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Bobby Z

Bobby Z

Titel: Bobby Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ordentlich Mumm in den Knochen hat. Und genau deshalb ist
Gruzsa auch hier.
    »Halt die Fresse, Gruzsa«, sagt Duke. »Hab ich dir schon erzählt, dass
ich deine Mutter und deine Schwester gevögelt habe?«
    »Meine Mutter ist tot und meine Schwester lesbisch«, antwortet
Gruzsa. »Klingt also ganz nach dir.«
    Er greift in das kalte Wasser in der Mülltonne, zieht eine eiskalte
Flasche Red Dog heraus, schnipst den Kronkorken an einem der Tonnengriffe ab
und sagt: »Boom-Boom gibt 'ne hübsche Leiche ab, findest du nicht, Süßer?«
    »Was führt dich hierher, Gruzsa?«
    »Abgesehen von dem Genuss, Boom-Boom aufgebahrt zu sehen?«, fragt
Gruzsa. »Ich werd's dir sagen: Das hier ist das große Jahr der Begräbnisse.
Zuerst Stinkdog und dann Boom-Boom. Ich sags dir, Tim Kearney löscht noch die
ganze Familie aus, was?«
    Duke starrt ihn finster an. »Das hat Kearney gemacht?«
    »Ich dachte, das wüsstest du«, sagt Gruzsa. »Du weißt doch sonst immer
alles, Duke.«
    Gruzsa lässt ihn mit dieser Neuigkeit allein und schaut sich um. Nicht
gerade das, was sich ein polnischer Junge unter einer Totenfeier vorstellt.
Musik dröhnt, der Geruch von Schnaps und Dope hängt in der Luft. Drüben in der
Ecke verteilen ein paar Tussis Blowjobs, während in der anderen ein paar Typen
brav für eine Massenvergewaltigung anstehen, obwohl Gruzsa nicht sehen kann,
welche von den Bräuten gerade gevögelt wird.
    »Hast du Boom-Boom die Falle gestellt?«, fragt Duke.
    »Nein, ich hab Kearney die Falle gestellt«, antwortet Gruzsa.
    »Damit Boom-Boom ihn kriegt. Bloß dass dieser blöde Arsch alles
vermasselt hat. Ich muss dir eins sagen, Duke: Man soll ja nicht schlecht von
den Toten reden, aber ich glaube, die Boges haben's ein bisschen zu ausgiebig
untereinander getrieben, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Er kippt das Bier hinunter und nimmt sich ein neues.
    »Bedien dich«, sagt Duke.
    »Danke.« Gruzsa wischt sich seinen nassen Ärmel an der Sargecke ab.
»Wenn ich ihr war, würde ich mich mal in Laguna umschauen.«
    »Gibt bloß Tunten in Laguna.«
    »Nur zu deiner Information: Diese Tunte hat die gesamte Boge-Familie,
einen halben Indio-Stamm und einen Cowboy aus East County, der bislang als ein
ziemlich harter Bursche galt, aufgemischt«, sagt Gruzsa. »Ich würde also an
deiner Stelle auf meinen Arsch aufpassen, wenn ich mich in Laguna rumtreibe.«
    »Wenn du weißt, wo er ist, warum schnappst du ihn dir dann nicht
einfach?«
    »Ich will ihn mir nicht schnappen«, sagt Gruzsa. »Ich will seine
Leiche sehen.«
    Duke grinst. Mit seinen schartigen Schneidezähnen und den langen
Eckzähnen sieht er wie ein alter Wolf aus.
    »Wir können dafür sorgen, dass du seine Leiche siehst.«
    »Das hat Boom-Boom auch gesagt.«
    »Boom-Boom hat's im Alleingang versucht.«
    »Na und?“
    »Wir ziehen mit einer Armee los.« Gruzsa wirft die leere Flasche in hohem
Bogen in den Sarg und verschwindet.
     
    Tim findet den Wohnwagen am Strand. Nicht viel anders als der Trailer,
in dem er seine Kindheit in Desert Hot Springs verbracht hat - oder das, was
man so Kindheit nennt. Ein ganz beschissenes kleines Wohnmobil, wie die Dinger,
in denen diese armen Teufel das ganze Jahr über auf den Campingplätzen leben,
bloß dass dieses hier in El Morro Canyon am Strand steht. Genauer gesagt steht
es zusammen mit zwanzig anderen in einer abgelegenen Kurve, wo der Strand zu
Ende ist und eine riesige Felsklippe aufragt. Und oben auf dieser Klippe steht
ein riesiges weißes Haus mit Fenstern über zwei Stockwerke, von denen aus man
nach drei Seiten einen Blick aufs Meer hat.
    Es ist also doch ein bisschen anders als das Wohnmobil, in dem er
seine Kindheit - oder das, was man so Kindheit nennt - verbracht hat, denn
damals hatte man bloß einen Blick auf fünf andere Wohnmobile und einen
versifften Parkplatz.
    Jedenfalls ist es hier ziemlich schön. Das Meer ist schön, der Strand
ist schön, die große Klippe ist schön, und Tim Kearney lebt endlich am Strand.
    Was bescheuert ist, denkt Tim. Erst wenn es die halbe Welt auf meinen
Arsch abgesehen hat, komme ich endlich mal dazu, am Strand zu leben. Es hat ihn
einige Zeit gekostet, hierherzukommen. Nachdem er Mount Laguna Hals über Kopf
verlassen hat, stellte er das Motorrad in Carlsbad ab und erwischte noch den
späten Amtrak bis San Juan Capistrano. Kit hat fast die ganze Fahrt geschlafen
und war auch sonst ziemlich still.
    In San Juan Cap ist Tim ausgestiegen, ist die paar Blocks in den
Barrio gelaufen und

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