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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Kopf, die Tim schon tausendmal auf dem
Gefängnishof gesehen hat.
    Dieser Blick über die Schulter eines anderen Knackis, der gleich von
hinten angegriffen wird.
    Er sieht es den Bruchteil einer Sekunde, bevor die Klinge eines
schweren Messers auf das Backblech über seiner Taille trifft. Die Spitze rutscht
von ihrem eigentlichen Ziel ab, gleitet aber seitlich in Tims Rücken. Tim
blickt hinunter und sieht die blutige Klinge direkt unter seinem rechten Arm.
Er klemmt den Ellbogen des Angreifers fest, packt den Typen am Handgelenk und
drückt so lange mit der Linken nach unten und mit der Rechten nach oben, bis er
das Ellbogengelenk des Typen knacken hört. Dann lässt er los.
    Der Mönch ist wie vom Erdboden verschluckt.
    Tim ist schon ein Stück weit weg, bevor der Angreifer zu Boden geht.
    Er hört eine alte Dame schreien: »Da ist jemand ohnmächtig geworden!«
und offenbar sind sogar die Elefanten aufgeschreckt, weil sie diese Geräusche
machen wie in den alten Tarzanfilmen. Und dann merkt Tim, dass er immer noch
das Messer in der Hand hat, und wirft es in einen Drahtabfallkorb auf eine
leere Pizzaschachtel.
    Wieder mal die klassische Tim-Kearney-Supernietennummer, denkt er, als
er das Blut bemerkt, das warm und klebrig an seiner rechten Seite
herunterläuft, und es wird ihm bewusst, dass er wahrscheinlich mausetot wäre,
hätte er nicht zu der guten alten Vorsichtsmaßnahme aus der Knastküche
gegriffen. Er denkt an diesen Deppen aus Fresno zurück und an den überraschten
Ausdruck auf seinem dummen Gesicht, als er Johnny Mack erstechen wollte und
die billige Klinge glatt von dem Backblech wegsprang und Mack sich nur umdrehte
und ihm die Lichter ausblies und auf ihm herumtrampelte, bis die Wachen kamen,
und Johnny Mack war auch noch ein großer Schwarzer gewesen.
    Warum zum Teufel denke ich ausgerechnet jetzt an diese Geschichte,
fragt sich Tim, wo ich überhaupt keine Zeit dazu habe, weil sie mir nämlich
auf den Fersen sind.
    Tim versucht nachzudenken - Scheiße, er muss sich anstrengen, bei
Bewusstsein zu bleiben -, und einfach nur weiterzugehen und sich immer wieder
umzusehen, und selbst in der Menge kann er sie jetzt erkennen. Drei Typen, angezogen
wie etwas schräge Touristen, einer mit einem T-Shirt, auf dem steht: I love San
Diego, der zweite mit einem von Sea World und der dritte mit
einer Padres-Mütze, und Tim weiß nicht, wie er die hat übersehen können -
höchstens, weil er eben eine erstklassige Superniete ist.
    Tim weiß jetzt, dass er sich schwer übernommen hat, weil es
mittlerweile einfach zu viel ist, das er regeln müsste. Vielleicht könnte der
große Bobby Z mit dieser Scheiße fertig werden, denkt Tim, aber ich kann's
nicht. Erst mal lebend von hier wegzukommen und Kit zu finden, und dann geht
uns jetzt auch noch das Geld aus und unsere Glückssträhne ist auch vorbei, und
ich werde hier in diesem Zoo den Löffel abgeben, in Teufels Namen. Und ist das
nicht total bescheuert? Ich meine, da überstehst du drei Gefängnisstrafen, den
scheiß Golfkrieg, diese ganze Superscheiße in der Wüste, und dann kriegen sie
dich ausgerechnet im Zoo.
    Aber dann denkt er: Werden diese Typen dich wirklich
hier umlegen, am hellichten Tag und inmitten all dieser Leute? Und er
denkt: Na ja, offenbar schon, weil sie genau das eben versucht
haben, oder?
    Das Leben ist einfach die absolute Oberkacke.
    Am liebsten würde Tim sich hinsetzen und weiterlaufen zugleich, was,
wie selbst er weiß, ein Widerspruch ist. Aber dann fällt ihm plötzlich die
kleine Gondelbahn ein.
    Er denkt den Gedanken allerdings nicht zu Ende, was er erst merkt, als
er in eine der Kabinen steigt und ihm bewusst wird, dass er jetzt erst recht in
der Falle hockt, weil zwei der Typen in die Kabine hinter ihm steigen und der
dritte den Hügel hinaufläuft, um ihn oben abzupassen.
    Aber jetzt kann er sowieso nichts mehr dagegen machen, also zieht Tim
erst einmal sein Hemd hoch und schaut sich seine Seite an, und da ist eine
nette, fünf Zentimeter lange Schnittwunde, die wie blöd blutet und auch zu
brennen anfängt. Aber sie ist nicht allzu tief, das sieht er, und er denkt,
dass er wohl nicht daran verbluten wird, wenn er nur bald einen Verband kriegt.
Also stopft er das Hemd wieder in die Hose und fängt schon mal an, nach Kit
Ausschau zu halten.
    Der nicht auf seiner Bank bei den Gorillas sitzt.
    Plötzlich steigt eine höllische Angst in Tim auf, weil das Kind nicht
da ist, wo es sein soll.
    Tim schaut hektisch in alle Richtungen, kann

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