Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
sauste.
Beim nächsten Schlenker schwang der Kran so heftig, dass Vincent den Halt verlor …
… und auch das Diadem wurde dermaßen wild durchgeschüttelt, dass es sich aus den Kabeln löste, gegen eine Wand des Führerhauses prallte, sich direkt neben Bobbie Fayes ausgestreckter Hand überschlug und …
… aus dem zerschossenen Fenster flog.
Taumelnd rauschte es in die Tiefe, knallte gegen den Brückenkran und wurde davongeschleudert.
Zeitgleich stürzte Vincent ab.
Bobbie Faye wusste vor Entsetzen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollte.
Das Diadem schlug noch ein letztes Mal auf und segelte dann in Richtung Mississippi davon. Bobbie Faye blickte Vincent hinterher, drehte jedoch schnell den Kopf weg, als er auf einem hohen Metalldorn landete, der vom Förderband aufragte.
Sie war drauf und dran, sich zu übergeben.
Schließlich biss sie die Zähne zusammen und schluckte tapfer die bittere Galle hinunter. Unter ihr lag der aufgewühlte Mississippi, doch von dem Diadem war nichts mehr zu sehen.
Es war weg.
Unwiderruflich. Denn dieser Fluss mit seinem schlammigen Boden und der starken Strömung war nicht gerade bekannt dafür, jemals etwas wieder herauszugeben, wenn es erst einmal von seinem schwarzen Wasser verschluckt worden war.
Nun hatte sie das Erbstück verloren, das ja auch erst seit lächerlichen hundert Jahren innerhalb der Familie weitergereicht worden war. Perfekt! Absolut perfekt!
Sie hatte noch ganz genau das Bild ihrer Mutter vor Augen, wie sie auf ihrer letzten Parade das Diadem getragen und der Menge zugewunken hatte. Immer wieder hatte sie gewunken und gewunken. Und dann war da noch jener Moment, als sie es an Bobbie Faye weitergegeben und ihr eingeschärft hatte, wie wichtig es sei, das Diadem für die Familie zu erhalten und die Tradition zu wahren.
Bobbie Faye vergrub ihr Gesicht in den Händen.
Die Schießerei hatte aufgehört.
Sie fühlte sich so müde, so ausgelaugt. Sie wollte sich nur noch hinlegen und schlafen, aber sie musste ihre Familie finden. Bobbie Faye kletterte aus dem Führerhaus in die immer dunkler werdende Nacht. Die Stille um sie herum war bedrückend. Die Luft schien wie eine Wand aus Hitze und Staub zu sein, durch welche man sich mühsam hindurchkämpfen musste.
Kaum dass sie von der letzten Sprosse der Leiter gesprungen war, tauchte Trevor auf, gefolgt von einem FBI-Agenten, der dummerweise eine Pistole auf ihn gerichtet hielt.
»Mir ist die Munition ausgegangen«, erklärte Trevor und machte ein ziemlich amüsiertes Gesicht.
»Ich kann dich leider nirgendwo mit hinnehmen«, witzelte sie zurück.
»Keinen Schritt weiter, es ist zu Ihrer eigenen Sicherheit«, sagte der Mann vom FBI. »Ich bin Special Agent Zeke Wright, Miss Sumrall. Wenn Sie mir nun bitte das Diadem aushändigen würden. Dann kann ich diesen Mann verhaften und Ihnen den Dreckskerl endlich vom Hals schaffen.«
Bevor dieser auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte Bobbie Faye ihre Pistole gezogen und auf den Fed gerichtet. Doch der schien nicht sonderlich beunruhigt zu sein. Ein weiterer FBI-Agent tauchte aus dem Dunkeln auf, die Waffe im Anschlag.
Cam fand einen der FBI-Schützen. Er lebte, war aber bewusstlos. Über sein Headset meldete sich Aaron: »Cam. Wir haben hier einen verwundeten Typen im Anzug. Hat ein fürchterlich hässliches Gesicht. Und dann ist da noch ein riesiger Kerl, der neben ihm auf dem Boden sitzt, mehr als zwanzig Türknäufe aus Messing in den Händen hält und weint.«
»Hat er irgendwas gesagt?«
»Nur, dass seine Knäufe wunderschön und einfach perfekt seien und er seinen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde jetzt wohl vergessen könne. Was immer das auch bedeuten soll.«
»Okay, schafft beide hier weg. Ich sehe, dass unter dem Brückenkran irgendwas los ist. Ich nähere mich von der Südseite.«
»Wir treffen uns da.«
Als Cam sich an die besagte Stelle heranpirschte, wich ihm alles Blut aus dem Gesicht, denn er erkannte, dass es gerade zu einer direkten Konfrontation zwischen den Agenten des FBI, Bobbie Faye und deren Begleiter kam, wobei Zeke offensichtlich auf Cormier zielte. Bobbie Faye hatte Blut an den Händen, den Beinen und ihrer Hüfte. Cam musste sich stark zusammenreißen, um nicht einfach alle, die bei ihr standen, zu erschießen und sie sofort ins Krankenhaus zu bringen.
Unklar war jedoch, warum Zeke diesen Cormier nicht einfach verhaftete. Oder warum Bobbie Faye mit ihrer Waffe wiederum auf einen weiteren Mann vom FBI zielte. Ein Blick in
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