Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
überfüllten Raum eng an sie und legte die Hand in ihren Nacken, und jeder einzelne Millimeter ihrer Haut rief »Heiße Scheiße!« und »Gleichfalls!«. Er küsste sie, ungeachtet ihrer desolaten Optik, heiß und besitzergreifend, einerseits bestimmt, weil in just diesem Moment ihr Gesicht auf jedem Fernsehschirm im Saal auftauchte, gefolgt von Livebildern des gesunkenen Kasinos und ihres Hauses (das nach wie vor brannte – verdammt), aber andererseits auch, weil er das hundertprozentig schon seit Stunden hatte tun wollen.
»Schau nicht hin«, sagte er, als er den Kuss beendete. Cam stand in einiger Entfernung, wie zur Salzsäule erstarrt und schwer bemüht, überall sonst hinzusehen, außer in ihre Richtung. Trevor fragte einen Sicherheitsmann des Clubs: »Wo sind die Notausgänge?«
Ehe sich Bobbie Faye versah, hatte sich Riles schon unter die Gäste gemischt und war in Richtung des gegenüberliegenden Ausgangs verschwunden. Cam nickte Trevor kurz zu und ließ ihn damit wissen, dass er den Eingang unter Kontrolle hatte. Bobbie Faye und Trevor bahnten sich einen Weg durch die Menschenmassen, wobei Bobbie Faye den Raum nach Nick absuchte. Nachdem sie vom brennenden Haus weggefahren waren, hatte sie etwa ein Dutzend Leute angerufen und herausgefunden, wo sich Nick am heutigen Abend aufhalten würde.
Aber etwas stimmte an der ganzen Angelegenheit nicht. Sie wusste es, konnte es spüren. In dem Moment fiel es ihr auf.
Da war Nick. Er saß allein in einer der Nischen an den Panoramafenstern. Und er sah … sie an. Dann betrachtete er seine Hände, die er auf den Tisch gelegt hatte, und gab eine überzeugende Darstellung von Schuldbewusstsein.
Bobbie Faye zog an Trevors Hand, der abrupt stehen blieb.
»Das ist Nick«, erklärte sie, »und ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn er mich nicht bereits erwarten würde.«
Trevor fixierte den Mann in der Nische und suchte dann den Raum mit den Augen ab. Er zog sein Handy hervor, drückte die Kurzwahltaste und sagte: »Wir wurden erwartet. Sag’s Moreau. Sag’s weiter.«
»Weitersagen« sollte Riles es wohl an die Verstärkung, die er auf dem Weg alarmiert hatte. Cam hatte State-Police-Beamte aus Lafayette herbeordert, die um die Rennbahn in Stellung gingen, und auch Trevor hatte einige FBI -Beamte dazugerufen. Sie würden Nick nicht entkommen lassen.
Allerdings machte der auch keinerlei Anstalten wegzulaufen.
Er war nervös und schwitzte stark, selbst in den arktischen Verhältnissen, die die Klimaanlage hier schuf.
»Oh, das ist nicht gut«, sagte Bobbie Faye zu Trevor. Der nickte und behielt weiter die Anwesenden im Auge, während sie auf Nick zuging.
14
»Heute um 5:30 Uhr: Kerzenmahnwache für all jene, die unter Bobbie-Faye-Ängsten leiden.«
Hinweis am Schwarzen Brett der katholischen Kirche der gnadenvollen Schwestern
»Betet für unsere lieben Freunde von der katholischen Kirche der gnadenvollen Schwestern, die heute am frühen Morgen niedergebrannt ist.«
Hinweis am Schwarzen Brett der Methodistenkirche
Trevor zog Bobbie Faye zurück. »Wir werden uns nicht ans Fenster setzen.« Er gab Nick ein Zeichen, dass er sie an der Bar treffen sollte, und Nick schlüpfte aus der Nische, auffällig darauf bedacht, dass seine Hände deutlich sichtbar blieben.
»Es tut mir sehr, sehr leid«, beteuerte Nick, sobald er sie erreichte. Die Bar war voll, und sie fanden kaum einen Platz. Trevor schob sich und Bobbie Faye an den aufgeregten Buchmacher heran und behielt dabei gleichzeitig die Menschen in ihrer Nähe im Auge, beobachtete ihre Bewegungen, was ihr Interesse erregte und auch, was sie vorgeblich nicht zu interessieren schien. »Wirklich. Es tut mir aufrichtig und sehr, sehr … «
»Leid, ich weiß«, fuhr ihm Bobbie Faye über den Mund. »Ich hab’s kapiert, du Arschkriecher. Nette Idee, auf zerknirscht zu machen, aber das wird dir auch nicht helfen.«
»Sehr, sehr«, wiederholte Nick und starrte dabei auf seine Füße. »Sehr.«
Trevor hielt sich schwer zurück, um seine Visage nicht auf die Bar zu knallen, und er spürte, dass sich seine Aggressivität auf Bobbie Faye übertrug. Er riss sich noch mehr am Riemen. Dann beugte er sich einen Millimeter vor, und Nick machte klugerweise einen Schritt rückwärts. Trevors Stimme nahm einen »Du bist ein toter Mann«-Tonfall an. »Das war unser Zuhause, du Drecksack«, sagte er zu ihm mit einem Nicken in Richtung der Fernsehbilder, die weiter über die Bildschirme flackerten. »Du solltest also
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