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Bob, der Streuner

Bob, der Streuner

Titel: Bob, der Streuner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bowen
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mir stehen, und einer der beiden hielt mir ein Fieberthermometer hin.
    Eine Stewardess war aus dem Nichts aufgetaucht und übersetzte: »Die Herren sind von der chinesischen Regierung. Sie müssen Ihre Temperatur messen.«
    »Okay«, erwiderte ich verdutzt. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt für Widerworte, das war offensichtlich.
    Sie schoben mir das Thermometer in den Mund und warteten. Die beiden Beamten sahen immer wieder auf die Uhr. Dann nuschelten sie etwas in Landessprache, und die Stewardess übersetzte: »Sie müssen die beiden Männer begleiten. Sie wollen ein paar Routine-Untersuchungen machen.«
    Damals war der Hype um die Schweinegrippe gerade auf dem Höhepunkt, und China war geradezu panisch darauf bedacht, sie nicht ins Land einschleppen zu lassen. Erst vor ein paar Tagen hatte ich einen Bericht darüber gesehen, dass China bei dem geringsten Verdacht auf Infektion die Passagiere nicht einreisen ließ. Sie wurden für Tage in Quarantäne festgehalten.
    Mit mulmigem Gefühl folgte ich den beiden Gesundheitswächtern. Ich sah mich bereits meinen Urlaub in einer chinesischen Quarantäne-Zelle verbringen.
    Sie nahmen alle möglichen Proben von mir, von Blut über Speichel bis Urin. Wahrscheinlich fanden sie alle möglichen interessanten Dinge – aber weder das Schweinegrippen-Virus noch Sars oder sonstige ansteckenden Krankheiten. Zwei Stunden später wurde ich von einem gleichgültigen Beamten entlassen. Wie ich nun zu meinem Anschlussflug kommen sollte, schien niemanden zu interessieren. Der Flughafen von Peking gleicht einem riesigen Flugzeughangar, in dem ich völlig orientierungslos herumirrte.
    Mir blieben noch drei Stunden, um mein Gepäck einzusammeln und meinen Anschlussflug ausfindig zu machen. Ich war seit Jahren auf keinem Flughafen mehr gewesen und hatte ganz vergessen, wie groß und seelenlos sie waren. Vor allem dieser: Es gab eine Zugverbindung von einem Teil von Terminal 3 zum anderen.
    Erst eine Stunde vor Abflug fand ich meinen Anschlussflug. Als ich mich endlich auf meinem Sitzplatz zurücklehnen konnte, seufzte ich erleichtert auf. Total erschöpft durch die Anspannung der letzten Stunden verschlief ich den kompletten Flug nach Melbourne. Aber dort lief ich in die nächste Falle. Auf meinem Weg durch die Zollkontrolle war da plötzlich dieser Hund, ein Labrador, der gierig an meinem Gepäck schnüffelte.
    »Entschuldigen Sie, Sir, würden Sie bitte mit uns kommen?«, hörte ich auch schon die Stimme seines Besitzers, eines Zollbeamten.
    »Oh – mein – Gott!«, dachte ich verzweifelt. »Ich werde meine Mutter heute wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen!«
    Sie führten mich in einen Untersuchungsraum. Dort durchwühlten sie zuerst meinen Koffer. Dann wurde meine Tasche mit einem elektronischen Drogentester abgetastet. Ich hatte ein Problem.
    »Auf Ihrem Gepäck befinden sich Spuren von Kokain«, sagte einer der Wächter.
    Ich war sprachlos und konnte mir das überhaupt nicht erklären. Weder ich noch irgendjemand, den ich kannte, nahm Kokain. Das konnte sich keiner meiner Bekannten leisten.
    Zum Glück stellte sich heraus, dass eine kleine Menge für den persönlichen Gebrauch nicht strafbar war.
    »Wenn Sie gelegentlich Kokain schnupfen, brauchen Sie es nur zuzugeben und wir lassen Sie laufen!«, erklärte mir der Beamte.
    Nun war es an der Zeit, meine Situation offenzulegen. »Ich bin in einem Drogen-Entzugsprogramm und nehme gar nichts – weder gelegentlich, noch regelmäßig.« Dann zeigte ich ihnen den Brief von meinem Therapieleiter, der erklärte, warum ich Subutex nahm.
    Sie mussten einsehen, dass sie einen Unschuldigen mitgenommen hatten. Auch hier wurde ich letztendlich entlassen. Mit einer Stunde Verspätung durfte ich endlich raus aus dem Zollbereich. Aber das war immer noch nicht das Ende meiner Reise: Ich musste noch ein Flugzeug nehmen, um nach Tasmanien zu gelangen. Als ich endlich dort ankam, war es bereits früher Abend, und ich war total geschafft.
    Meine Mutter wiederzusehen war einfach wundervoll. Sie erwartete mich am Ausgang des Flugsteiges und umarmte mich lange und stürmisch. Sie weinte vor Freude; ich glaube, sie war heilfroh, mich lebend wiederzusehen.
    Ich war auch sehr glücklich, sie zu sehen, aber geweint habe ich deshalb nicht.
    Ihr neues Zuhause war genauso hübsch, wie sie es in ihrem Brief beschrieben hatte. Es war ein großer, geräumiger Bungalow mit einem riesigen Garten dahinter. Das Haus war von Ackerland umgeben, und die Grenze ihres

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