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Bob und wie er die Welt sieht

Bob und wie er die Welt sieht

Titel: Bob und wie er die Welt sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Bown
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aufgebraucht, aber es sollte reichen, um Rosemary anzurufen. Sie ist eine Tierärztin, die ich in Notfällen immer anrufen kann. Sie mag Bob sehr, und auf ihren Rat kann ich mich immer verlassen. Mit einer Hand versuchte ich Bob daran zu hindern, dass er sich ableckte. Mit der anderen hielt ich mir das Telefon ans Ohr und erklärte ihr, was passiert war.
    Sie schärfte mir ein, dass ich Bob nicht daran lecken lassen durfte: »Motor- und Maschinenöl kann sehr giftig sein für Katzen, besonders wenn sie es fressen oder einatmen. Es kann starke Entzündungen und Verbrennungen der Organe und besonders der Lungen hervorrufen. Es kann Atemprobleme und Krampfanfälle auslösen, ja, im schlimmsten Fall sogar tödlich sein.« Damit bestätigte sie meine schlimmsten Befürchtungen. »Du musst es unbedingt abwaschen, hörst du, James! Lässt sich Bob baden? Wenn es nicht abgeht, musst du gleich morgen früh zum Blue Cross oder einem anderen Tierarzt mit ihm«, hörte ich sie noch sagen. Dann war mein Guthaben aufgebraucht und mein Handy verstummte.

    Wenn es ums Baden geht, teilt sich die Katzenbevölkerung in zwei Gruppen: die Wasserhasser und die Wasserliebhaber. Zum Glück gehört Bob der zweiten Gruppe an. Er ist sogar ziemlich verrückt nach Wasser.
    Er liebt es, in die Wanne zu hüpfen, sobald ich den Hahn aufdrehe, um mir ein Bad einzulassen. Er weiß, dass ich kein heißes, sondern eher warmes Badewasser bevorzuge, in dem er dann tatsächlich ein paar Minuten herumpaddelt.
    Es sieht lustig aus – und natürlich auch total niedlich –, wenn er danach durch die Wohnung läuft und eine Pfote nach der anderen ausschüttelt.
    Leider ist er auch sehr besitzergreifend mit dem Badewannenstöpsel. Er stiehlt ihn immer wieder und verbummelt ihn dann irgendwo in der Wohnung. Ständig muss ich mir Ersatzstöpsel basteln, wenn ich baden will, bis ich den richtigen wiederfinde, nachdem Bob das Ding als Spielzeug zweckentfremdet hat.
    Wenn ich daran denke, stülpe ich inzwischen einen Krug über den Plastikstöpsel, den ich auch noch mit einem Gewicht beschwere, damit Bob ihn nicht entführen kann.

    Es sollte also kein Problem sein, ihn in die Wanne zu stecken, um ihm das klebrige Zeug abzuwaschen. Ich musste ihn nicht einmal festhalten und konnte beide Hände benutzen, um ihn am Schwanz und an der betroffenen Körperseite mit Tiershampoo einzureiben. Dann spülte ich alles mit dem Duschkopf ab. Sein Gesichtsausdruck war zum Schießen komisch, als die Wasserstrahlen durch sein dichtes Fell auf die Haut trafen. Eine Mischung aus Grimasse und wohligem Grinsen würde ich sagen. Danach rubbelte ich ihn mit einem Handtuch so gut es ging trocken. Auch dazu musste ich ihn nicht zwingen. Er genoss es wie eine Massage und schnurrte die ganze Zeit begeistert.
    Ich hatte all das giftige Zeug von Bobs Fell abbekommen. Es war nur noch an manchen Stellen etwas dunkler verfärbt. Bob hat sich danach auch noch extrem sorgsam abgeleckt und bald danach glänzte sein Fell wieder durchgehend in all seiner orangeroten Pracht. Trotzdem brachte ich Bob am nächsten Tag noch zur Blue Cross-Ambulanz, nur um sicherzugehen, dass er dieses kleine Abenteuer unbeschadet überstanden hatte. Der Tierarzt konnte mir alle Zweifel nehmen und versicherte mir, dass ich mir keine Sorgen machen musste.
    »Das ist leichter gesagt als getan«, seufzte ich. Erst als ich wieder draußen war, wurde mir bewusst, dass ich wie ein Vater geklungen hatte.

    Der Vorfall in der U-Bahn hat mich wieder an Bobs Herkunft erinnert. Bob ist zwar inzwischen eine verwöhnte Hauskatze, aber zahm ist er nur bis zu einem gewissen Punkt. Im Herzen war und blieb er wohl immer ein Streuner.
    Ich kann es zwar nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber ich denke, Bob musste sich – bis er bei mir landete – in den Straßen von London allein durchschlagen. Er ist ein waschechter Londoner und der glücklichste Kater der Welt, wenn er in der Stadt auf Entdeckungstour gehen darf. Wenn ich ihn dabei beobachte, denke ich immer grinsend an den Spruch: » Du kannst die Katze von der Straße holen, aber du kriegst die Straße nicht aus der Katze. «
    Er hat natürlich seine Lieblingsplätze in London. An der U-Bahn-Haltestelle Angel liebt er den Islington Memorial Green Park, wo er ohne Leine alle Büsche durchforsten und alles beschnüffeln kann, so viel er will. Es gibt da ein paar verwilderte Ecken, in die er sich für ein bisschen Privatsphäre dezent verdrückt. Obwohl ihm die eigentlich

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