Bobby Z
sieht zu, wie die Sklavenhändler und
Drogendealer Schlange stehen, um ihr Essen zu bekommen. Noch etwas passiert:
Ein großer Mann betritt das Gelände um den Pool. Tim beobachtet ihn. Der Mann
trägt einen alten Cowboyhut, ein dickes, grünes Arbeitshemd, Khakijeans und
Cowboystiefel. Die aufgerollten Ärmel lassen eine ansehnliche Cowboybräune
erkennen. Der Mann setzt seine verspiegelte Sonnenbrille ab und schaut grinsend
in die Menge der Partygäste. Er kneift die Augen zusammen, bis er Brian
gefunden hat, dann geht er zu ihm unter das Zeltdach, nimmt den Hut ab und
redet mit ihm. Den Hut in der Hand, denkt Tim, wie ein Angestellter mit seinem
Boss.
Brian nickt, nickt, nickt noch einmal. Er lädt den Mann mit einer
Geste ein, sich etwas zu essen zu holen, aber der Mann grinst nur, schüttelt
den Kopf und deutet mit dem Hut nach draußen, in Richtung Wüste.
Er hat noch zu tun, denkt Tim.
Dann schaut der Mann über Brians Schulter hinweg zu Tim. Und er
lächelt. Der hält sich nicht für schlechter als er.
Er ist mittleren Alters, sieht Tim jetzt. Großes, sonnenverbranntes
Gesicht, man sieht, dass er sein Leben lang gearbeitet hat. Da draußen. Er
blickt Tim an, als wäre Tim eins von seinen Rindern und er müsste seinen Wert
schätzen.
Der Mann setzt den Hut erst wieder auf, als er aus dem Zelt
heraustritt.
Tim denkt dasselbe, was er denken würde, wenn er dem Typen auf dem
Gefängnishof begegnet wäre.
Der Mann steckt in Schwierigkeiten, denkt Tim.
Dann wendet er sich wieder seinem Essen zu. Es gibt eine eiserne
Regel, die überall gilt, ob im Knast oder beim Militär: Wenns was zu essen
gibt, iss. Wenns eine Party gibt, dann feiere.
Tim beobachtet den Sonnenuntergang von der Brüstung auf der Mauer
aus.
Hinter und unter ihm geht der Poolparty langsam die Luft aus. Jenseits
der Mauer färben sich die Berge von einem satten Rotbraun langsam in dunkles
Schokoladenbraun, während das Licht abnimmt.
Der Sonnenuntergang interessiert ihn deshalb so brennend, weil er
feststellen will, wo Westen liegt. Die Sonne sinkt genau über den Bergen, die
dem Fort am nächsten liegen, woraus er den Schluss zieht, dass er sich
irgendwo im südlichsten Zipfel von Borrego befindet, nahe der mexikanischen
Grenze. Zwischen diesen Bergen und Cerviers Ranch liegt ein breiter Streifen
Wüste.
Außerdem kann er jetzt erkennen, dass das Beau-Geste- Fort eine
Art Scheinfort innerhalb der Mauern einer richtigen Festung ist, ein nur
kleines Gelände, das von einem viel größeren eingeschlossen wird. Das größere
Gelände wird durch mehrere dichte Reihen von Tamarisken gesäumt. Er erkennt
deutlich den hohen Drahtzaun, der sich zwischen den Bäumen durchwindet.
Getränkedosen, vermutlich gefüllt mit Kieselsteinen, baumeln von den unteren
Strängen. Oben ist der Zaun mit doppeltem Stacheldraht sowie einem
stromführenden Draht versehen. An einer Stelle, wo die Tamarisken besonders
dicht stehen, erkennt man eine Drahttür, die auf eine unbefestigte Straße
führt.
Jenseits des Baumgürtels, draußen im Gestrüpp der Wüste, liegen
Natodrahtrollen wie Schlangen auf dem Boden.
Vermutlich mit Bewegungs- und Geräuschmeldern präpariert, denkt Tim.
Brian bleibt gern für sich.
Nicht dass da überhaupt sonderlich viele Leute wären. Auf dem großen
äußeren Gelände kann Tim ein paar bewaffnete Wachposten erkennen, außerdem
mindestens fünf Nebengebäude, die aussehen wie Arbeiterunterkünfte, Garagen
und Werkstätten. Er sieht mehrere dreirädrige Geländefahrzeuge und einen
kleinen Fuhrpark mit Off-Road-Motorrädern. Der Humvee, und vielleicht gibt es
noch mehr davon, steht in einer Garage, wo ein Arbeiter gerade das Öl
überprüft. Da ist sogar eins von diesen Ultraleichtflugzeugen, mit dem einer
von Brians deutschen Gästen von Borrego hergeflogen ist.
Außerdem gibt es einen Stall mit Pferden und dem ganzen Kram, der
dazugehört.
Und ganz hinten am südlichen Ende des größeren Geländes - Tim muss
seine Augen schon ganz schön anstrengen, um es zu erkennen - befinden sich
fünf Rechtecke aus verdorrtem Gestrüpp, die aussehen wie überwucherte Tennisplätze.
Ziemlich unwahrscheinlich, dass es welche sind, aber er kann sich ums Verrecken
nicht vorstellen, was es tatsächlich ist.
Er klettert die Stiege wieder hinunter und geht zur Party zurück, die
sich mittlerweile zum Whirlpool verlagert hat. Brian hat es sich mit einem
hübschen Kerlchen aus Mailand bequem gemacht. Zwei schlaksige Deutsche aalen
sich bis zu
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