Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
Minuten. »Trink einen Whiskey. Ich besorg dir welchen … äh, wenn ich meinen nächsten Lohnscheck kriege. Außerdem muss es dort draußen doch noch andere Sachen geben, die es wert sind, sie zu stehlen! Etwas, für das es sich zu leben lohnt!«
Sean lachte, ein warmes Lachen wie flüssiges Feuer, tief und grollend, wie sie es bei diesem Mann nicht erwartet hätte. Nichtsdestotrotz änderte es nichts an der Angst, die sie eiskalt durchzuckte. »Ach, àlainn , du hast mir gefehlt. Aber das heißt nicht, dass du da oben auf der Bar in Sicherheit bist. Du solltest lieber nach draußen gehen.«
»Oder … ich habe eine noch bessere Idee! Du könntest es dir anders überlegen! Gute Karmapunkte sammeln!«
Er lachte wieder. »Schätzchen, dafür, dass du mich zum Lachen gebracht hast, kriegen die Leute eine zusätzliche Minute. Aber du solltest wissen, dass ich beabsichtige, diese Menschen in die Luft zu jagen, und du wirst dich entscheiden müssen, wen du retten willst. Ich nehme es auch in Kauf, àlainn , dich in Stücke zu sprengen, wenn es denn nötig ist. Sag das mal deinem Verlobten. Euch bleiben ab jetzt noch zwei Minuten.«
15
1–800- NIX - WIEWEG
gesehen im Laufbalken eines Lokalnachrichtensenders
Ein kleiner roter Lichtpunkt erschien an der Stelle über ihrem Herzen – eine Waffe mit Laservisier war soeben auf sie angelegt worden. Wieder was gelernt: Bösewichte lügen. Idealer Zeitpunkt, um sich das mal wieder ins Gedächtnis zu rufen.
»Sag’s ihm, àlainn.«
»Zwei Minuten!«, rief sie Trevor zu, der ein Stück weit weg von ihr die Menschen links im Saal zur Eile antrieb. Riles stand noch weiter weg am Ausgang. Etwa einhundert Menschen befanden sich noch im Gebäude. Trevor reagierte auf ihr Rufen, drehte sich nach ihr um und erkannte den roten Punkt unterhalb ihres Schlüsselbeins. Er wirbelte herum und rannte auf sie zu.
»Sag ihm, er soll auf der Stelle stehen bleiben, Schätzchen. Sofort .«
Sie hob warnend die Hand und schrie Trevor an, stehen zu bleiben. Gleichzeitig winkte sie mit dem Telefon, um ihm die Lage begreiflich zu machen. Er stoppte sofort schwer atmend und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Die sechs Meter, die sie noch trennten, erstreckten sich wie eine unendliche Weite zwischen ihnen. Trevor ballte die Fäuste und suchte verzweifelt den Raum mit den Augen nach irgendeinem Hinweis ab.
»So, Schätzchen, was sollen wir jetzt machen? Ich könnte deinen Verlobten abknallen – oder den Cop. Àlainn, dem sagst du besser auch sofort, dass er sich nicht bewegen soll, er stiehlt mir nur meine Zeit.«
Sie rief Cam die Anweisung zu, der den Laserpunkt ebenfalls bemerkt und sich an sie herangeschlichen hatte. Fluchend hielt auch er inne.
Rote Punkte erschienen auf Trevors und Cams Oberkörpern. Beider Leben standen auf dem Spiel.
»Oder«, fuhr Sean so ungerührt fort, als würde er eine Einkaufsliste vorlesen, »ich könnte dich mit Gewehrkugeln in zwei Hälften zerschießen. Das dürfte allerdings eine ziemliche Sauerei geben. Ach ja, und dann sind da natürlich auch noch die Bomben. Dir bleibt eine Minute. Entscheide dich.«
Fuck. Sie würde in einem BAMA -T-Shirt sterben.
»Sean, ich kann mich innerhalb einer Minute nicht mal für eine Eiscremesorte entscheiden«, erklärte sie und hob dabei einen Finger, damit Trevor über das Zeitfenster im Bilde war. Hatte er, seit er stehen geblieben war, überhaupt geatmet? »Du musst mir mehr Zeit geben.« Trevor machte ihr ein Zeichen mit dem Kopf und schien etwas hinter der Theke damit zu meinen, aber sie verstand ihn nicht.
Die roten Punkte zitterten nicht mal.
»Wenn man so darüber nachdenkt, dann ist das alles eigentlich nur ein Missverständnis. Ein klitzekleines Missverständnis, kaum der Rede wert. Also, wenn du eine meiner besten Freundinnen wärst und ich deine Adresse hätte … denn weißt du was? Manche von ihnen wollen mir doch tatsächlich ihre Adressen nicht verraten, was mich bisher immer ziemlich genervt hat, aber wenn ich bedenke, dass ich schon wieder mal kurz davor stehe, erschossen zu werden, kann ich es langsam nachvollziehen. Jedenfalls würde ich dir auf jeden Fall ein Paar Blümchen als Entschuldigung schicken. Wahrscheinlich wären sie vom Discounter, weil ich kaum noch Kohle auf meinem Konto habe, aber sie wären sicher hübsch. Und du, du würdest dich total freuen und dauernd sagen: ›Oh, du bist so nett, ich weiß schon gar nicht mehr, worüber wir gestritten haben.‹ Verstehst du? Du magst mich.
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