Bob und wie er die Welt sieht
Nickerchen gehalten hatte. Wenn er nicht aufgewacht wäre, hätte Belle ihn mit entsorgt.
Nach diesem Erlebnis bastelte ich ihm aus einem Pappkarton ein Bettchen. Ich hoffte, er würde nicht mehr so wild auf jede herumstehende Kiste sein, wenn er seine eigene hatte. Ich schnitt eine Seitenwand heraus und legte eine Decke für ihn hinein. Kaum war ich fertig, lag er auch schon drin. Sein lautes Dankeschnurr war meine Belohnung.
Leider hat es seine Vorliebe für Kartons nicht sonderlich getrübt. Er war nach wie vor extrem interessiert an unserem Mülleimer in der Küche. Sobald ich etwas hineinwarf, stellte er sich auf die Hinterbeine, um seine Nase in den Abfall zu stecken. Wenn ich ihn davon abhalten wollte, warf er mir einen bösen Blick zu, der eine klare Zurechtweisung war: »Hey, was schmeißt du da weg? Ich habe noch nicht entschieden, ob ich das noch brauchen kann.« Ich nannte ihn scherzhaft meinen Müllinspektor. Aber seine Manie war nicht immer nur lustig.
Eines Morgens, als ich gerade aus der Dusche kam, hörte ich seltsame Geräusche aus der Küche. Es klang, als würde jemand ein Blechteil über den Küchenboden schleifen. Dazu kam leises Katzengejammer.
»Bob, was stellst du jetzt wieder an?«, fragte ich und schnappte mir ein Handtuch, um mir beim Nachsehen die Haare trocken zu rubbeln. Ich bekam einen Lachkrampf, als ich die Bescherung sah.
Bob stand mitten in der Küche und auf seiner Schnauze thronte eine leere Dose Katzenfutter. Wie ein eiserner Maulkorb bedeckte sie sein Gesicht bis zu den Augen. Er sah aus wie eine Mischung aus dem schwarzen Ritter aus dem Film Monty Python und der heilige Gral und einem Garde-Grenadier vor dem Buckingham Palace. Die mit den hohen Bärenfellmützen, die fast ihre Augen verdecken.
Scheinbar konnte auch Bob kaum sehen, denn er schob sich rückwärts über den Küchenboden und schliff dabei die Dose auf dem Boden entlang. Ein vergeblicher Versuch, sich vom lästigen Kopfschmuck zu befreien. Sein Plan war gut, aber leider nicht erfolgreich. Er machte einen vorsichtigen Schritt zurück, schüttelte dabei immer wieder den Kopf oder hob ihn an, um die Dose dann auf den Boden zu tippen. Offenbar hoffte er, sie auf diese Weise loszuwerden. Es war urkomisch.
Es brauchte keinen Hercule Poirot oder Columbo, um herauszufinden, was da passiert war. In der Ecke neben der Küchentür stand ein voller schwarzer Müllbeutel, den ich heute Morgen mit nach unten zu den Containern nehmen wollte. Normalerweise stelle ich den Müll über Nacht auf den Gang, damit Bob nicht damit spielen kann. Aber das hatte ich gestern Abend wohl vergessen. Schwerer Fehler.
Bob hatte sich meine Abwesenheit im Bad sofort zunutze gemacht. Er hatte den Boden des Müllbeutels aufgerissen und so lange daran herumgezogen, bis das Loch groß genug war, um den Inhalt zu erkunden. Kartons waren keine drin, aber er hatte die leere Dose gefunden. In seinem Eifer, eventuelle Reste auszuschlecken, war er mit dem Kopf in der Dose stecken geblieben. Solche Szenen sah man sonst nur auf YouTube oder in Videoclip-Programmen wie Upps, die Pannenshow im Fernsehen. Er war gefangen und miaute inzwischen herzerweichend um Hilfe.
Ähnliche Situationen hatten wir schon öfter gehabt. Einmal saß ich im Wohnzimmer, als ich ein seltsames Geräusch aus der Küche vernahm. Es klang wie tap … tap … tap , gefolgt von einem schnellen tap, tap – tap, tap.
Natürlich fand ich Bob in der Küche. Ein leeres Portions-Butterdöschen aus Plastik klebte an einer seiner Vorderpfoten. Bob liebt Butter. Deshalb konnte er auch nicht widerstehen, als er »zufällig« den leeren Behälter fand. Er muss seine Pfote mit Gewalt hineingequetscht haben, um auch noch das letzte Fitzelchen Butter rauszuholen. Und so kam es, dass der kleine Plastikbehälter wie ein Schuh an seiner Pfote festsaß. Er hob sie immer wieder hoch und drückte sie gegen die Türen der Küchenschränke. Verzweifelte Versuche, um das lästige Ding wieder loszuwerden. Letztendlich brauchte er meine Hilfe – genau wie jetzt mit der leeren Dose.
Sein mitleiderregendes Gejammer sollte mich davon ablenken, dass er mal wieder Mist gebaut hatte.
»Mensch, Bob, du Kindskopf. Was hast du dir denn jetzt wieder angetan?«, fragte ich mit gespieltem Ernst. Dabei beugte ich mich zu ihm hinunter, um ihn von der Dose zu befreien. Zum Glück steckt nicht sein ganzer Kopf da drin, dachte ich nur. Ganz vorsichtig zog ich sie ab, denn der Dosenöffner hatte scharfe Kanten
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