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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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arrogant oder würde immer nur an sich denken. Gewöhnlich steht der Mann da wie ein begossener Pudel und sagt, ja, so ist ihr Körper nun einmal, das wollte sie von mir, und ich konnte es ihr nicht geben. Ich bin der letzte Dreck, und ich hau’ ab, sobald ich die andere Socke gefunden habe.
    Das ist unfair, ehrlich gesagt, und grenzt schon ans Groteske. Genauso grotesk wie die Bemerkung, der Fiat Panda sei als Auto der letzte Dreck, bloß weil man keinen Kleiderschrank in den Kofferraum kriegt.
    Er mag in vielerlei Hinsicht der letzte Dreck sein – er bleibt ständig liegen, verbraucht zuviel Öl oder ist pastellgrün und auf der Heckscheibe steht das mitleiderregende Wort Turbo – , aber er ist nicht Dreck, weil ihn das auszeichnet, wofür er in erster Linie entworfen wurde: Kleinheit. Genausowenig ist der Volvo ein Drecksauto, weil man sich damit auf dem Parkplatz von Safeways nicht an der Schranke vorbeimogeln und ohne zu zahlen auf und davon fahren kann.
    Sie können mich dafür ruhig auf den Scheiterhaufen schleppen, aber die beiden Fahrzeuge sind einfach grundverschieden, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Sie sind für verschiedene Zwecke bei verschiedenen Geschwindigkeiten auf verschiedenen Straßen da. Sie sind verschieden. Andersartig. Ungleich.
    So, das mußte mal gesagt werden. Jetzt fühl’ ich mich auch nicht besser.
    Latifa und ich schliefen vor dem Frühstück zweimal miteinander, nach dem Frühstück einmal, im Lauf des Vormittags fiel mir noch Umbrabraun ein, und das machte dann einunddreißig, mein persönlicher Rekord.
     
    »Cisco«, sagte ich, »ich hab’ da mal ‘ne Frage.«
    »Klar, Rick. Nur zu.«
    Sein Blick streifte mich, dann langte er zum Armaturenbrett und drückte auf den Zigarettenanzünder.
    Ich überlegte einen langen, langsamen, minnesotischen Augenblick.
    »Wo kommt das Geld her?«
    Wir waren schon zwei Kilometer weiter, bevor er antwortete.
    Wir saßen in Franciscos Alfa Romeo, nur wir beide, rollten Stück für Stück die autoroute de soleil von Marseille nach Paris auf, und wenn er die Kassette mit »Born In The USA« noch einmal umdrehte, bekam ich wahrscheinlich Nasenbluten.
    Seit dem Attentat auf Dirk van der Hoeve waren drei Tage vergangen. Das Schwert der Gerechtigkeit fühlte sich ziemlich unbesiegbar, denn die Zeitungen brachten inzwischen andere Nachrichten, und bei der Polizei kratzte man sich angesichts des umfassenden Spurenmangels die computerisierten, datensammelnden Köpfe.
    »Wo das Geld herkommt?«, wiederholte Francisco schließlich, und seine Finger trommelten am Lenkrad.
    »Genau.«
    Die Autobahn zog vorbei. Breit, schnurgerade, französisch.
    »Warum interessiert dich das?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Nur so … weißte … dachte bloß.«
    Er lachte wie ein verrückter Rock ‘n’ Roller.
    »Laß das Denken, Ricky, mein Freund. Du bist fürs Tun da. Das ist dein Spezialgebiet. Bleib dabei.«
    Ich lachte mit, weil ich mich immer wohlfühlte, wenn Francisco mich so behandelte. Fünfzehn Zentimeter größer, und er wäre mir wie ein gutmütiger großer Bruder durchs Haar gefahren.
    »Klar. Ich dachte eben bloß …«
    Ich verschluckte den Rest. Dreißig Sekunden lang setzten wir uns etwas aufrechter hin, während ein dunkelblauer Peugeot der Gendarmerie an uns vorbeizog. Francisco ging einen Millimeter vom Gas und ließ ihn ziehen.
    »Ich dachte«, sagte ich, »also, als ich da den Scheck ausgestellt hab’, weißte, im Hotel … da hab’ ich gedacht … ich mein’ … das is’ ‘ne Menge Asche … weißte … ich mein’, wir sind zu sechst … Hotels und so … Flugtickets … echt ‘n Haufen Kohle. Und ich hab’ gedacht … ich mein’, wo kommt das alles her? Weißte, das muß doch wer bezahlen, was?«
    Francisco nickte weise, als versuchte er, mir bei einem komplizierten Problem zu helfen, bei dem es um Freundinnen ging.
    »Klar, Ricky. Das bezahlt auch wer. Irgendwer muß immer bezahlen.«
    »Genau«, sagte ich. »Hab’ ich mir auch gedacht. Irgendwer muß bezahlen. Und, ich mein’, also … weißte … wer?«
    Er sah einige Zeit geradeaus, dann drehte er sich zu mir und sah mich an. Lange. So lange, daß ich zwischendurch nach vorn schaute, um sicherzugehen, daß uns nicht schon eine Flotte quergestellter Lkw-Anhänger erwartete.
    Sonst hielt ich seinem Blick mit meiner entwaffnendsten Idiotie stand. Ricky ist ungefährlich, wollte ich signalisieren. Ricky ist ein ehrlicher Fußsoldat, ein schlichtes Gemüt, das bloß wissen

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