Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Lokalität, die er eröffnete, lernte er auch Chloë kennen. Sie war die zweite Kellnerin, die er einstellte. In der Sekunde, in der sie zur Tür hereinkam, wusste er, dass sie die Richtige war. Sie hätte ihn nur ein klein wenig bezirzen müssen, und er hätte ihr nicht nur den Job gegeben, sondern ihr auch gleich noch die ganze Bar überschrieben. Sie war eine fleißige Arbeiterin. Er wusste gar nicht mehr, in wie vielen Nächten sie nach einem langen Tag beim Saubermachen mit dem Putzeimer in der Hand eingenickt war. Aber so konnte sich Chloë ihre Ausbildung finanzieren, und sie konnten sich ein gemeinsames Heim leisten und ihren Traum aufbauen. Er expandierte. Damals dachte er, er hätte einfach alles.
Er verkniff sich die rüde Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag. Pam hatte es nicht verdient, die Zielscheibe seines Zorns zu werden. Sie wusste ja nicht, dass sein Leben damals zusammen mit Chloës in dem Autowrack geendet hatte. Sie – keiner von ihnen – würde es jemals verstehen. Die Rache war seine neue Lebensaufgabe geworden.
»Nicht jetzt. Entscheiden Sie. Sie sind offiziell befördert zur Geschäftsführerin, oder wer auch immer sich um diesen ganzen Kram kümmert. Machen Sie die Papiere fertig, und ich unterzeichne sie. Ab jetzt sind Sie dafür zuständig.« Er sah auf die Uhr. »Ich werde meinem Anwalt mitteilen, dass er die Papiere von Ihnen erhalten wird.« Später würde sie erfahren, dass alle Dokumente, die sie zum Boss machten, längst fertig aufgesetzt waren – inklusive seines Testaments.
»Suds! So schlimm ist es doch nicht. Ernsthaft, es handelt sich hauptsächlich um Wasserschäden, und wir haben ein wenig vom Inventar eingebüßt. Gut, es wird einige Monate dauern, bis alles repariert ist, aber das Kasino wird keinerlei Kosten und Mühen scheuen, und ich habe auch schon einen Bauunternehmer an der Hand und … «
»Stopp, es ist mir egal. Tun Sie, was immer Sie für richtig halten.« Er nahm ihr die Papiere ab und unterzeichnete sie schnell. »Tun Sie’s einfach.«
Sie musterte ihn besorgt. Sie war eine gutherzige Frau, eine schöne Frau, und wenn sein Herz nicht schon vor so langer Zeit gestorben wäre, dann hätte er möglicherweise in ihren Augen ein wenig Hoffnung schimmern sehen. Doch es gab keine Hoffnung. Nicht jetzt.
Sie ging, und er starrte wieder auf den Fernseher und die Bilder eines Nachrichtenhelikopters, Nahaufnahmen von den deformierten Rohren und dem Feuer und dem schwarzen Qualm, der im Süden von Lake Charles in den Himmel stieg. Es war das falsche gottverdammte Chemiewerk. Wären alle sieben Bomben dort hochgegangen, wäre von der Anlage nicht mehr viel übrig.
Wo waren also die anderen?
23
Bobbie-Faye-Abwehrspray – jetzt auf Lager!
AUSVERKAUFT ! AUSVERKAUFT !
Schild vor einem ortsansässigen Walmart
Trevor zog ihr eine schusssichere Weste über, fummelte an den Riemen und rückte sie für sie zurecht. Seit sie den SM -Club verlassen hatten, hatte er kein Wort mehr gesagt. Er schien nur darauf zu warten, dass sie sich von ihm abwandte.
Sie waren schweigend quer durch die Stadt gefahren, zurück zum Fluss, wo sie das GPS -Signal geortet hatten. Sie hielten sich nun einen Block entfernt von der Quelle des Signals auf, und es machte Bobbie Faye schier verrückt, dass sie vorhin schon hier vorbeigefahren waren, nur wenige Blocks von Nina entfernt, und nichts davon geahnt hatten.
Sie befanden sich in den hinteren Räumen eines kleinen Kaffee- und Sandwichladens, in dem eine angenehm altbackene Atmosphäre herrschte und der den Eindruck erweckte, auch harte Zeiten dank seines guten, einfachen Essens überstanden zu haben. Cops waren schon nicht blöd, denn sie ließen sich immer dort nieder, wo steter Nachschub an Verpflegung gewährleistet war. Das Café lag in der Innenstadt, inmitten von kunstvoll verschnörkelten Häusern, die um 1900 entstanden waren, hohen Bauwerken aus Glas, Stahl und Marmor aus den Neunzigern und stuckverzierten Betonbauten der Jahrhundertwende. Der Laden wirkte einladend und gemütlich: Kleine, runde Tische aus dunklem Holz, durch jahrelangen Gebrauch schon etwas verschrammt, standen vor blassgelb getünchten Wänden, deren Farbe über die Jahre vom Sonnenlicht ausgebleicht worden war. Die durchgängige Glasfront ging zur Straßenecke hinaus. Vor den Fenstern hingen klapprige Metalljalousien auf Halbmast, die wahrscheinlich genau so alt waren wie das Gebäude selbst.
Cam eilte zu ihnen und klappte dabei sein Handy zu. »Noch eine
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