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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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in der
speckigen Faust. Und diese Bierflasche wird ihm zum Verhängnis, denn als er Tim
erkennt, der da auf dem Boden kauert, verschwindet das Lächeln aus seinem
Gesicht, aber er vergisst, dass er immer noch eine Bierflasche in der Hand
hat, als er nach der Knarre in seinem Gürtel fasst.
    In dieser Sekunde schießt Tim dreimal, und die drei Schüsse aus der
Pistole mit dem Schalldämpfer klingen leise und dumpf, dass man sie wegen des
knisternden Feuers kaum hört. Jetzt lässt Boom-Boom die Flasche endlich fallen,
setzt sich schwerfällig ins Gras und versucht herauszufinden, warum er sich
auf einmal so elend und müde fühlt, und er kann nur zusehen, wie Tim Kearney an
ihm vorbeiläuft, in den Armen etwas, das wie ein großes Paket aussieht.
    Boom-Boom hört, wie ein Kofferraum geöffnet und wieder geschlossen
wird, dann, wie sein eigenes Motorrad gestartet wird und wegdonnert, und er
denkt noch, dass er eigentlich etwas dagegen unternehmen müsste. Aber es kommt
ihm so unendlich mühsam vor, aufzustehen, und das Feuer brennt so hübsch. Also
bleibt er einfach sitzen und betrachtet die Cowboystiefel auf der Veranda und
bewundert sein Werk, und so finden ihn auch die Leute von der freiwilligen
Feuerwehr, als sie ein paar Minuten später dort eintreffen.
    Kit klammert sich an Tim, als wollte er ihn nie mehr wieder
loslassen, und es ist wieder wie in dieser ersten Nacht, als sie von Brian
abgehauen sind. Nur dass das hier keine Geländemaschine ist, sondern eine
richtige Harley, und dass Tim mit ihr eine Gebirgsstraße hinunterbrettert. Tim
Kearney weiß nämlich, dass die Angels jetzt nicht mehr lockerlassen werden,
und Don Huertero wird nicht mehr lockerlassen, und Gruzsa wird nicht mehr
lockerlassen, und ein ruhiges Leben in Oregon wird es auch nicht geben.
    Weder für Tim Kearney noch für Bobby Z.
    Oder für den Jungen.
    Also brettert Tim mit dem Chopper die Gebirgsstraße hinunter und
biegt nach Westen ab. Westen, dann Norden, dann wieder Westen.
    Wenn es schon keinen Ausweg aus seiner Rolle als Bobby Z gibt, dann
muss er eben Bobby Z sein.
    Bobby Z sein und alle schlagen.
    Eine Legende werden.
    Und das bedeutet, nach Laguna zu gehen.
    Unter anderen Umständen wäre es Tad Grusza ein Vergnügen gewesen, an
Raymond »Boom-Boom« Boges Begräbnis teilzunehmen. Es gibt nur wenig, was einen
milden kalifornischen Abend mehr verschönern könnte als der Anblick dieses
Häufleins Elend, das in einem billigen Sarg aufgebahrt ist, während die
Trauergemeinde rund herum trinkt, raucht und vögelt.
    Grusza hätte am liebsten ein paar Bier gekippt, den hier versammelten
Arschlöchern die Meinung gegeigt und den Heimweg in die Nacht angetreten.
    Aber der Abend ist ihm gründlich versaut worden durch die Tatsache,
dass Tim Kearney wieder einmal entwischt ist und dass jeder, der ihm zu nahe
kommt, Gefahr läuft, ins Gras zu beißen.
    Leichen pflastern Tims Weg, wie es bei Django nicht besser sein
könnte. Es ist ein richtiger One-Man-Krimi, und Gruzsa ist nicht allzu scharf
auf die Aussicht, seinen Vorgesetzten erklären zu müssen, warum er diesen
Berufsverbrecher auf die Allgemeinheit losgelassen hat.
    Und genau das wird irgendjemand unweigerlich herausfinden, weil der
kleine Timmy eine ziemlich deutliche Spur hinterlässt. Zuerst das
Anza-Borrego-Wüstenmassaker, Teil eins und zwei, dann ein ansonsten
unerklärliches Fiasko im Zoo von San Diego und schließlich ein ruhiges
Gebirgsmotel, das sich in ein Bestattungsinstitut mit angeschlossenem
Krematorium verwandelt.
    Der Besitzer verübt auf ausgesprochen sonderbare Weise Selbstmord,
indem er sich eine Pistole durch die Zähne schiebt und zwei Schüsse abgibt.
Dann gibt's da einen enthaupteten Cowboy, bei dem es sich laut
Truck-Fahrzeugschein um Bill Johnson handelt, den ehemaligen Vormann des
bekannten und ebenso verblichenen wie unbeweinten Viehhändlers Brian Cervier.
Und als Krönung die Leiche von Boom-Boom, den man direkt neben der brennenden
Hütte sitzend vorfindet, als röste er Marshmallows am Lagerfeuer. Nur dass er
drei Kugeln im Leib hat, und zwar perfekt plaziert.
    So perfekt, denkt Gruzsa stolz, wie es wohl nur ein Marine hinkriegen
würde.
    »Schade um Boom-Boom«, meint Gruzsa zu einem silberhaarigen Heils
Angel, der auf einem Hocker neben dem Sarg sitzt, welcher auf zwei Sägeböcken
ruht. Der Angel sieht so alt aus, als hätte er schon bei den Grateful Dead
gespielt, aber Gruzsa weiß, dass Duke als Chef aller Untergruppen von
Südkalifornien noch

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