Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
die Frau vom Sozialamt sie an, doch Ce Ce lächelte nur so unschuldig wie möglich.
Und alle nickten gleichzeitig.
Die Luftaufnahmen von ihrem Trailer hatten Bobbie Faye nicht im Geringsten darauf vorbereiten können, in welchem Zustand sich ihr früheres Zuhause wirklich befand. Das Gefühl der Niedergeschlagenheit, die sie bei diesem Anblick überkam, lastete schwer auf ihr, war förmlich erdrückend und hätte sie am Boden zerstört, wäre nicht gerade in diesem Moment ein schwarzer Ford die Auffahrt entlanggekommen, aus dem Stacey heraussprang. Ihre blonden Zöpfe waren völlig verrutscht, und sie hatte alle möglichen klebrigen und verschiedenfarbigen Flecken im Gesicht und an ihren Händen sowie getrocknete Eiscreme an der Wange. Sie zerrte einen Plüschelefanten hinter sich her, der etwas größer war als sie selbst. Bobbie Faye nahm sie in die Arme und hielt sie so lange fest, bis sie überzeugt davon war, dass die Eiscreme für immer einen Abdruck auf ihrer eigenen Wange hinterlassen hatte. Doch auch das war ihr vollkommen egal.
»Tante Bobbie Faye! Es war so ssön! Onkel Baker und ich …«, der neue Agent nickte zur Begrüßung, »… waren im Zoo und Ponyreiten und auf dem Karussell und im Planaanium …«
»Im Planetarium?«
»Mhm! Und dann sind wir zu McDonalds und … Auweia!«
Stacey schaute auf den Trailer, der, in mehrere Teile zerbrochen, auf der Seite lag.
»Ist schon okay, Stace. Wir lassen uns was einfallen. Okay?«
»Mhm. Kann Onkel Baker morgen wiederkommen?«
Sie drehte ihren kleinen Kopf mit den abstehenden Zöpfen in seine Richtung und strahlte ihn an. Bobbie Faye musste sich das Lachen verkneifen, als der Mann ganz blass wurde und sich eilig auf den Weg zu seinem Wagen machte.
»Stace, Schätzchen, ich denke, Onkel Baker wird ein bisschen Zeit brauchen, um sich zu erholen.«
Vierundzwanzig Stunden später zog Bobbie Faye die kleine Teppichratte immer noch von Tischen und Sofalehnen herunter. Langsam begann sie sich zu fragen, ob die Kleine sich den Zucker vielleicht gleich gespritzt hatte, statt ihn auf normalem Wege zu sich zu nehmen.
Sie betrachtete Stacey und spürte einen kleinen Stich im Herzen, als sie sich bewusst machte, wie knapp sie diesmal daran vorbeigeschrammt war, ihre kleine Nichte zu verlieren. Und Roy. So gern sie ihm auch eins über den Schädel gezogen hätte, diesmal war es verdammt knapp gewesen. Sie konnte nicht sagen, ob sie sich jemals wirklich wieder davon würde erholen können. Stacey und sie kamen gerade aus dem Krankenhaus, wo sie Roy besucht hatten. Die Ärzte waren sich sicher, dass er wieder ganz gesund werden würde. Und da Roy schon wieder die Schwestern anmachte, schien er wirklich auf dem Weg der Besserung zu sein.
Nun saß Bobbie Faye vor ihrem kleinen Stellplatz und sah zu, wie ein Truck ihren neuen (gebrauchten) Trailer an seinen Platz manövrierte. Die Firma hatte sich auf einen guten Preis eingelassen und auf Ratenzahlung. Was sie sich gerade so leisten konnte, da sie zugesagt hatte, gelegentlich in einem TV-Spot der Firma aufzutauchen und zu verkünden, dass diese Trailer robust genug seien, sogar einen Bobbie-Faye-Tag zu überstehen.
Nina, die das Aufstellen des Trailers überwacht hatte, kam herübergeschlendert und setzte sich neben Bobbie Faye in einen Gartenstuhl, den ihnen jemand geliehen hatte.
»Hast du schon irgendetwas darüber gehört, ob die Belohnung für all die gestohlenen Sachen im Büro der Entführer ausreicht, um den ganzen Schaden hier zu bezahlen?«
»Noch nicht. Benoit hat mir gesagt, sie würden einen ihrer Detectives darauf ansetzen. Fordoche heißt sie und soll sehr gut, arschpingelig und vor allem ehrlich sein. Also wird diesmal hoffentlich nicht die Hälfte verschwinden.«
Ein paar Minuten saßen sie schweigend da und beobachteten den chaotischen Versuch dreier Männer, den Trailer an seinen Platz zu rangieren, wobei sich jeder von ihnen als Boss aufspielte, sodass der Fahrer fünf verschiedene Richtungen gleichzeitig angegeben bekam.
»Oh, übrigens«, meinte Nina lachend, »ich habe gehört, wo Dora hin ist.«
Roy hatte Bobbie Faye inzwischen gebeichtet, wo er an jenem Tag, als alles begonnen hatte, gewesen war.
»Sie ist zu ihrer Mutter gezogen, völlig fertig mit den Nerven, weil sie Jimmy nicht unter die Augen treten wollte, nachdem die Entführer Roy mitgenommen hatten. Jimmy kommt also nach Hause, sieht, dass sie zu ihrer Mutter gezogen ist, denkt, sie hätte es getan, weil herausgekommen wäre,
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