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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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aber nirgendwo Kits
Blondschopf entdecken. Auf einmal hat er das Gefühl, als könnte er nicht mehr
atmen, und als er den Kopf in die andere Richtung dreht, sieht er die beiden
Typen in der Gondel hinter ihm. Sie grinsen ihn an. Tim sieht den Hügel hoch,
wo Mr. Sea World an einem Baum lehnt und gerade eine Sniper zusammenschraubt,
und Tim weiß, der Typ braucht nicht Lee Harvey Oswald zu sein, um Tim zwei
schöne Kugeln zu verpassen, wenn er gleich aus der Gondel auf die schöne flache
Plattform tritt.
    Du blöder Trottel, sagt Tim zu sich selbst. Du absolute Oberniete. Du
lässt das Geld sausen, verlierst den Jungen, und dann lässt du dich auch noch
umlegen. Ein ganz normaler Tag für Tim Kearney, die größte Superniete der Welt.
    Und so fährt Tim seinem Tod entgegen wie auf einem Fließband im
Schlachthaus. Immerhin hängt er dreißig Meter über dem Erdboden, und was soll
er schon anderes machen, als bis zur Endstation durchfahren, es sei denn, er
würde springen.
    Und genau das tut er.
    Später werden seine Verfolger dem Mönch erzählen, dass dieser Bobby Z
durch die Luft geflogen - jawohl, geflogen - sei. Er
sei einfach auf die Kante der schwankenden Gondel geklettert, habe einen Moment
das Gleichgewicht gehalten, und dann sei er zu der Gondel, die gerade auf der
anderen Seite herunterfuhr, hinübergeflogen.
    Sie werden dem Mönch erzählen, dass es da oben ganz plötzlich
zugegangen sei wie bei der Trapeznummer im Zirkus, weil ein paar Leute, die
zufällig zuschauten, aufschrien, so wie die Leute eben im Zirkus schreien, wenn
der Typ am Trapez danebengegriffen hat und es kein Netz gibt. Und das gibt es
natürlich auch nicht im Zoo von San Diego, nur harten Boden und stachlige
Zäune und menschenfressende Tiere und all den Scheiß. Tatsächlich wird einer
der Killer dem Mönch erzählen, er habe gesehen, wie die Löwen sich schon das
Maul geleckt hätten, als Z von der Gondel sprang, aber der Mönch wird das unter
dichterische Freiheit verbuchen. Jedenfalls, Tatsache ist, dass einer, der im
Zoo von San Diego aus einer dieser Gondeln fällt, wohl kaum einfach aufsteht
und mir nichts, dir nichts von hinnen spaziert. Und von einer hinauffahrenden
Gondel in eine herunterfahrende Gondel zu springen, das würde wohl nur ein
Idiot oder Wahnsinniger versuchen. Oder eine Legende.
    »Ich kann jetzt verstehen, warum der Typ eine Legende ist«, wird einer
der Killer zu dem Mönch sagen, für den das nun wiederum keine dichterische
Freiheit ist, sondern die Wahrheit. Wobei ihn die Bemerkung aber trotzdem eher
nervt.
    »Er flog«, wird der Killer in ehrfürchtigem Ton sagen. »Wie Superman.«
    Jedenfalls schreien die Leute - Tim eingeschlossen -, als er aus der
Gondel springt. Er ist eine Ewigkeit in der Luft - besonders ihm kommt es wie
eine Ewigkeit vor -, und dann packt er die Kante der herunterfahrenden Gondel
und hält sich mit den Fingerspitzen fest, und die beiden Verfolger sind zu
perplex, um auf ihn zu schießen, was eigentlich ganz einfach gewesen wäre, bloß
dass ihnen jetzt natürlich ein paar Dutzend Leute dabei zugeschaut hätten.
    Menschen schreien, Löwen brüllen, Elefanten trompeten, Wachleute
rennen, und Tim kriegt endlich ein Bein auf die Gondel und zieht sich hoch.
    Landet mit einem dumpfen Geräusch.
    Aber er lebt.
    Wenigstens momentan noch, weil Tim weiß, wenn er unten ankommt,
werden die Wachmänner des Zoos da stehen, was bedeuten könnte, dass sie ihn
hopsnehmen, und das wiederum könnte die Todesstrafe bedeuten. Außerdem schraubt
Mr. Sea World wahrscheinlich gerade hektisch seine Sniper wieder auseinander
und läuft den Hügel hinunter, um Tim nach seiner sensationellen Erfolgsfahrt in
Empfang zu nehmen. Es bleibt Tim also nichts anderes übrig, als noch einmal zu
springen, bevor er am Zielpunkt ankommt. Allerdings wartet er diesmal, bis er
etwa drei Meter über dem Boden ist, bevor er den großen Sprung wagt und
einfach darauf vertraut, dass dort, wo er landet, entweder ein Bambi wohnt oder
wenigstens ein Tier, das schon zu Mittag gegessen hat.
    Es ist tatsächlich irgendeine Art Reh, stellt sich heraus, das
ziemlich verdattert dreinschaut, als plötzlich ein Mensch vom Himmel fällt. Es
starrt Tim für den Bruchteil einer Sekunde an, dann rennt es wie von Furien
gejagt davon, was Tim auch für eine gute Idee hält, während er den Zaun
hochklettert.
    Tim hört das Trappeln von kleinen Wachpersonalfüßen - ein vertrautes
Geräusch aus seiner Jugend -, die herumlaufen und nach ihm suchen,

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