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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Lächeln so breit, daß sie ohne Ohren im Kreis grinsen würden.
    Natürlich wüßte ich verdammt gern, was die beiden bloß so glücklich macht. Wenn’s ein Witz ist, will ich ihn auch hören – will selbst beurteilen, ob er’s wert ist, daß man sich dafür das Zwerchfell bricht, ob seine Pointe wirklich rechtfertigt, daß man über seinen Nachbarn herfällt und ihn auf diese Weise durchknetet. Oder ihn überhaupt an sich drückt.
    Ich kenn’ den Witz natürlich nicht, aber ich bin sicher, daß ich nicht darüber lachen könnte. Todsicher.
    Der Mann auf dem Dia, der den Arm um meine Dame des finsteren Turms legt und sie zum Lachen bringt – sie mit Gelächter erfüllt, sie mit Heiterkeit erfüllt, sie mit Stücken seiner selbst erfüllt, wie ich annehmen muß –, ist Russell P. Barnes.
     
    Wir machen hier eine Pause. Gesellen Sie sich wieder zu uns, nachdem ich die Diabüchse durchs Zimmer geworfen habe.
     

20
     
    Das Leben zerfällt in Schluchten,
    Schniefen und Strahlen,
    aber das Schniefen überwiegt.
    O. HENRY
     
    Ich erzählte Solomon alles. Ich konnte nicht anders.
    Sehen Sie, Solomon ist ein kluger Mann, einer der klügsten, die ich je kennengelernt habe, und der Versuch weiterzustolpern, ohne seinen Intellekt in Anspruch zu nehmen, wäre töricht gewesen. Bevor ich diese Dias zu Gesicht bekommen hatte, war ich im großen und ganzen auf mich allein gestellt gewesen und hatte eine einsame Ackerfurche gepflügt, aber jetzt mußte ich einsehen, daß der Pflug im rechten Winkel davongeeiert war und die Scheune gerammt hatte.
    Morgens um vier war ich endlich fertig, aber schon lange vorher hatte Solomon seinen Rucksack geöffnet und all die Sachen zutage gefördert, ohne die die Solomons dieser Welt anscheinend nie aus dem Haus gehen. Wir hatten eine Thermoskanne Tee und zwei Plastikbecher dabei, für jeden eine Orange und ein Obstmesser sowie ein halbes Pfund Cadbury’s Milchschokolade.
    Und beim Essen, Trinken, Rauchen und Naserümpfen übers Rauchen unterbreitete ich Solomon die Geschichte des Graduiertenkollegs vom Anfang bis zur Mitte: daß ich nicht hier war und das, was ich tat, zum Wohl der Demokratie tat, nicht dafür, daß meine Mitbürger ruhig schlafen konnten, und keine glückliche und freie Welt herbeiführte. Seit die ganze Angelegenheit ins Rollen gekommen war, hatte ich nur Waffen verkauft.
    Und das hieß, daß auch Solomon sie verkaufte. Ich war der Händler und Vertreter, und er saß irgendwo in der Marketingabteilung. Ich wußte, daß ihm diese Vorstellung Zahnschmerzen bereiten würde.
    Solomon war ganz Ohr, nickte und stellte im richtigen Moment die richtigen Fragen in der richtigen Reihenfolge. Ich konnte nicht beurteilen, ob er mir glaubte oder nicht, allerdings konnte ich das bei Solomon noch nie und werde es wohl auch nicht mehr lernen.
    Als ich fertig war, lehnte ich mich zurück und spielte mit einem Schokoladenriegel herum. Ich fragte mich, ob die Einfuhr von Cadbury’s in die Schweiz wohl das gleiche war wie Eulen nach Athen zu tragen, antwortete aber mit Nein. Seit meiner Kindheit sitzt Schweizer Schokolade auf dem absteigenden Ast, und heutzutage kann man sie nur noch seiner Tante schenken. Cadbury’s hingegen läuft und läuft und läuft, besser und billiger als jede andere Schokolade der Welt. Finde ich jedenfalls.
    »Das ist ja eine irrsinnige Geschichte, Master, wenn ich es einmal so formulieren darf.« Solomon stand da und starrte die Wand an. Hätte sie ein Fenster gehabt, hätte er vermutlich durchs Fenster gestarrt, aber sie hatte keins.
    »Darfst du«, sagte ich.
     
    Dann widmeten wir uns wieder den Dias und überlegten, welche Konsequenzen sie für uns haben mochten. Wir vermuteten und wir ahnten; wir kombinierten und kalkulierten und spekulierten; und als der Schnee schließlich irgendwo das erste Licht aufgabelte, durch die Fensterläden stopfte und unter der Tür durchschob, glaubten wir, alle Eventualitäten berücksichtigt zu haben.
    Es gab drei Möglichkeiten.
    Natürlich mit Nebenmöglichkeiten in Hülle und Fülle, aber im Moment war uns nicht nach Zwischentönen, also kehrten wir alle Nebenmöglichkeiten zu drei Haufen zusammen, und zwar folgenden: er beschiß sie; sie beschiß ihn; keiner beschiß den anderen, sondern sie waren einfach verliebt ineinander – zwei Amerikaner, die sich die langen Nachmittage in einer fremden Stadt vertrieben.
    »Wenn sie ihn bescheißt«, setzte ich zum x-ten Mal an, »was beabsichtigt sie dann damit? Was führt

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