Bobby Z
noch da ist,
bevor er die Hütte betritt. Deshalb hat Johnson sich die Mühe gemacht, durch
das hintere Fenster zu klettern, und da sitzt er nun, das Gewehr mit gespanntem
Hahn über dem Schoß, und vielleicht kommt der Typ überhaupt nicht wieder.
Genau derselbe Gedanke ist mittlerweile auch Boom-Boom gekommen, der
den ganzen Nachmittag damit verbracht hat, Bier in sich hineinzuschütten,
knusprige Schweineschwarten zu futtern und darauf zu warten, dass diese
klapprige, limonengrüne Karre endlich die Straße hochgerumpelt kommt. Als die
Nacht hereinbricht, ist Boom-Boom betrunken, und zwar viel mehr, als es einem
Mann, der einen anderen umlegen will, guttut, selbst wenn es nur mit einer
Fernzündung ist. Er sitzt einfach da am Fenster, starrt hinaus, und es ist fast
zu dunkel, um den limonengrünen Wagen zu erkennen, als er die Straße hochkommt.
Johnson sieht die Scheinwerfer, als das Auto auf den Parkplatz biegt.
Die Lichtkegel wandern über das Fenster und verändern ihre Form, als der Wagen
einbiegt. Johnson richtet sich in seinem Stuhl auf und hält fast den Atem an,
so groß ist seine Angst, dass Bobby ihn hören könnte. Dann steht er auf und
schleicht an der Wand entlang. Er hört, wie der Wagen einparkt und der Motor
ausgeht, dann hebt er das Gewehr an seine Wange und wartet darauf, dass dieser
Scheißkerl durch die Tür kommt.
Er lauscht angestrengt auf die Schritte.
Die Autotüren gehen auf, eine wird zugeworfen, dann hört er den Jungen
rufen: »Ich schließ auf!«
Tim lässt Kit vorauslaufen. Er braucht eine Weile, bis er seinen
zerschundenen Körper seitwärts aus dem Wagen gequält hat, besonders mit all den
Verbänden und Pflastern, mit denen Kit ihm die Seite verklebt hat, nachdem sie
bei diesem Drugstore in El Cajon angehalten haben. Außerdem muss Tim noch die
Tüte mit dem Geld aus dem Kofferraum holen, aber dann merkt er, dass Kit den
Schlüssel hat.
Und Kit läuft bereits auf die Tür zu. »He, ich brauch die Schlüssel!«,
ruft Tim. Aber Kit rennt weiter und ruft zurück: »Ich muss aufs Klo!«
Tim findet, dass die Geldtüte einen Moment warten kann. Er läuft Kit
hinterher auf das Haus zu, als ihm etwas einfällt. Es fällt ihm ein, dass er
das Licht über dem Spülstein angelassen hat, und jetzt liegt die Hütte in
völliger Dunkelheit.
»Halt!«, ruft er Kit nach und legt einen Zahn zu, um ihn noch
einzuholen, weil der Junge bloß kichert und weiterläuft, um die Tür
aufzuschließen, bevor Tim ihn fangen kann.
»Wer zuerst da ist!«, ruft Kit.
Im nächsten Moment ist die Nacht gleißend hell.
Geschehen ist Folgendes: Johnson riskiert einen Blick aus dem Fenster,
wo er sieht, wie Bobby Z den Jungen den Pfad hochjagt, und hört, wie Bobby
»Halt!« schreit. Und er weiß, dass Bobby Lunte gerochen hat und nicht durch
diese Tür gehen wird.
Aber Johnson schätzt, dass er über den Kopf des Jungen hinwegschießen
und Bobby in die Brust treffen kann. Also nimmt er das Gewehr in den Arm und
öffnet mit der anderen Hand die Tür. Er steht in der Tür und hebt gerade das
Gewehr an die Wange, als dieser Moment der Stille eintritt, in dem die Welt zu
Eis gefriert, und dann reißt ihm die Explosion den Kopf von den Schultern.
Tim prescht durch das Licht vorwärts, das nicht mehr weiß, sondern rot
ist, weil die Hütte Feuer gefangen hat.
Geblendet von der Explosion schreit er: »Kit! Kit!«, und es scheinen
ein paar ganze Nächte zu vergehen, ehe er den Jungen rufen hört: »Bobby!«
Tim malt sich aus, dass der Junge verstümmelt ist, die Beine
abgerissen oder die Arme, oder das Gesicht zu einer glibberigen Masse
verbrannt, und es dauert noch einmal tausend endlose Stunden, bevor er Kit in
seinen Armen hält, und der Junge weint und seine Haare sind ein bisschen
angekokelt, aber sonst scheint alles mit ihm in Ordnung zu sein.
Und aus irgendeinem Grund sagt Tim wieder und wieder: »Es tut mir so
leid, es tut mir so leid«, und Kit schluchzt und schluchzt, sagt aber zwischen
den Schluchzern: »Ist schon okay, ist schon okay.«
»Bist du in Ordnung?«, fragt Tim.
»Ich glaub schon.«
»Gott sei Dank«, sagt Tim. »Gott sei Dank.«
Er drückt den Jungen noch fester an sich, und da sitzen sie im nassen
Gras und er wiegt den Jungen an seiner Brust, als er hört, wie das Motorrad auf
den Parkplatz einbiegt. Er erkennt Boom-Boom sofort und begreift, dass er noch
ein Problem hat, von dem er bisher noch gar nichts wusste.
Boom-Boom kommt den Pfad hochgewatschelt, eine Bierflasche
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