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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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neuerdings eigentlich immerzu denselben blöden Spruch anhören? Das machen doch alle, also zieh hier keine Show ab, pack lieber mit an, damit wir schneller fertig werden. Ich hätte sie ohrfeigen können, hätte ihr am liebsten gesagt, wer ich sei und was ich von der Operation hielte; daß der Mord an Dirk oder sonstwem nichts ändern, sondern allenfalls Franciscos beschissenes Ego noch weiter aufblähen werde, und das war jetzt schon groß genug, um die Armen der Welt zu beherbergen, und ein paar Millionen Kapitalisten paßten dann noch ins Gästezimmer.
    Zum Glück bin ich ein vollendeter Profi, daher nickte ich bloß, ließ den Kopf hängen, seufzte noch ein bißchen vor mich hin und verfolgte, wie ihre Hand immer näher kam.
    »Es ist schön, daß du dich schlecht fühlst«, sagte sie nach einigem Überlegen. Offensichtlich nicht viel Überlegen, aber immerhin. »Wenn du nichts fühlen würdest, hättest du keine Liebe und keine Leidenschaft. Und ohne Leidenschaft sind wir gar nichts.«
    Wir machen auch mit Leidenschaft nicht viel her, dachte ich und knöpfte mein Hemd auf.
    Schauen Sie, die Dinge änderten sich. Für mich.
    Die Dias waren der Tropfen gewesen, der das Faß zum Überlaufen brachte – die Dias hatten mir klargemacht, daß ich mich schon so lange in den Weltbildern anderer Leute bewegte, daß mir längst alles egal war. Murdah und seine Helikopter waren mir egal; Barnes und Sarah Woolf waren mir egal; O’Neal und Solomon waren mir egal und Francisco und das beschissene Schwert der Gerechtigkeit sowieso. Es war mir egal, wer bei dem Streit den kürzeren zog oder wer den Krieg verlor.
    Ich selbst war mir ganz besonders egal.
    Latifas Finger streiften meinen Handrücken.
     
    Meiner Meinung nach stecken Männer beim Sex in der Zwickmühle zwischen Chauvischwein und Schmusemax.
    Die Sexualapparate der beiden Geschlechter sind einfach nicht kompatibel, das ist die grausige Wahrheit. Der eine ist ein kleiner Flitzer, der sich zum Einkaufen und für kurze Fahrten durch die Stadt eignet und mit dem man überall einen Parkplatz findet; der andere ist ein Kombi, der für lange Strecken und schwere Lasten gedacht ist – insgesamt größer, komplexer und teurer im Unterhalt. Man kauft sich keinen Fiat Panda, wenn man Antiquitäten aus Bristol nach Norwich transportieren will, und einen Volvo kauft man sich aus keinem anderen Grund. Es geht nicht darum, daß der eine besser ist als der andere. Sie sind unterschiedlich, und damit basta.
    Wir sehen dieser Wahrheit heutzutage ungern ins Auge – denn Gleichheit lautet unsere Religion, und Ketzer sind immer noch so unbeliebt wie früher –, aber ich werde ihr ins Auge schauen, weil ich schon immer fand, daß Bescheidenheit im Angesicht der Fakten das einzige ist, was einen vernünftigen Menschen bei der Stange hält. Stell dich bescheiden den Tatsachen und stolz den Meinungen, wie George Bernard Shaw einmal gesagt hat.
    Hat er natürlich nicht. Ich wollte meiner Bemerkung bloß das Gewicht einer Autorität verleihen, weil die Bemerkung Ihnen garantiert nicht gefällt.
    Wenn ein Mann einem Anflug der Lust nachgibt, dann, na ja, dann war’s das auch schon. Ein Anflug. Ein Anfall. Ein Ereignis ohne Dauer. Versucht er aber, sich zu beherrschen, und sagt sich möglichst viele Bezeichnungen aus den Pantone-Farbtabellen auf oder welche Verzögerungstaktik er sonst am liebsten anwendet, dann wird er als gefühlskalter Techniker beschimpft. Der heterosexuelle Mann muß sich heutzutage unglaublich ins Zeug legen, wenn er beim Matratzenpflügen noch Anerkennung ernten will.
    Ja, ich weiß, Anerkennung ist auch nicht der Sinn der Übung. Aber das sagt sich so leicht, wenn man welche bekommt. Anerkennung, meine ich. Und als Mann bekommt man sie heute eben nicht. Bei der sexuellen Mobilmachung entscheiden Frauen über die Tauglichkeit. Da können Sie buhen, protestieren und schmollen, soviel Sie wollen, es bleibt die nackte Wahrheit. (Jetzt kommen Sie mir doch nicht damit, daß Männer andernorts über Frauen urteilen – sie bevormunden, sie tyrannisieren, sie disqualifizieren, sie unterdrücken und ihnen das Leben schwermachen. Wenn es um ekstatische Zuckungen geht, legen Frauen die Meßlatte an. Da muß dann der Fiat Panda versuchen an den Volvo ranzukommen, und nicht umgekehrt.) Kein Mann würde es jemals wagen, eine Frau zur Schnecke zu machen, weil sie eine Viertelstunde bis zum Orgasmus braucht; und falls doch, wirft er ihr bestimmt nicht vor, sie sei schwach,

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