte, zockelte tatsächlich ein mir sehr vertrauter roter Felltiger hinter mir her.
    »Ah, da hat wohl jemand seine Meinung geändert«, begrüßte ich ihn. Bob legte seinen Kopf leicht schräg und schenkte mir einen mitleidigen Blick, der wohl so viel hieß wie: »Na, warum sollte ich denn wohl sonst hier rumstehen?«
    Zum Glück hatte ich seine Leine aus Schuhbändern noch in der Manteltasche. Die band ich ihm um, bevor wir gemeinsam weiterzogen.
    Die Straßen in Tottenham sind zwar nicht so voll wie die in Covent Garden. Aber auch hier wurden wir angestarrt. Die Blicke waren nicht immer freundlich. Bestimmt hielten mich manche Leute für verrückt, weil ich mit einer rote Katze an einer Schnur durch die Gegend lief.
    »Wenn du öfter mitkommen willst, muss ich dir unbedingt eine richtige Leine besorgen«, flüsterte ich Bob beschämt zu.
    Aber für jeden bösen Blick gab es ein halbes Dutzend freundliche Gesichter. Eine Frau aus der Karibik schenkte uns ein besonders breites Lächeln. Sie war bepackt mit Einkaufstüten und sprach aus, was ich auf den meisten Gesichtern lesen konnte: »Ihr seid aber ein hübsches Paar!«
    Solange ich allein in meinem Apartment gewohnt hatte, war es nie zu einem Gespräch mit den Nachbarn gekommen, weder auf der Straße, noch im Haus. Dank Bob hat sich das alles geändert. Es war seltsam und sehr erstaunlich, ein bisschen so, als hätte er mir Harry Potters Unsichtbarkeitsumhang abgenommen.
    Als wir zu der stark befahrenen Kreuzung an der Tottenham High Road kamen, warf mir Bob einen auffordernden Blick zu: »Komm schon, du weißt, was ich will!« Ich gehorchte und hob ihn auf meine

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