Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
keine Schlampereien mehr riskieren. Darum würde PF nun die ganze Woche über verschiedenste Gerätschaften benötigen, um all ihre Bestellungen noch rechtzeitig ausliefern zu können, bevor das große Wartungswochenende begann.
Jahrelang hatte er sie studiert, jede Kleinigkeit. Sein Anwalt hatte mehr als hundert Aussagen über die verschiedenen Methoden und Abläufe im Werk gesammelt, und dank dieser Unmenge an Papier, die inzwischen ein ganzes Zimmer füllte, kannten die beiden die Fabrik nun so gut wie sonst niemand.
Er wusste, dass das Management des Werks bei der großen Wartung zugegen sein würde. Einige Minuten bevor die erste Bombe hochgehen sollte, würde er sie informieren. Denn er wusste, dass sie versuchen würden, zu evakuieren. Laut Protokoll wären sie die Letzten, die das Werk verlassen durften, und der Mechaniker wusste genau, wo jeder von ihnen sich bei der Durchführung des Katastrophenrettungsplanes aufhalten würde, wenn sie die Arbeiter aus dem Werk wiesen und alle Anlagen herunterfuhren.
Erst dann würde er ihnen mitteilen, dass sie gefangen waren – und ihre einzige Hoffnung auf Rettung bestand darin zuzugeben, was sie Chloë angetan hatten.
Natürlich würde er sie zumindest in diesem einen Punkt belügen. Sie hatten keine Chance, sich zu retten.
Wenn es erst mal losging, würden höchstens die Ersthelfer begreifen, was vor sich ging, aber dann wäre es schon zu spät.
Sieben Bomben.
Eigentlich hätten es elf sein sollen. Er hatte alles dafür vorbereitet, nur die speziellen, computergesteuerten Sprengkapseln hatten gefehlt. An diesem Teil seines Plans wäre er beinahe verzweifelt. Er konnte ja schlecht eine Annonce aufgeben: Suche Sprengkapseln . Doch dann hatte sich doch eine günstige Gelegenheit aufgetan. Er hatte versucht, elf zu kriegen – eine für jedes Jahr, das seit Chloës Tod vergangen war – , aber sein Geldgeber hatte nur sieben auftreiben können, und schließlich hatte er sich damit zufriedengeben müssen.
Er hatte dafür gesorgt, dass sein Interesse an Sprengkapseln sich in gewissen Kreisen herumsprach und besonders bis zu einer bestimmten Person, die die Unterwelt kannte und ihn sicher nicht aufs Kreuz legen würde.
Schließlich hatte ihm sein Kontaktmann die gute Nachricht überbracht: Es gab einen Anbieter. Der hatte das nötige Kleingeld, um die Sprengkapseln zu kaufen, und war auch willens dazu, solange die Fabrik auch wirklich vollständig in die Luft gehen würde.
Er hatte die Motive seiner Geldgeber ein wenig durchleuchtet. Wenn die Bomben erst mal hochgingen und der Markt entsprechend darauf reagierte, dann würden seine Finanziers eine Menge Geld verdienen – doch das war ihm scheißegal. Jemand profitierte von PF s Unglück? Sollte ihm recht sein. Er wäre dann sowieso nicht mehr da.
Er beobachtete, wie der Angestellte der Verleihfirma seine Checkliste beendete und das Gerät freigab. Dann ging er wieder hinein, und im selben Augenblick rief der Mechaniker die Firma von seinem Handy aus an. Dabei unterdrückte er seine Telefonnummer, damit er auf dem Telefondisplay des Verleihers nur als »unbekannter Anrufer« erscheinen würde.
» GPC -Verleih«, meldete sich der Angestellte bereits nach dem ersten Klingeln. Das mochte er an dieser Firma: Sie war schnell und effizient. Hier draußen, an dem langen Highwayabschnitt, der auch »Chemiekorridor« genannt wurde, war GPC die einzige Verleihfirma, die nach der Wirtschaftskrise vor einigen Jahren übrig geblieben war. Diese Position hätten sie durchaus ausnutzen können, indem sie herumschlampten oder ihre Kunden ausnahmen. Doch das taten sie nicht, sie blieben fix und wettbewerbsfähig. Wenn man als Kunde einen engen Zeitplan befolgen musste, dann war eine unzuverlässige Firma, die Mist baute, das Letzte, was man gebrauchen konnte.
»Ja, hier ist Talbot von PF «, antwortete der Mechaniker. »Ich habe hier einen Auftrag vorliegen, laut dem Sie morgen früh einen Kran liefern sollen, und ich wollte nur noch einmal nachfragen, ob das auch sicher klappen wird.«
»Einen Augenblick, Sir, ich sehe nach.«
Der Mechaniker hatte die Augen geschlossen und stellte sich nun den Mann vor, wie er die benötigten Informationen an seinem PC aufrief und den Auftrag suchte, der die Leihanfrage bestätigte, die – wie sollte es auch anders sein – ein gewisser Mr Jack Talbot vor einigen Wochen aufgegeben hatte. Der Kran würde ein wenig zu früh geliefert werden – einige Tage bevor er eigentlich eingesetzt
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