Bobbie Faye: Alles wird gut (German Edition)
müssen sie irgendwo hinbringen, wo wir einen besseren Überblick haben.« Er sah sich um. Draußen hatte sich der Regen in feinen Niesel verwandelt. Das offene Gelände der Rennbahn. »Dort hinaus.«
Sie folgten seinem Blick – falls dort draußen Scharfschützen postiert waren, wäre es keine gute Wahl, aber zumindest befand sich dort draußen nichts außer einem großen Springbrunnen. Aber wie sollten sie es schaffen, die mehreren Tausend Menschen, die sich im Club amüsierten oder durch die Geschäfte schlenderten, dazu zu bringen, sich nach draußen in den Matsch zu stellen?
Keine. Chance.
»Wie viele FBI -Leute sind auf dem Gelände?«, fragte Cam.
»Zwei in der näheren Umgebung«, informierte ihn Trevor mit einem Blick auf sein Telefon. Jedes einzelne dieser blöden Dinger schien mit GPS ausgestattet zu sein. »Zwei weitere sind auf dem Weg, aber sie werden nicht rechtzeitig in Position sein.«
»Ich habe drei Staatspolizisten und zwei Sheriffs«, unterrichtete ihn Cam.
»Eine Minute vorbei, noch neun übrig«, bemerkte Bobbie Faye, und die Menschen lachten und tranken und verfolgten weiter, was auf den Großbildfernsehern geschah. Die Sicherheitsleute und Angestellten des Clubs bemühten sich, die Menschen am Rand des Saals hinauszubefördern, um zu verhindern, dass jemand niedergetrampelt werden würde, doch sie kamen bei Weitem nicht schnell genug voran.
»Mich wird er nicht in die Luft jagen«, erklärte sie Trevor und krabbelte auf die dunkle Bar. Das runde Messinggeländer, das an der Theke entlanglief, fühlte sich durch ihre Jeans eiskalt an. Der Scheißkerl sollte sie sehen und mitbekommen, was sie tat.
Beide Männer hielten inne, als wollten sie widersprechen. »Wir haben keine Zeit. Nur noch acht Minuten. Es geht nicht schnell genug. Jetzt kann er mich sehen, vielleicht macht ihn das ja neugierig. Gib mir das Telefon. Lass mich mit ihm reden, während ihr die Leute nach draußen bringt. Vielleicht kann ich ihn ablenken.« Sie hielt Trevor auffordernd die Hand hin und ließ ihm keine große Wahl. Er konnte sich mit ihr anlegen – und Zeit vergeuden – oder mit ihr zusammenarbeiten. Er gab ihr das Telefon.
»Du hast wohl den Verstand verloren«, fauchte ihn Cam an und streckte eine Hand nach ihr aus. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er sie gepackt, sich unter den Arm geklemmt und mit ihr davongerannt wäre. Das Einzige, was ihn davon abhielt, war sein tief sitzendes Pflichtgefühl den unbeteiligten, unschuldigen Menschen gegenüber.
»Zur Kenntnis genommen«, blaffte Trevor zurück und hielt Cams Hand fest. »Schaff die Leute hier raus.«
Die beiden entfernten sich von ihr und begannen damit, die vielen Menschen vor sich herzutreiben und aus dem Clubhaus zu manövrieren. Das Treiben um sie herum verwandelte sich in ein organisiertes Chaos. Bobbie Faye drückte die Wahlwiederholungstaste.
»Hallo, àlainn , wie geht es dir heute an diesem schönen Tag?«, meldete sich Sean nach dem zweiten Klingeln.
Sie versuchte, nicht zu erschauern, denn Trevor behielt sie immer im Augenwinkel, während er einige widerspenstige Gäste nach draußen komplimentierte. Seans Stimme war die Stimme aus ihren Albträumen. Seine Stimme und die Bilder, wie sie Mitch erschießen musste und wie Sean sie zum Hubschrauber schleppte. Seltsam, sie hatte so viele Katastrophen erlebt, aber keine hatte solch einen Einfluss auf ihr Seelenheil wie Sean.
Sie atmete zitternd ein und antwortete ihm in ihrer fröhlichsten Stimmlage. »Oh, gut, Sean. Ich finde es immer toll, Menschen in Hysterie zu versetzen und Massenpaniken zu verursachen. Das ist gut für die alte Adrenalinpumpe. Und es soll auch gut für den Teint sein. Und wie geht’s dir so?«, fragte sie höflich. Zu einem Mörder sollte man stets freundlich sein. Das stand bestimmt irgendwo in einem »Wie man mit bösen Buben kommuniziert«-Anleitungsbuch.
Das Hühnerfußarmband war nicht nur schwarz, sondern hatte zu allem Überfluss auch noch angefangen, zu vibrieren.
Er lachte amüsiert. »Du bist eine unterhaltsame Frau, Schätzchen, aber das wird dir nichts helfen.«
»Ach, komm schon, Sean, du willst diese Leute nicht in die Luft jagen. Du bist nur mächtig, mächtig sauer auf mich, wegen der Diamanten und, ähm, der Sache mit der Verhaftung. Aber jetzt bist du doch frei. Du bist ihnen entwischt, und keiner weiß, wo du dich versteckst. Du hast gewonnen! Siehst du. Also, geh nach Hause … « Sie sah, dass Trevor drei Finger hochstreckte. Noch drei
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