Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
in Gefahr gebracht, weil sie einfach viel zu starrsinnig war, um irgendjemanden um Hilfe zu bitten und sich einzugestehen, dass sie irgendetwas brauchte.
Von ihm. Ganz besonders von ihm.
Dann beruhigte sich sein Puls wieder, und die Kälte schien ihm in jede Pore zu kriechen und sich um sein Herz zu legen. Er war außer sich, weil sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Jede Schramme, jeder Schnitt, jede Prellung machte ihm deutlich, dass sie ihn nicht brauchte. Ihn nie gebraucht hatte. Und dass sie ihn auch niemals brauchen würde.
Er forderte Krankenwagen an, dann drehte er Bobbie Faye den Rücken zu und ging davon. Er wusste, dass Aaron sich um den Rest auch allein kümmern konnte.
Ce Ce und alle anderen, die sich noch in ihren Laden quetschen konnten, standen mit offenen Mündern und völlig fassungslos vor dem kleinen Fernseher, als live vom Recyclinghof in Plaquemine berichtet wurde. Es waren Krankenwagen zu sehen, die Gerichtsmediziner transportierten eine Leiche ab, und es wimmelte nur so von Polizisten, die Männer des SWAT-Teams und das FBI mit eingeschlossen.
Und dann entdeckten sie Bobbie Faye, live und in Farbe, doch sie sah aus, als wäre sie gerade zusammengeschlagen und dann bei lebendigem Leib durch die Mangel gedreht worden. Aber sie lebte.
»Wo bin ich?«, ertönte eine gedämpfte Stimme aus dem Lagerraum, und Ce Ce zuckte entsetzt zusammen, als ihr Mrs. Banyon wieder einfiel. Bei der ganzen Aufregung und dem Verfolgen der Livebilder im Fernsehen hatte sie die Frau völlig vergessen.
Schnell besprach sich Ce Ce mit den Anwesenden, sodass alle wussten, welche Rolle sie zu spielen hatten. Vielleicht, ganz vielleicht, konnten sie so vermeiden, hinter Gittern zu landen.
42
Sie lebt. Es ist vorbei. Jetzt können wir alle wieder zu unserem normalen Leben übergehen.
Erste offizielle Stellungnahme von Miss Sumralls Exfreund Detective Cameron Moreau nach einem Zwischenfall mit Bobbie Faye, exklusiv für WFKD
Bobbie Faye sah Cam nach, als er davonging. Sie kochte innerlich vor Wut. Ihr stiegen Tränen in die Augen, doch sie zwang sich, sie zurück zu halten. Für einen kurzen Moment, als er sie dabei beobachtet hatte, wie sie mit Zeke fertig geworden war, und begriff, was sie da für ein Spiel durchschaut hatte und mit was sie konfrontiert gewesen war, hatte sie das Gefühl gehabt, so etwas wie Stolz in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Aber nein, er lief einfach davon, ohne sich noch einmal umzusehen, und strahlte dabei eine Wut aus, die ihr nur allzu vertraut war. Während sie nun dastand und dem Rettungsteam dabei zusah, wie es sich um Roy kümmerte und seine Wunden versorgte, derweil zwei weitere Sanitäter sich ihrer annahmen, verblüffte es sie völlig, als Trevor ihr sanft über den Nacken strich und ihre verspannten Schultern massierte, als wäre er derjenige, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte und mit dem sie zusammen war.
»Ich habe den Agenten angerufen, der Stacey beschützt«, sagte er. »Es geht ihr gut. Aber wahrscheinlich ist sie ein wenig überzuckert. Sie hat ihn wohl dazu überredet, ihr jede Süßigkeit auf dieser Seite des Mississippi zu kaufen. Immerhin ist sie bester Laune. Er wird sie zu dir nach Hause bringen. Ich weiß, dein Trailer ist zerstört, aber ich gehe trotzdem davon aus, dass du zuerst dorthin zurück möchtest.«
Sie nickte, traute sich aber noch nicht zu sprechen.
»Gut. Ich muss jetzt nämlich ungefähr tausend Berichte schreiben.«
Und mit diesen Worten ging auch er.
»Damit ich das richtig verstehe …«, wiederholte die immer noch angeschlagen wirkende Mrs. Banyon, während Ce Ce und ihre Kunden sie mit großen Augen und Unschuldsmienen anstarrten, »… zuerst bin ich auf dem Karton da drüben eingeschlafen?«
Alle nickten gleichzeitig.
»Dann bin ich schlafgewandelt und habe, verstehe ich das richtig, den Herrn dort drüben zum Tangotanzen aufgefordert?«
Sie deutete auf den großen, ruhigen Ralph, und wieder nickten alle.
»Und danach habe ich vorgeschlagen, dass wir alle zusammen in einen Stripklub fahren sollten? Wo ich mich dann mal ›ganz geschmeidig‹ zeigen wollte?«
Abermals nickten alle, Monique noch etwas enthusiastischer als die anderen.
»Und das soll ich Ihnen wirklich glauben?«
»Also, Schätzchen, ich weiß wirklich nicht, was um alles in der Welt Leute dazu bewegt, seltsame Dinge zu tun, wenn sie schlafwandeln«, meinte Ce Ce. »Aber vielleicht sollten Sie mal einen Arzt deswegen aufsuchen.«
Wütend funkelte
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