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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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einen Mann namens Woolf umzubringen.«
    Jetzt war alle Farbe aus O’Neals Gesicht gewichen. Er sah aus wie ein Mann, der gerade gemerkt hat, daß er einen Liebesbrief im falschen Umschlag in den Briefkasten gesteckt hat.
    »Aber das ist doch unmöglich«, stammelte er. »Ich meine, das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Das heißt noch lange nicht, daß es unmöglich ist«, sagte ich.
    Aber O’Neal hörte schon nicht mehr richtig zu. Er war in fürchterlicher Verfassung. Also wandte ich mich an Solomons Adresse.
    »Ich weiß, daß ich nur das Dienstmädchen bin«, sagte ich, »und hier nichts zu sagen habe, aber ich habe folgende Theorie: Woolf weiß, daß es allerlei Organisationen auf Erden gibt, die ihm den Tod wünschen. Er macht, was jeder machen würde, kauft sich einen Hund, stellt einen Leibwächter ein, verrät niemandem, wo er hinwill, oder erst, wenn er schon da ist, aber«, ich sah, wie O’Neal sich zur Konzentration zwingen mußte, »er weiß, daß das nicht reicht. Seine Todfeinde sind Experten, absolute Profis, und über kurz oder lang werden sie den Hund vergiften und den Leibwächter bestechen. Also hat er nur eine Wahl.«
    O’Neal starrte mich an. Plötzlich merkte er, daß sein Mund offenstand, und klappte ihn lautstark zu.
    »Und die wäre?«
    »Entweder trägt er den Krieg ins feindliche Lager«, sagte ich. »Was unter den uns bekannten Umständen nicht besonders ratsam wäre. Oder er geht mit den Schlägen mit.« Solomon biß sich auf die Lippe. Das war nur recht und billig, denn was ich da sagte, klang ziemlich scheußlich. Aber es war besser als alles, was sie im Moment anzubieten hatten. »Er sucht sich jemanden, bei dem außer Zweifel steht, daß er den Job ausschlägt, und gibt ihm den Job. Er streut das Gerücht, daß man ihm ans Leder wolle, und hofft, daß seine echten Feinde erst mal einen Gang runterschalten, weil sie annehmen, der Job würde auch ohne Risiken und Kosten ihrerseits erledigt.«
    Solomon schob wieder Dienst am Post Office Tower, und O’Neal runzelte die Stirn.
    »Glauben Sie das wirklich?«, fragte er. »Ich meine, halten Sie das wirklich für möglich?« Ich sah ihm an, daß er verzweifelt versuchte, das Problem in den Griff zu bekommen, selbst wenn der Griff beim ersten Ziehen abgehen sollte.
    »Ja, ich halte es für möglich. Nein, ich glaube es nicht. Aber ich erhole mich gerade von einer Schußwunde, und mehr hab’ ich nicht zu bieten.«
    O’Neal fing an, im Zimmer auf und ab zu laufen, und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Auch ihm setzte die Hitze zu, aber er hatte keine Zeit, den Mantel abzulegen.
    »Gut«, sagte er, »vielleicht will jemand Woolfs Tod. Ich kann nicht behaupten, daß es der Regierung Ihrer Majestät das Herz bräche, wenn er morgen einem Bus unter die Räder käme. Gehen wir weiter davon aus, daß er mächtige Feinde hat und daß normale Sicherheitsvorkehrungen nichts nützen. So weit, so gut. Richtig, er kann den Krieg nicht ins feindliche Lager tragen«, die Phrase hatte es O’Neal angetan, das merkte man. »Also setzt er selber pro forma einen Killer auf sich an. Aber auch das klappt nicht.« O’Neal blieb stehen und sah mich an. »Ich meine, woher wollte er denn wissen, daß es pro forma blieb? Woher wollte er wissen, daß Sie die Sache nicht doch noch durchziehen?«
    Ich sah Solomon an, und er wußte, daß ich ihn ansah, drehte sich aber nicht um.
    »Man hat mir so was nicht zum ersten Mal angeboten«, sagte ich. »Und früher ging’s um weit mehr Geld. Ich hab’ nein gesagt. Vielleicht war ihm das bekannt.«
    O’Neal fiel plötzlich wieder ein, daß er mich nicht ausstehen konnte.
    »Haben Sie immer nein gesagt?« Ich starrte ihn an, so unerschütterlich ich konnte. »Vielleicht haben Sie sich inzwischen geändert«, sagte er. »Vielleicht brauchen Sie auf einmal Geld. Es bleibt ein viel zu großes Risiko.«
    Ich zuckte mit den Schultern, und die Achselhöhle durchzuckte Schmerz.
    »Kaum«, sagte ich. »Er hatte seinen Leibwächter, und bei mir wußte er zumindest, aus welcher Richtung die Bedrohung kam. Rayner hat mich tagelang beschattet, bevor ich ins Haus eingestiegen bin.«
    »Aber Sie sind dort eingestiegen, Lang. Sie sind wirklich …«
    »Ich wollte ihn warnen. Ich fand, das war meine Pflicht als guter Bürger.«
    »Schon gut. Schon gut.« O’Neal nahm seine Wanderungen wieder auf. »Und wie ›streut er das Gerücht‹, daß ein Killer hinter ihm her sei? Schreibt er das vielleicht an Klowände oder gibt beim

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