Bobby Z
weshalb er
sich, als er über den Zaun ist, erst einmal in ein dichtes Bambusdickicht
schlägt und versucht, zu dem Gehweg auf der anderen Seite zu gelangen, auf dem
er vielleicht fliehen kann.
Leider war der Weg durch das Bambusdickicht eine so gute Idee, dass
auch der Killer mit der Sniper darauf gekommen ist, und sie sind beide
ziemlich überrascht, als sie sich plötzlich gegenüberstehen. Tim landet drei
kurze, aber verheerende Schläge im Gesicht des Typen, der zu Boden geht. Tim
läuft weiter, denkt, Scheiße, wenn ich hier rauskomme, werde ich den Jungen
suchen und nach Oregon umziehen, weil man einfach gegen zu viele Leute kämpfen
muss, wenn man Bobby Z ist.
Er beschließt, einfach gleich ein neues Leben zu beginnen. Wie er das
finanzieren soll, ist eine andere Frage, und vielleicht wird er auf dem Weg
nach draußen einfach mal kurz in Palm Springs anhalten.
Aber zuerst muss er Kit finden, denn obwohl es zweifellos das
Vernünftigste wäre, sofort hier abzuhauen und das Kind seinem Schicksal zu
überlassen, ist das jetzt einfach nicht der richtige Augenblick in seinem
Leben, wo er plötzlich anfangen könnte, etwas Vernünftiges zu tun.
Jedenfalls bringt er es aus irgendeinem Grund nicht fertig -
vielleicht ist es ja wieder der gute alte Mangel an Impulskontrolle, der zum
Durchbruch kommt. Und selbst als er die Sicherheitsleute rufen hört: »Wir haben
ihn! Er ist verletzt!« rennt Tim nicht raus aus dem Dickicht, sondern weiter in
Richtung Gorillas, um zu sehen, ob Kit vielleicht dorthin zurückgekommen ist.
Aber das ist er nicht. Also absolviert Tim die komplette Schnelltour
durch die Welt der Tiere, vorbei an Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und dem
Rest der Primaten, quer über die Steppen Asiens, durch die Dschungel Indiens,
hinunter zum Strand der Hippos, ins Schlangenhaus. Aber Kit kann er nicht
finden.
Tim ist jetzt in Panik. Er denkt nicht einmal daran, dass vielleicht
die Killer immer noch hinter ihm her sind, er sucht nur mit Tunnelblick nach
seinem Jungen und kann ihn nicht finden. Er sieht ein Schild »Streichelzoo« und
stürzt in diese Richtung, weil er denkt, dass kein Kind dem Gedanken widerstehen
kann, Ziegen und Schafe und andere stinkende Viecher zu streicheln. Aber da ist
Kit auch nicht, und plötzlich kommt Tim der Gedanke, dass der Mönch vielleicht
von dem Jungen gewusst und ihn als Geisel genommen hat.
Und Tim malt sich aus, wie er den Mönch genüsslich in die Kniescheiben
schießen wird, während er hinaus auf den Parkplatz geht, um wegzufahren und den
Mönch anzurufen und ihm ein Angebot zu machen. Und dann kann er sich nicht mehr
erinnern, wo er den Wagen geparkt hat.
Ein Parkplatz so groß wie Rhode Island, und er kann sich nicht mehr
erinnern, wo er das Auto geparkt hat.
Irgendein Vogel war's.
Aber was für ein Vogel genau, daran kann sich Tim nicht mehr erinnern.
An was er sich nach einiger Mühe erinnern kann, ist, wie Kit etwas von einer
Straußenreihe gesagt hat, er sieht das Gesicht des Kindes vor sich, wie es sich
das Wort immer wieder vorsagt. Also schaut Tim sich um, bis er das Schild mit
dem Straußen gefunden hat, und geht auf sein Auto zu. Dass Kit die
Autoschlüssel hat, fällt ihm erst ein, als er den Jungen auf dem Beifahrersitz
hocken sieht.
Mit einer weißen Plastiktüte auf dem Schoß.
»Du bist verletzt«, sagt Kit, als Tim sich in den Fahrersitz fallen lässt.
»Ich dachte, du würdest bei den Gorillas warten.“
»Gut, dass ich's nicht gemacht habe«, sagt Kit und zeigt auf die Tüte.
»Wie bist du an die gekommen?“
»Ich bin dir zu den Elefanten gefolgt.“
»Wirklich?«
»Und dann bin ich dem Typen mit der weißen Plastiktüte gefolgt«, sagt
Kit, »und hab sie mir geschnappt und bin weggelaufen.«
»Das hättest du nicht tun sollen.«
Kit schüttelt den Kopf. »Kein Typ würde einem Kind durch den Zoo
hinterherlaufen. Alle würden denken, er ist ein Perverser und ihm eins auf die
Rübe geben.«
Tim schaut den Jungen lange an und sagt: »Wir ziehen nach Oregon.«
Kit drückt ihm die Schlüssel in die Hand.
Johnson sitzt jetzt schon seit Stunden in der Hütte und macht sich
langsam Sorgen, Bobby könnte Lunte gerochen und sich aus dem Staub gemacht
haben. Der Gedanke nervt ihn, weil er versucht hat, wirklich vorsichtig zu
sein. Er hat sich sogar dagegen entschieden, durch die Vordertür
hineinzugehen, weil Bobby möglicherweise so vorsichtig war, ein Haar oder
sonst etwas vor den Eingang zu spannen, um dann zu prüfen, ob es
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