Bobbie Faye 01 - Schlimmer Geht Immer
ausrichten. Und da ich live im Fernsehen bin, ist es unmöglich, härtere Geschütze aufzufahren.«
»Kann man mit einem gezielten Schlag der Peitsche nicht einen Reifen zerstören?«
»Das habe ich versucht. Aber sieh dir mal diese Reifen genauer an. Die sind fürs Gelände und damit sehr viel strapazierfähiger als normale. Ich muss Schluss machen, Ce Ce. Hier sind wieder Langfinger unterwegs.« Sie legte auf.
Im Fernsehen wurde eine Luftaufnahme gezeigt, und Ce Ce konnte beobachten, wie Nina mit ihrer Peitsche einen Möchtegern-Dieb vertrieb (es war ein auffallend großer Mann, der ein Stück von Bobbie Fayes Reizwäsche hochhielt – einen Body aus Satin –, als wollte er abschätzen, ob er da wohl hineinpassen könnte). Unterdessen wurde versucht, mit den beiden Pick-ups mit Allradantrieb den Trailer wieder in eine aufrechte Position zu ziehen.
Ganz offensichtlich funktioniert das aber nicht.
»Monique!«, rief Ce Ce, und ihre rothaarige Freundin kam zu ihr gewatschelt. Sie war so bleich, dass selbst ihre Sommersprossen erblasst schienen. »Ich brauche das Glas, das dahinten auf dem grünen Schrank steht.«
»Das, in dem das Zeug drin ist, das wie rote Würmer aussieht?«
»Ja, genau das. Es wird helfen, die positive Energie zu verstärken, ich glaube, das können wir gebrauchen.«
»Wirst du mir irgendwann mal verraten, was da eigentlich drin ist?«
»Schätzchen, das möchtest du gar nicht wissen. Vertrau mir einfach.«
Monique nickte und lief zu dem grünen Schrank, um das Glas zu holen.
Bobbie Faye schob den Gashebel bis zum Anschlag nach vorn und verdrehte sich den Hals nach den anderen Booten.
Sie holten auf.
Trevor machte gerade einen weiteren Anruf. Plötzlich geriet der Motor ins Stottern und zündete fehl. Offensichtlich hatte das Boot nicht den »Fluchtvertrag« gelesen, der es dazu verpflichtete, tadellos zu funktionieren.
Sie hörten Schüsse, die Waffenschmuggler feuerten auf sie. Die Kugeln erreichten sie nicht, aber da Trevors und Bobbie Fayes Boot rapide an Tempo verlor, war das nur noch eine Frage der Zeit.
Trevor klappte das Handy zu.
»Hey, Mr. Ich-hab-einen-Plan, für den Fall, dass ich nicht mehr lange genug lebe, um es Ihnen zu sagen: Ihr Plan ist scheiße!«
Er ignorierte sie, sprang in den Führerstand und überprüfte die Benzinleitung. Bobbie Faye öffnete den Verteilerkasten.
»Nichts anfassen!«, befahl er, doch Bobbie Faye schnaubte nur wütend.
» Was glaubt er eigentlich, wer ist?«, murrte sie, während sie zwischen den Kabeln herumhantierte. »Schließlich bin ich diejenige, die die anderen Boote sabotiert hat. Ich habe dieses Boot in Gang gebracht. Ich habe die Leine durchschossen …« Sie rüttelte an ein paar Kabeln, während sie sich immer mehr in ihre Schimpftirade hineinsteigerte. »Ich bin diejenige, die diesen verdammten Motor wieder in Ordnung bringen wird, damit wir nicht von den dämlichen Waffenschmugglern erschossen werden, die dieser dämliche Kerl dämlicherweise meinte, beklauen zu müssen.«
Mit Genugtuung dachte sie an den Augenblick am Morgen zurück, als sie auf seinen Pick-up geschossen und er sie wütend und mit offenem Mund angestarrt hatte. Sie wünschte sich, sie könnte zurückgehen und noch ein paar Mal auf den Wagen schießen, einfach nur so. Verdammter Kerl, immer glaubte er, genau zu wissen, was zu tun war.
Ein roter Draht hatte sich aus einer Klemme gelöst, worin offensichtlich das Problem bestand. Während sie daran herumfummelte, hüpfte das Boot über die Wellen des Sees und schüttelte Bobbie Faye kräftig durch. Sie taumelte, der Draht berührte irgendetwas anderes und – Wamm – plötzlich schoss das Boot mit voller Kraft voraus.
»Ich hab’s repariert!«
Sie blickte Trevor an. Der versuchte, das Boot zu steuern, doch es reagierte nicht – weder das Ruder noch der Gashebel – nada . Mit offenem Mund starrte er sie an.
»Ich hab’s nicht repariert?«, fragte sie und klang schon sehr viel kleinlauter.
»Was zur Hölle haben Sie gemacht?«
»Offensichtlich den Selbstzerstörungsmechanismus ausgelöst.«
Direkt hinter ihnen klatschten Kugeln ins Wasser.
Na, wunderbar. Wirklich wunderbar! Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Bobbie Faye warf einen Blick zum Ufer, das vor ihnen lag, und ihr fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Nein. Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!
Da, direkt vor ihnen, in einem der künstlich angelegten Kanäle am Rand des Sees stand eine Ölbohrplattform auf einem Schwimmponton.
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