Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
Sie war groß, mit einem riesigen Kran an Bord, der dazu diente, volle Ölfässer auf wartende Lastkähne zu verladen.
Sie tippte Trevor an, der immer noch versuchte, den Gashebel zu reparieren.
»Sind das da vorn … Pfähle?« Sie deutete auf zwei Reihen ziemlich dicht stehender Betonpfähle, die vor dem Ponton aus dem Wasser ragten.
Sie rasten direkt auf diese Pfähle zu, wobei ihr Boot mit mehr als neunzig Stundenkilometern über den See schoss. Genau die richtige Geschwindigkeit, um in tausend Stücke zerschmettert zu werden, die nicht mehr zu identifizieren sein würden.
Vor ihrem geistigen Auge tauchte erst Roy auf, dann Stacey, und idiotischerweise fiel ihr ein, dass sie vor laufender Kamera in einem T-Shirt mit der Aufschrift Knack mich, lutsch mich, iss mich roh sterben würde.
So war es also, wenn man wusste, dass man dem Tod ins Auge blickte, dachte sie und beobachtete, wie Trevor mit einem Satz zu der Tasche sprang, die er aus dem Schuppen mitgenommen hatte, und ein langes Seil herauszog. Dann begann er, rasend schnell Knoten hineinzumachen.
»Mich jetzt noch zu fesseln, wird Ihnen auch nicht mehr viel nützen.«
»Bringen Sie mich bloß nicht auf Ideen.«
Bobbie Faye blickte über die Schulter nach hinten und sah, wie die Waffenschmuggler in ihren Booten langsamer wurden. Sie starrten ihnen mit offenen Mündern nach, als wären sie zwei völlig Verrückte. Hinter den Waffenschmugglern flogen der Hubschrauber des Senders und die beiden Polizeihelikopter auf sie zu.
»Na klasse. Ich fliege live in den Nachrichten in die Luft. Zumindest wird niemand mein T-Shirt sehen.«
»Oh, bei Ihrem Glück bin ich mir sicher, dass man Ihr Shirt noch sehen wird.«
»Vielen herzlichen Dank. In einer Minute bin ich sowieso tot. Lassen Sie mir doch wenigstens meine Fantasie, okay?«
Trevor hängte ihr die Tasche um den Hals, dann stopfte er noch so viel wie möglich in ihre Handtasche.
»Bleiben Sie hier stehen. Wir haben nur einen Versuch. Halten Sie sich an mir fest, ich werde nicht in der Lage sein, Sie festzuhalten. Verstanden?«
Nein, das hatte sie eigentlich nicht so ganz. Dann sah sie, wie er das Seil über seinem Kopf schwang. Ihr ging auf, dass er ein Lasso daraus gemacht hatte, mit dem er versuchen wollte, den Kran auf der Ölplattform zu erwischen. Ihr Boot würde zwar nicht zwischen den Pfählen hindurchpassen, und sie würden nicht nah genug an den Kran herankommen, um mit dem Seil zu treffen, aber sie bewunderte ihn dafür, dass er es zumindest versuchte.
Sie hielt sich an ihm fest. Zum einen, weil sie sowieso nichts anderes tun konnte. Und außerdem konnte sie doch wenigstens seinen Rücken unter ihren Händen fühlen, wenn sie schon sterben musste. Sie versuchte, sich ganz eng an ihn zu klammern, sich so klein wie möglich zu machen und ihm nicht dabei im Weg zu sein, wie er das Lasso schwang. Da waren auch schon die Pfähle, direkt vor ihnen, nur noch wenige Meter entfernt.
Plötzlich trat Trevor mit Wucht auf die eine Bordwand, das Boot kippte und tauchte auf der Seite ins Wasser.
Dafür ragte die andere nach oben.
In diesem steilen Winkel schoss das Boot mit einem hässlichen Scharren zwischen zwei Pfosten in der ersten Reihe hindurch und …
… Trevor warf das Lasso.
Es flog in einem Bogen durch den unglaublich blauen Himmel … hing für gefühlte Jahre in der Luft … segelte auf den Kran zu …
»Festhalten!«
Das Seil verfing sich am Kran, und Trevor hielt es mit aller Kraft fest, als es sich abrupt spannte, ihn und Bobbie Faye in die Luft und aus dem Boot riss und sie nach vorn schwangen, während das Boot unter ihnen davonraste.
Sie konzentrierte sich darauf, ihn nicht loszulassen. Ihre Arme brannten. Während sie durch die Luft flogen, spürte Bobbie Faye, wie sein Herz in seiner Brust hämmerte, hörte ihn fluchen, roch das Aftershave, das er am Morgen benutzt haben musste.
Das Boot raste immer weiter.
Trevor und Bobbie Faye schwangen auf die Ölplattform zu.
Das Boot kippte zurück in seine ursprüngliche Lage im Wasser.
Gerade als sie mit den Füßen die Plattform berührte, krachte das Boot in die zweite Reihe der Betonpfeiler und explodierte. Die Ölplattform schwankte gefährlich.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde sah Bobbie Faye das Entsetzen in den Gesichtern des Kranführers und des Arbeiters auf dem Lastkahn.
»In die Rettungsboote!«, brüllte der Arbeiter. Zusammen mit dem Kranführer sprang er in eines davon, während sich Trevor und Bobbie Faye in
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