Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
dafür verdiente sie schon ein Goldsternchen oder einen Pokal oder so was. Er war ihr überallhin gefolgt: in die Küche, zum Briefkasten, zum Badezimmer – vor dem er sich »zu ihrem Schutz« postiert hatte, freundlicherweise mit dem Rücken zu ihr – , und er hatte in diesem Scheißgartenstuhl herumgesessen, während sie gestrichen hatte.
»Du hast da eine Stelle übersehen«, bemerkte er zum x-ten Mal und zeigte auf die Wand.
Bobbie Faye nahm den Eimer mit der Buttercremefarbe, kippte ihn um und stülpte ihn Riles über den Kopf.
Ja gut, vielleicht hätte sie doch mal ein bisschen schlafen sollen.
Der Mechaniker parkte auf der Straße gegenüber dem Laden für Leihmaschinen. Er stand auf der rissigen Asphaltfläche vor einem schmierigen Stripclub, der praktischerweise an der einzigen Zufahrtsstraße lag, die in dieses Gebiet mit seinen Chemiefabriken, Ersatzteilhändlern, Schweißereien und Eisenwarenläden führte. Planierraupen, Bagger und Zwölf-Tonner-Kräne standen Seite an Seite auf dem Hof des Verleihers aufgereiht. Er beobachtete, wie ein Angestellter die letzte der manipulierten Maschinen vom Lieferwagen ablud. Dann nahm der Arbeiter sein Clipboard vom Armaturenbrett und überprüfte anhand seiner Checklisten noch einmal, ob alles seine Ordnung hatte, bevor die Geräte dann an den nächsten Kunden weiterverliehen wurden.
Selbstverständlich war alles in bester Ordnung. Dafür hatte der Mechaniker gesorgt: keine Probleme, eine adäquate Anzahl von Arbeitsstunden auf dem Zähler, um den Anschein zu erwecken, dass die Maschine benutzt worden war, anständig, aber nicht über Gebühr, also keinerlei Wartung nötig, vollgetankt, der Ölstand auch in Ordnung. Weiter geht’s.
Sieben Maschinen. Sieben Bomben. Er wusste ganz genau, wo sie hingehen würden – darum hatte er sich höchstpersönlich gekümmert. Nachdem ihm die Idee gekommen war, hatte es vier Jahre gedauert, sich in die Firmen einzukaufen, die die gleichen Verleihmaschinen benutzten, wie PF sie benötigte. Vier Jahre, um seine Position so auszubauen, dass er mitbestimmen konnte, welche Verleihfirmen angeheuert wurden. Danach hatte er dann noch einmal ein Jahr gebraucht, um die richtigen Verbindungen aufzubauen, die sich bei PF einhackten und sicherstellten, dass alle Leihanfragen an just die Firmen gingen, mit denen auch die Firmen des Mechanikers zusammenarbeiteten.
Während der letzten drei Wochen hatte er dafür gesorgt, dass es von PF insgesamt sieben Bestellungen über Leihgeräte gab. Jedes Gerät musste spezielle Anforderungen erfüllen und war eher ungewöhnlich. Er hatte sich darum gekümmert, dass seine Firmen jedes einzelne Gerät zuerst ausliehen und das Rückgabedatum dann zufälligerweise mit dem Leihdatum von PF übereinstimmte.
Fast alle Modifikationen waren abgeschlossen.
Die Mistkerle von PF waren schon tot. Sie wussten es nur noch nicht.
PF – Poly-Ferosia, einer der wichtigsten Produzenten von flüssigem Chlor im ganzen Staat. Dieses Werk war zudem eines der wenigen in den USA , welches noch zwei weitere Chemikalien erzeugte, die zur Herstellung von Plastik benötigt wurden.
Diese Chemiefabrik hatte Chloë auf dem Gewissen.
Welche Ironie, dachte er bei sich, dass diese Plastikfabrik nun von Plastiksprengstoff weggeblasen werden würde.
Bei PF stand ein arbeitsintensives Wochenende an: Eine große Wartung, bei der das Werk vom Netz genommen wurde, um defekte Teile, Ventile, Rohre oder was auch immer auszutauschen – und das in kürzester Zeit, damit die Fabrik so schnell wie möglich wieder in Betrieb genommen werden konnte. Ein Tag, an dem die Produktion stillstand, kostete den Betreiber ungefähr fünfzehn Millionen. Und ein dreitägiger Stillstand wegen einer Generalüberholung bedeutete solch immense Kosten, dass einige Firmen, um ihre Profite nicht zu gefährden, diese Arbeiten länger aufschoben, als es gut war.
Doch Instandsetzungsarbeiten waren ein notwendiges Übel. Ohne sie traten Lecks und andere Sicherheitsprobleme auf – und Chloës Aufgabe war es gewesen, genau diese Problemstellen aufzuspüren. Hätte PF regelmäßige Wartungsarbeiten durchgeführt, würde Chloë heute noch leben. Da war es doch nur passend, dass sie genau bei der Aktivität in die Luft fliegen würden, um die sie sich rechtzeitig hätten kümmern sollen … was sie nach Chloës Tod auch getan hatten – nach der Kontroverse, die seine Klage ausgelöst hatte. Durch sie wurde die Presse auf die Zustände aufmerksam, und PF konnte
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