Bockmist
im Verteidigungsministerium zur Seite steht.« Das schepperte zu Boden, und wir saßen alle bloß da. O’Neal sah mich an. »Es liegt im Ermessen dieser beiden Institutionen, ob wir Mr Lang verhaften oder nicht vielmehr andere Maßnahmen ergreifen, die die Aktivitäten Ihres Vaters betreffen.«
Ich bin kein großer Menschenkenner, aber selbst ich sah Sarah an, daß das ein ziemlicher Schock für sie war. Ihr Gesicht wurde erst aschfahl und dann kalkweiß.
»Was für Aktivitäten?«, fragte sie. »Was für eine Ermittlung?« Ihre Stimme klang unnatürlich. O’Neal schien sich in seiner Haut nicht besonders wohl zu fühlen, und ich wußte, daß er Angst hatte, sie könnte in Tränen ausbrechen.
Schließlich sagte er: »Wir verdächtigen Ihren Vater der Einfuhr illegaler Betäubungsmittel nach Europa und Nordamerika.«
Im Zimmer hätte man eine Stecknadel fallen hören können, und alle sahen Sarah an. O’Neal räusperte sich.
»Ihr Vater ist ein Drogenhändler, Miss Woolf.«
Jetzt war sie mit Lachen an der Reihe.
4
Hier lauert im Gras kaltschlüpfrig die Schlange!
VERGIL
Wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören, aber auch das Häßliche hat irgendwann ein Ende. Die geklonten Solomons rasten mit Sarah in einem der Rover zum Grosvenor Square, und O’Neal bestellte sich ein Taxi, das aber so lange brauchte, daß er sich noch ausgiebig über meine Einrichtung mokieren konnte. Der echte Solomon blieb, um die Becher abzuwaschen, und schlug dann vor, wir sollten uns doch ins Freie begeben und uns etliche warme, nahrhafte Biere einverleiben.
Es war erst halb sechs, aber die Pubs ächzten schon unter Unmengen junger Männer mit Schlips und Kragen sowie schiefen Schnurrbärten, die über Gott und die Welt schwadronierten. Im Salon des Schwan mit den zwei Hälsen konnten wir einen Tisch ergattern, und Solomon machte ein Riesenschauspiel daraus, in den Hosentaschen nach Kleingeld zu suchen. Ich meinte, er solle es als Spesen deklarieren, und er meinte, ich solle von den 30.000 Pfund bezahlen. Wir warfen eine Münze, und ich verlor.
»Ich bin Euch zu Dank verpflichtet, Master.«
»Cheers, David.« Wir nahmen beide einen langen Zug, und ich zündete mir eine Zigarette an.
Ich erwartete, daß Solomon mit einer Bemerkung zu den Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden den Anpfiff geben würde, aber ihm schien es vollkommen zu genügen, einfach dazusitzen und zuzuhören, wie sich eine Gruppe von Immobilienmaklern am Nebentisch über Autoalarmanlagen ausließ.
Er schaffte es, mir das Gefühl zu geben, der Pubbesuch wäre meine Idee gewesen, und das paßte mir ganz und gar nicht.
»David.«
»Sir.«
»Sind wir dienstlich hier?«
»Dienstlich?«
»Du solltest mit mir einen trinken gehen, stimmt’s? Mir auf die Schulter klopfen, mich betrunken machen und herausfinden, ob ich mit Princess Margaret schlafe.«
Es verdroß Solomon zu hören, daß ich den Namen der Royal Family unnützlich führte, und genau das war meine Absicht gewesen.
»Ich soll Euch auf den Fersen bleiben, Sir«, sagte er schließlich. »Und ich finde, das macht mehr Spaß, wenn wir am selben Tisch sitzen, das ist alles.« Anscheinend glaubte er, meine Frage wäre damit beantwortet.
»Was ist hier eigentlich los?«, fragte ich.
»Los?«
»David, wenn du hier nur Glubschaugen machst und alles nachplapperst, was ich sage, als hättest du dein ganzes Leben in einer Puppenstube gehockt, dann wird das ein ziemlich langweiliger Abend.«
Pause.
»Ziemlich langweiliger Abend?«
»Ach, halt den Rand. Du kennst mich doch, David.«
»Es ist dies in der Tat mein Privileg.«
»Ich war wirklich schon in den verschiedensten Branchen tätig, aber ein Meuchelmörder bin ich nun definitiv nicht.«
»Lange Erfahrung auf diesem Gebiet«, er trank noch einen großen Schluck Bier und leckte sich die Lippen, »hat in mir die Erkenntnis reifen lassen, daß niemand definitiv ein Meuchelmörder ist, bis er dann einer wird, Master.«
Ich sah ihn einen Augenblick lang an.
»Ich werde jetzt unflätig, David.«
»Wie es Euch beliebt, Sir.«
»Was zum Teufel soll denn das nun wieder heißen?«
Die Immobilienmakler hatten inzwischen das Thema weibliche Brüste entdeckt, das ihnen reichlich Stoff zur Erheiterung bot. Ich hörte ihnen zu und hatte das Gefühl, hundertvierzig Jahre alt zu sein.
»Es ist genauso wie bei Hundehaltern«, sagte Solomon. »›Mein Hundchen tut niemandem weh‹, beteuern sie. Und eines Tages sagen sie
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