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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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auf dem Boden sitzend vorwärts rutschte. Ich war gerade aufgewacht, und Bob fühlte sich unbeobachtet. Höchst konzentriert schrubbte er sein Hinterteil auf unserem Wohnzimmerteppich entlang.
    Es war nicht lustig. Wir hatten ein Problem.
    »Bob, das ist eklig, was soll das?«, schimpfte ich los.
    Aber es bestätigte meinen Verdacht, dass Bob krank war. Ich war wie immer ziemlich knapp bei Kasse und hatte keine Lust auf hohe Tierarztkosten samt horrender Medikamentenpreise. Also ging ich auf dem Weg zur Arbeit in die Bibliothek, um ein bisschen im Internet zu recherchieren. Ich hatte da so eine Ahnung, die ich überprüfen wollte. Ich tippte auf eine Magen-Darm-Infektion durch Parasiten. Das erklärte zwar nicht seinen Heißhunger, aber die vielen Toilettenbesuche und das Entlangrutschen auf dem Boden.
    Ich hatte eine Heidenangst vor Parasiten. In meiner Kindheit in Australien habe ich selbst erlebt, was Würmer bei Katzen anrichten können. Sie werden dünn, apathisch und ansteckend. In Australien haben sich damals viele Kinder von ihren Katzen Würmer eingefangen. Das war wirklich eklig.
    Krankheiten im Internet zu recherchieren ist ein großer Fehler. Ich machte das nicht zum ersten Mal, aber die Lektion hatte ich immer noch nicht gelernt. Und so war ich denn auch nach einer halben Stunde fest davon überzeugt, dass Bobs Symptome mit einer besonders hartnäckigen Wurmart, dem Hakenwurm oder Bandwurm übereinstimmten. Keiner der beiden war tödlich, aber gemein genug, wenn man nichts dagegen tat.
    Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als Bobs nächstes Häufchen zu untersuchen. Lange musste ich darauf nicht warten. Wir hatten gerade mal eine Stunde Zeitungen verkauft, als er mir mit wohlbekanntem Mauzen und eindeutigen Gesten zu verstehen gab, dass er ein paar Büsche brauchte. Ich musste unbedingt einen Blick darauf werfen, bevor er alles fein säuberlich vergrub.
    Bob war empört über die dreiste Unterbrechung seines Rituals. »Tut mir echt leid, Kumpel, aber ich muss mir das kurz ansehen«, entschuldigte ich mich und stocherte mit einem Ast darin herum. Auch wenn das jetzt albern klingt, aber ich war überglücklich, als ich nur kleine, weiße Würmchen entdeckte.
    »Wenigstens kein Haken- oder Bandwurm«, tröstete ich mich für den Rest des Tages.
    Erst auf dem Heimweg überfiel mich das schlechte Gewissen wegen Bobs Wurmbefall. Ich musste mir eingestehen, dass ich als verantwortungsvoller Katzenvater versagt hatte, und war wirklich sauer auf mich.
    Ich legte größten Wert auf gutes Futter, gab ihm weder rohes Fleisch noch sonstige Schmankerl, die Würmer verursachen konnten. Außerdem versäumte ich keine Routine-Untersuchung, bei der er immer auch auf Flöhe untersucht wurde, die ebenfalls Wirtsträger für Würmer sein können. Bob war ein gesunder und extrem auf Sauberkeit bedachter Kater, der keine Katzenwäsche ausließ. Ich für meinen Teil hielt die Wohnung katzengerecht sauber. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich an seinem Zustand schuld war. Immerhin wusste ich nun, was zu tun war.
    Glücklicherweise war der nächste Tag ein Donnerstag. Die mobile Blue-Cross-Ambulanz für die Tiere von Bedürftigen würde also morgen in Islington Green stehen. Wir machten uns sehr früh auf den Weg, um einen guten Platz weit vorne in der Warteschlange zu ergattern. Die bildete sich immer schon lange vor Beginn der Sprechstunde.
    Alle Mitarbeiter der Ambulanz kannten uns, Bob und ich waren seit Jahren regelmäßige Kunden. Hier hatte Bob seinen Mikrochip eingepflanzt bekommen, und ich zahlte fast ein Jahr lang in wöchentlichen Raten die Kosten von Bobs diversen Behandlungen ab. Außerdem ließ ich ihn hier regelmäßig untersuchen – natürlich auch auf Flöhe.
    Der diensthabende Tierarzt hörte sich meinen Bericht an, warf einen kurzen Blick auf Bob und die Stuhlprobe, die ich in weiser Voraussicht in einer Plastiktüte mitgebracht hatte.
    »Ja, er hat definitiv Würmer, James«, sagte er dann. »Was hat er denn in letzter Zeit gefressen? Irgendetwas Außergewöhnliches? Hat er vielleicht im Müll gewühlt oder Ähnliches?«
    Erst bei diesen Fragen fiel bei mir der Groschen. Ich war so ein Idiot!
    »O Gott, natürlich!«, rief ich aus. Die leere Katzendose aus dem Müllsack! Die hatte ich total vergessen. Bestimmt hatte er ein vergammeltes Stück Fleisch darin gefunden. Wieso hatte ich nicht gleich daran gedacht?
    Der Tierarzt lächelte nachsichtig und händigte mir eine Packung Wurmkur aus. Dazu gab es

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