Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Soldaten gewesen war. Verhandlungen mit ihr waren nicht möglich gewesen, und er hatte sich lautlos von hinten an sie heranschleichen und sie schnell und gezielt ausschalten müssen. Er war derjenige gewesen, der eine Schule dem Erdboden gleichmachen musste, aus der sein Team eigentlich alle Kinder evakuiert hatte. Nur hatten seine Männer eines übersehen: ein kleines Mädchen, das sich versteckt hatte, weil sie verständlicherweise den Männern in den unheimlichen Uniformen und Masken nicht traute. Sie war im selben Augenblick am Fenster aufgetaucht, als er seinen Laserstrahl auf das Gebäude gerichtet hatte, um die intelligenten Raketen, die bereits gestartet worden waren, an ihr Ziel zu führen.
Er wünschte, seine Erinnerungen an Tod und Zerstörung wären nicht so undeutlich. Eigentlich sollte er das Gesicht dieses Mädchens in seiner ganzen Klarheit vor sich sehen, aber dafür gab es einfach viel zu viele Erinnerungen. Viel zu viele.
Er hatte selbst nicht bemerkt, wie abgestumpft er gegenüber seiner Umwelt geworden war, dass ihn nichts mehr berührte, er nichts mehr fühlte – bis er eines Tages Bobbie Faye begegnet war. Auf Anordnung von ganz oben hatte er seine Ausbildung in Quantico absolviert, doch es hatte ihm nichts bedeutet. Er war ein guter Ermittler geworden, hatte Antworten gesucht, war aber immer nur seinem Instinkt gefolgt und handelte aus reinem Überlebenswillen. All das bedeute ihm rein gar nichts. Er war genauso geworden wie seine Eltern: gleichgültig. Und er hasste es. Ihre Gründe waren allerdings viel einfacherer Natur gewesen: Ihnen war von vornherein schon alles egal gewesen. Sie waren beide stets förmlich, professionell, höflich und lebten in ihren eigenen Welten. Dass um diese Welten auch noch ihre Kinder kreisten, war ihnen immer nur marginal bewusst gewesen. So war es eben.
Dann hatte er Bobbie Faye im Rahmen einer Geheimmission monatelang beschattet, um herauszufinden, ob sie in Verbindung mit dem Täter stand (Endergebnis: überhaupt gar nicht). Und je länger er sie überwacht hatte, desto dringender wollte er sie kennenlernen. Nur um herauszufinden, ob sie tatsächlich so voller unerschütterlicher Gefühle und Anteilnahme war, wie sie den Anschein erweckte.
Sie hatte ihn völlig umgekrempelt, ohne es überhaupt zu wollen. Er fühlte etwas, viel zu viel. Manchmal tat das Verlangen richtig weh, aber er fühlte . Und liebte. Und lachte. Und er würde sie verdammt noch mal nicht verlieren.
»Du unterschätzt mich gewaltig, MacGreggor«, sagte er nur.
»Ja, das ist gut möglich«, erwiderte der Mann. »Aber stellt euch doch mal selbst die Frage: Glaubt ihr, ich hätte mir so große Mühe gemacht, euch bis hierher so oft in den Arsch zu treten, wenn ich nicht einen Plan hätte?«
»Ich glaube, dass du nur ein Scheißkerl bist, der zufällig Glück hatte«, antwortete Trevor, obwohl er das gewiss nicht dachte, und mit Sicherheit stand dieser Satz so auch nicht im Lehrbuch für Verhandlungsführung. Selbst Riles glotzte Trevor nun fassungslos an.
»Denkst du vielleicht, du kannst jeden, der ihr etwas bedeutet und dazu noch deine eigene Familie mit einem Sicherheitsteam beschützen? Du hast vielleicht ein bisschen Geld, um sie eine Weile zu bewachen, aber ich habe mehr.«
Bobbie Faye hörte seine Drohung und sprang Trevor beinahe aus den Armen. Sie verspürte eine solche Wut auf diesen MacGreggor, ohne diesen Zorn auf ein Ziel richten zu können.
Trevor hielt sie fest. »Meine Familie!«, zischte sie. Dann fiel ihr etwas an MacGreggors Aussage auf. »Moment mal. Sicherheitsteams? Du lässt sie überwachen?«
MacGreggor kicherte. »Ach so, davon wusste sie wohl nichts. Na, es gibt wohl noch eine ganze Menge, was wir deiner entzückenden Verlobten erzählen müssen, was du in letzter Zeit so getrieben hast. Und ich freue mich schon darauf, ihre Reaktion zu sehen. Selbst in diesem Shirt ist sie eine Augenweide … «
Trevor streckte sich und sah sich um. MacGreggor – oder einer seiner Leute – musste in der Nähe sein.
»Du Mistkerl. Warum legst du dich nicht mit mir an?«
»Du blöder Vollidiot, das tue ich doch.«
Und da fiel es Trevor wie Schuppen von den Augen: MacGreggor würde alles daran setzen, ihn auf die schlimmste Art und Weise zu verletzen: indem er Bobbie Faye und den Menschen, die ihr nahestanden, Schaden zufügte.
»Gib mir das Mädchen, und du wirst eine Menge Leben retten. Das ist doch dein Job, oder?«
»Nur über meine Leiche.«
Bobbie Faye keuchte
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