Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
einen Rettungsanker, und so klammerte sie sich an den Ärmel von Trevors T-Shirt und grub die Finger fest in den Stoff. Trevors schusssichere Weste wirkte jedoch wie ein Puffer und hielt sie auf Distanz. Trevor suchte ihren Blick und spürte, dass sie zu zittern begann. Die Nachwirkungen des Adrenalins. Sie hielt sich an ihm fest und erwiderte seinen Blick. Moreau setzte derweil seine Standpauke fort.
»Moreau, halt verflucht noch mal die Klappe.«
Der angespannte Zug um ihre Augen verschwand.
» Du hast zugelassen, dass das passiert«, zischte Moreau. »Du nimmst einfach so in Kauf, dass sie sich umbringen lässt.«
»Cam«, fauchte sie, ehe Trevor noch etwas erwidern konnte, und durchbohrte ihren Ex mit einem vernichtenden Blick. »Wenn du noch einmal über meinen Kopf hinweg über mich redest und so tust, als wäre ich zu blöd, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, dann werde ich dir so dermaßen in deinen gottverdammten Hintern treten, dass du in der nächsten Woche landest, und danach werde ich dich über den Haufen schießen.« Dann wandte sie sich Trevor zu. »Es wird noch schlimmer, oder?«
Er dachte an MacGreggors Instruktionen an der Schlafzimmerwand.
»Ja.«
Der Schlagzeugrhythmus, den die Trommler der LSU Fighting Tiger Marching Band spielten, brachte Lori Anns Herz zum Rasen, und sie war sich sicher, dass dies ein denkwürdiger Abend werden würde. Die Band hatte sich vor dem Stadion aufgestellt. Ihre purpur- und goldfarbenen Uniformen erstrahlten in militärischer Perfektion und verschlugen ihr schier den Atem. Stacey hopste bei jedem Schlag mit, und ihr kleiner Körper ergab sich ganz dem betörenden Rhythmus, der von den Stadionwänden widerhallte und sogar noch verstärkt wurde. Dazu kamen die Fangesänge, der Jubel und die Anfeuerungsrufe des Publikums – es war, als stünden sie und Stacey in einem Schalltrichter. Um sie herum gab es nur noch diese Geräusche und nichts anderes mehr. Die fassungslose Begeisterung auf Staceys Gesicht brachte Lori Ann dermaßen zum Grinsen, dass es schon beinahe wehtat.
Marcel hörte damit auf, den Truck noch ein letztes Mal aufzupolieren. Er kam zu ihnen, legte Lori Ann einen Arm um die Schultern und zerzauste mit der anderen Hand Staceys blondes (sehr staubiges) Haar. Staceys Zöpfe hatten sich schon vor einer Weile aufgelöst.
Wir sind zusammen, das ist meine Familie, dachte Lori Ann bei sich.
Da fiel ihr ein, dass sie ganz vergessen hatte, Bobbie Faye zurückzurufen. Marcel begann zu kichern, und sie musste ebenfalls lachen. Wie sollte sie in diesem Chaos auch nur ein Wort verstehen? Sie würde bis nach dem Spiel warten müssen, um Bobbie Faye zurückzurufen. Sie würde ihr von ihrer Hochzeit erzählen und sie eventuell bitten, ihre Trauzeugin zu werden. Vorausgesetzt, dass Bobbie Faye ihren Bräutigam nicht umbringen würde. Es war sogar eine der wichtigsten Aufgaben einer Trauzeugin, den Bräutigam nicht umzubringen.
Lori Ann musterte Marcel von der Seite und fragte sich, wie sich ein Frack über einer Kevlarweste wohl machen würde.
Trevor half ihr auf die Beine und versicherte sich, dass sie stehen konnte.
»Sie haben Nina immer noch«, sagte sie, und er nickte.
»Ich fasse es nicht«, sagte Moreau.
Sie fuhr herum, und Trevor drehte sich ebenfalls zu Moreau um, doch der sah – ausnahmsweise – nicht Bobbie Faye an. Stattdessen rannte er auf die Leute zu, deren Truck gestohlen worden war. Trevor und Bobbie Faye joggten ihm sofort hinterher. Dann blieben sie wie angewurzelt stehen.
Drei ältere Damen und ein alter Herr, den Bobbie Faye stets »den alten Landry« nannte.
Es war ihr Dad.
»Um Himmels willen, was habt ihr denn hier zu suchen?«, fragte sie V’rai. Ihr Vater blickte finster drein. »Sie haben euren Truck geklaut!«
»Lass deine Tante zufrieden«, mischte sich ihr Vater ein. »Wenn du jemanden anschreien willst, dann schimpf gefälligst mit mir.«
»Wenn ich das will ?«, fragte sie aufgebracht und fuhr herum.
»Sundance, dafür haben wir jetzt keine Zeit«, sagte Trevor. Bobbie Faye hatte den Arm gehoben und tastete nach ihm. Er wusste nicht, ob sie überhaupt bemerkte, was sie tat. Ihre Hand landete auf seinem Arm, glitt daran herunter, suchte seine Hand, und sie verschränkte ihre Finger mit seinen. Er fragte sich einmal mehr, ob sie wohl ihre eigenen Gefühle durchschaute. »Wir müssen los«, drängte er und zwang sie, ihre persönlichen Differenzen auf später zu verschieben. »Wir haben schwerwiegendere
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