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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Kopf aus der Tür streckte, mich in sein Zimmer bat und sich als Graham Halkerston, Filialleiter, vorstellte.
    »Was kann ich für Sie tun, Mr Lang?«, fragte er und ließ sich hinter einem jungen Rotschopfschreibtisch nieder.
    Ich warf mich im Stuhl ihm gegenüber in Geschäftspositur (oder was ich dafür hielt) und strich meine Krawatte glatt.
    »Nun, Mr Halkerston«, sagte ich, »ich komme wegen einer Geldsumme, die unlängst auf meinem Konto eingegangen ist.«
    Er sah auf einen Computerausdruck vor sich auf dem Schreibtisch.
    »Darf ich annehmen, daß es sich dabei um eine Überweisung vom 7. April handelt?«
    »7. April«, wiederholte ich langsam und versuchte, die Summe nicht mit den anderen Zahlungseingängen über 30.000 Pfund zu verwechseln, die ich im April verbucht hatte.
    »Ja«, sagte ich, »das muß sie sein.«
    Er nickte.
    »29.411 Pfund und 7 6 Pence. Möchten Sie das Geld transferieren, Mr Lang? Wir hätten da verschiedene hochverzinsliche Festgeldkonten anzubieten, die alle Ihre Wünsche befriedigen müßten.«
    »Meine Wünsche?« »Ja. Jederzeit kündbar, progressive Zinsen, Sechzigtagebonus, ganz wie Sie wünschen.« Es hörte sich merkwürdig an, wenn ein Mensch aus Fleisch und Blut solche Worte in den Mund nahm. Bisher hatte ich sie nur auf Reklametafeln gesehen.
    »Großartig«, sagte ich. »Ganz großartig. Gegenwärtig, Mr Halkerston, wünsche ich lediglich, daß Sie dieses Geld in einem Zimmer mit einem anständigen Schloß vor der Tür aufbewahren.« Er starrte mich mit leerem Gesicht an. »Mich interessiert vielmehr der Ursprung dieser Überweisung.« Das leere Gesicht wich einer totalen Mattscheibe. »Wer hat mir dieses Geld gegeben, Mr Halkerston?«
    Es war ihm anzusehen, daß unerbetene Spenden im Bankwesen nicht eben alltäglich waren, und erst nach weiteren Momenten der Leere, gefolgt von Papiergeraschel, stand Halkerston wieder am Netz.
    »Die Einzahlung erfolgte in bar«, sagte er. »Infolgedessen habe ich keine Unterlagen darüber, wo das Geld herstammt. Wenn Sie sich jedoch einen Augenblick gedulden mögen, kann ich Ihnen eine Kopie des Einzahlungsbelegs beschaffen.«
    Er drückte auf einen Knopf der Sprechanlage und bat nach Ginny, die dann auch brav mit einem Aktendeckel hereinzockelte. Während Halkerston darin blätterte, fragte ich mich, wie Ginny es unter dem Gewicht der über ihr Gesicht verteilten Schminke schaffte, den Kopf geradezuhalten. Darunter sah sie vielleicht ganz hübsch aus. Aber vielleicht war sie auch Dirk Bogarde. Ich werde es nie erfahren.
    »Da haben wir’s«, sagte Halkerston. »Das Feld des Auftraggebers ist freigelassen worden, aber da steht seine Unterschrift. Offer. Vielleicht auch Offee. T. Offee, genau.«
     
    Paulies Kanzlei lag in Middle Temple, und ich erinnerte mich dunkel, daß er mir mal erklärt hatte, das liege in der Nähe der Fleet Street, und mit einem schwarzen Taxi fand ich schließlich dorthin. Normalerweise reise ich nicht so aufwendig, aber als ich schon mal in der Bank war, dachte ich, es könnte doch kaum schaden, wenn ich ein paar hundert Pfund meiner Silberlinge als Spesen verballerte.
    Paulie selbst war im Gericht bei einem Fall von Unfallflucht und spielte wieder einmal den Bremsklotz an den Mühlen der Gerechtigkeit, deswegen bekam ich keinen Sonderzutritt zur Kanzlei von Milton Crowley Spencer. Statt dessen mußte ich mich der Befragung durch einen Angestellten unterziehen, welcher Beschaffenheit mein »Problem« sei, und als er damit fertig war, fühlte ich mich schlimmer als je zuvor in einer Klinik für Geschlechtskrankheiten.
    Nicht daß ich viele Kliniken für Geschlechtskrankheiten von innen gesehen hätte.
    Nachdem ich diese Präliminarien hinter mich gebracht hatte, durfte ich in einem Wartezimmer Däumchen drehen, in dem alte Ausgaben von Expressions auslagen, der Zeitschrift für Inhaber von American-Express-Karten. Ich vertrieb mir also die Zeit mit der Lektüre von Artikeln über Maßhosenschneider in der Jermyn Street, Strumpfwirker in Northampton und Hutzüchter in Panama, wie groß Kerry Packers Chancen waren, in diesem Jahr die Veuve-ClicquotPolomeisterschaft auf Smith’s Lawn zu gewinnen, und frischte überhaupt mein Wissen über all die großen Begebenheiten hinter den Kulissen der Nachrichten auf, bis der Angestellte zurückkam und mir seine keck hochgezogenen Augenbrauen zuteil werden ließ.
    Ich wurde in ein großes, eichengetäfeltes Zimmer geführt, das an drei Wänden Regale mit Elizabeth Regina

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