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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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benötigten Informationen zu gelangen?«
    »Genau da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte ich. »Mein Freund ist verreist.«
    Es entstand wieder eine Pause, und Spencer zwinkerte langsam. Ein langsames Zwinkern kann merkwürdig beleidigend wirken. Ich muß das wissen, denn ich setze es selbst ein.
    »Sie können gern vom Sekretariat aus telefonieren.«
    »Er hat mir keine Nummer dagelassen.«
    »Es tut mir leid, Mr Fincham, aber dann stecken Sie wohl in Schwierigkeiten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden …« Er schob sich die Brille wieder auf die Nase und vertiefte sich in einige Papiere vor sich auf dem Schreibtisch.
    »Mein Freund suchte jemanden«, sagte ich, »der einen Mord begehen sollte.«
    Runter mit der Brille, hoch mit dem Kinn.
    »Also wirklich!«
    Lange Pause.
    »Also wirklich«, wiederholte er, »da dies an und für sich bereits eine gesetzwidrige Tat wäre, ist es äußerst unwahrscheinlich, daß er von einem Angestellten dieser Kanzlei auch nur die geringste Unterstützung erhalten hätte, Mr Fincham …«
    »Er versicherte mir, Sie seien äußerst entgegenkommend gewesen …«
    »Mr Fincham, ich möchte offen mit Ihnen sprechen.« Die Stimme war ein ganzes Stück härter geworden, und ich merkte, daß es Spaß machen mußte, Spencer vor Gericht zu erleben. »Ich hege zunehmend den Verdacht, daß Sie hier die Rolle des agent provocateur übernommen haben.« Sein Französisch war selbstsicher und makellos. Ach klar, er hatte natürlich eine Villa in der Provence. »Ich weiß nicht, aus welchem Grund«, fuhr er fort, »aber es interessiert mich auch nicht übermäßig. Ich weigere mich indes, Ihnen weitere Auskünfte zu erteilen.«
    »Oder nur in Gegenwart Ihres Anwalts.«
    »Schönen Tag noch, Mr Fincham.« Brille rauf.
    »Mein Freund erzählte mir des weiteren, Sie hätten sogar die Bezahlung seines neuen Angestellten arrangiert.«
    Keine Antwort. Ich wußte, daß ich von Mr Spencer keine Antworten mehr erwarten konnte, aber ich hatte noch keine Lust aufzuhören.
    »Mein Freund erzählte auch, Sie hätten das Einzahlungsformular höchstpersönlich unterzeichnet«, sagte ich. »Handschriftlich.«
    »Ich habe es satt zu hören, was Ihr Freund Ihnen alles erzählt hat, Mr Fincham. Wie gesagt, schönen Tag noch.«
    Ich stand auf und ging zur Tür. Der Stuhl kreischte erleichtert auf.
    »Stehen Sie noch zu dem Angebot, Ihr Telefon benutzen zu dürfen?«
    Er sah nicht einmal hoch.
    »Die Kosten des Telefonats werden auf das Honorar aufgeschlagen.«
    »Honorar wofür?«, fragte ich. »Sie haben mir nicht geholfen.«
    »Ich habe Ihnen meine Zeit gewidmet, Mr Fincham. Wenn Sie sie nicht zu nutzen wissen, haben Sie sich das selbst zuzuschreiben.«
    Ich öffnete die Tür.
    »Nun, ich danke Ihnen jedenfalls, Mr Spencer. Ach, übrigens …« Ich wartete, bis er hochsah. »Im Garrick gibt es ein häßliches Gerücht, daß Sie beim Bridge schummeln. Ich hab’ den Jungs gesagt, das sei alles Mumpitz und dummes Zeug, aber Sie wissen ja, wie das ist. Die denken sich halt ihren Teil. Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
    Billig. Aber was Besseres fiel mir auf die Schnelle nicht ein.
    Der Angestellte spürte, daß ich keine große Persona grata war, und warnte mich mürrisch, ich könne im Laufe der nächsten Tage mit ihrer Honorarforderung rechnen.
    Ich dankte ihm für seine Güte und wandte mich zum Treppenhaus. Dabei fiel mir auf, daß sich inzwischen jemand anderes auf meinen Trampelpfad durch die alten Ausgaben von Expressions begeben hatte, der Zeitschrift für Inhaber von American-Express-Karten.
    Kleine Schmerbäuche in grauen Anzügen: eine Riesengruppe.
    Kleine Schmerbäuche in grauen Anzügen, die ich in einer Amsterdamer Hotelbar an den Eiern gepackt hatte: eine sehr kleine Gruppe.
    Winzig, um genau zu sein.
     

5
     
    Nimm einen Strohhalm und wirf ihn in die Luft,
    Daran sollst du erkennen, woher der Wind weht.
    JOHN SELDEN
     
    Jemanden zu verfolgen, ohne daß er es merkt, ist keineswegs der Pipifax, nach dem es im Kino immer aussieht. Ich hatte ein kleines bißchen Erfahrung als Profi-Verfolger und ein großes bißchen Erfahrung mit dem Profi-Zurückkommen ins Büro und der Auskunft »Wir haben ihn verloren«. Solange Ihr Ziel nicht doof, tunnelsichtig und fußlahm ist, brauchen Sie mindestens zwölf Männer und eine Funkausrüstung im Gegenwert von 15.000 Pfund, um das anständig über die Bühne zu bringen.
    Das Problem bei McCluskey war, daß er, im Jargon gesprochen, ein Spieler war –

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